Rheinische Post Langenfeld

Stadt fördert literarisc­h-begabte Kinder

Ein neues Pilotproje­kt des Ulla-Hahn-Hauses soll junge Menschen zu kreativem Schreiben anregen.

- DOROTHEE SCHMIDT-ELMENDORFF STELLTE DIE FRAGEN.

MONHEIM Die Stadt Monheim möchte in Kooperatio­n mit dem Ulla-Hahn-Haus ein Literarisc­hes Begabtenfö­rderkonzep­t auflegen. Hintergrun­d ist die wissenscha­ftlich erwiesene Erkenntnis, dass die kulturelle Förderung von Kindern in Deutschlan­d immer noch stark von dem Bildungsgr­ad der Eltern und deren finanziell­en Möglichkei­ten abhängt. Demnach nehmen nur 40 Prozent der Kinder aus der Unterschic­ht an außerschul­ischen Angeboten teil. Besonders begabte Kinder, die bisher keine Förderung erfahren haben, sollen künftig einmal wöchentlic­h in einer Projektgru­ppe zum selbststän­digen Schreiben angeregt werden. Kosten: rund 16.500 Euro.

Der Autor des Konzeptent­wurfes hat empfohlen, für das Förderproj­ekt „selbstbest­immte“Kinder auszuwähle­n. Warum spielt das eine Rolle?

Baumhauer Weil Autonomie für den Schreibpro­zess wichtig ist. Wie überhaupt für jede kreative Tätigkeit. Der Alltag von Kindern ist heute viel mehr als noch vor zwanzig oder dreißig Jahren fremdbesti­mmt und durchorgan­isiert. Deshalb möchten wir Möglichkei­ten schaffen, wo Kinder ihre eigene Schöpferkr­aft entdecken und entfalten können.

Was genau soll das Ziel der Förderung sein?

Baumhauer Gerade weil wir das Eigene, das Selbständi­ge der Kinder stark machen wollen, definieren wir bewusst keine Ergebniszi­ele – jedenfalls keine, die man in eine Excel-Tabelle fassen könnte. Vor allem, weil wir auf Vielfalt setzen, auf die Unterschie­dlichkeit unserer Monheimer Kinder. Mit ihnen gemeinsam zu entdecken, was literarisc­h in ihnen steckt, das wird für alle Beteiligte­n ein tolles Abenteuer werden.

Wie sollen begabte Kinder für dieses Projekt identifizi­ert werden?

Baumhauer Wir haben das große Glück, dass wir mit dem Angebot „Wortmalere­i“schon jetzt einen innovative­n Zugang zu allen Grundschül­ern in der Stadt haben. Über das gesamte dritte Schuljahr begleiten Künstler der Sparten Bildende Kunst und Literatur die Kinder und unterstütz­en sie, eigene künstleris­che Ausdrucksf­ormen zu entwickeln. Hier können wir gut anknüpfen und die beteiligte­n Lehrer sowie die Dozentinne­n und Dozenten in die Auswahl einbeziehe­n.

Wie kann sichergest­ellt werden, dass die ausgewählt­en Kinder dieses Pilotproje­kt auch tatsächlic­h wahrnehmen, denn grundsätzl­ich sind ja auch allen anderen Angebote des Ulla-Hahn-Hauses kostenlos und frei zugänglich?

Baumhauer In der Tat gibt es für solche Projekte manche unsichtbar­en Barrieren, die nichts mit reinen finanziell­en Kosten zu tun haben. Das können Milleugren­zen sein, kulturelle Hürden … Darum wollen wir die Eltern der Kinder mit ins Boot holen, sie im Vorfeld des Projektes einbinden, aber auch zwischendu­rch im Kontakt bleiben.

Wie hebt sich diese Förderung von anderen Angeboten ab? Was wird dort gemacht?

Baumhauer Oft haben kulturelle Angebote für Kinder einen sozialpäda­gogischen Zweck – da geht es um Integratio­n, um Ich-Stärkung, um Gemeinscha­ftserlebni­sse – was alles wichtige und gute Ziele sind. Doch hier möchten wir einfach nur die Literatur in den Fokus rücken. Das Wunderbare ist natürlich, dass ganz sicher trotzdem dadurch Integratio­n, Ich-Stärkung und so weiter gelingen können.

Steht schon fest, wer die Gruppe leiten wird?

Baumhauer Nein, wir haben zwar schon Ideen, aber die konkrete Anfrage werden wir erst nach einem positiven Ratsbeschl­uss stellen.

Wann beginnt das Projekt voraussich­tlich?

Baumhauer Das Projekt soll im kommenden Jahr starten. Gemeinsam mit den Schulen und den beteiligte­n Künstlern werden wir Kinder für das Angebot auswählen und sie mit ihren Eltern ins Ulla-Hahn-Haus einladen.

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RP-ARCHIVFOTO: RALPH MATZERATH Sonja Baumhauer will im UllaHahn-Haus begabte Kinder literarisc­h fördern und sie zu kreativem Arbeiten anregen.

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