SGL-Trainer Jurek Tomasik wirft die Brocken hin
Die 25:41-Pleite des Drittligisten SG Langenfeld gegen Minden war der Auslöser. Der bisherige Co-Trainer Markus Becker übernimmt.
LANGENFELD Das hört sich irgendwie nach Fußball an. Die Vorbereitung hat kaum begonnen – und der Trainer ist weg. Die Saison ist erst ein paar Tage alt – und wieder ist ein Trainer weg. In diesem Fall dreht sich das Personal-Karussell allerdings bei den Kollegen, die das kleinere Spielgerät bevorzugen. Erst vor Kurzem stieg Olaf Schulz aus persönlichen Gründen bei der in die Handball-Oberliga aufgestiegenen Zweiten der SG Langenfeld (SGL) aus. Es gab eine interne Lösung: Die seit einer Ewigkeit für die SGL aktiven Spieler Matthias Herff und Alexander Klimke übernahmen. Jetzt folgte das nächste Beben: Jurek Tomasik, der mit der ersten Mannschaft vor ein paar Monaten aus der Regionalliga in die 3. Liga aufgestiegen war, zog nach. Rund 48 Stunden nach der verheerend schlechten Leistung beim 25:41 gegen den TSV GWD Minden II entschloss sich Tomasik, der bereits kurz nach dem Abpfiff sehr nachdenklich gewirkt hatte, zu einem drastischen Schritt: Der Coach trat mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurück.
„Ich habe Teile der Mannschaft nicht mehr erreicht“, sagt Tomasik, der die für die 3. Liga notwendige Einstellung vermisste: „Das ist eine andere ganz andere Kategorie. Und zwischen Spielern und Trainern muss es immer ein Nehmen und Geben sein.“Die neue Saison ist damit gerade erst drei Spieltage alt, doch für die SGL droht sie plötzlich doppelt und dreifach kompliziert zu werden. Langenfeld, das in der vergangenen Saison zum zweiten Mal nach 2015/2016 den Sprung in die 3. Liga geschafft hatte, steht vor ungeahnten Herausforderungen.
Nachfolger des bisherigen Chef-Trainers wird dessen Co-Trainer Markus Becker, der erst am Anfang dieser Saison vom Longericher SC zur SGL gekommen war – und den Tomasik selbst als interne Lösung vorschlug. „Ich traue das Markus ohne Einschränkung zu“, erklärt der Sportliche Leiter Dennis Werkmeister, „er wird alle nötige Unterstützung bekommen.“In einer (Krisen-) Sitzung am Donnerstag will Werkmeister zudem die Mannschaft sehr intensiv in die Pflicht nehmen: „Natürlich kannst du verlieren. Aber diese Art und Weise geht gar nicht.“
Neu-Coach Becker sieht die überraschende Wende auch als persönliche Chance, sich selbst in der 3. Liga zu beweisen. Und er will vor allem nach vorne blicken: „Ich werde alles auf null stellen.“Ob es gelingt, den Reset-Knopf zu drücken und das Team wieder zum Leben zu erwecken, dürfte sich am Freitag zeigen. Dann tritt der Drittletzte Langenfeld um 20 Uhr beim ungeschlagenen Ersten Leichlinger TV an.
Ins zweite Abenteuer 3. Liga war die SGL mit einem 29:29 bei der
Jurek Tomasik Ex-Trainer SG Langenfeld
SG Menden Sauerland Wölfe gestartet. Der Einstieg hatte die Hoffnung genährt, dass es eine realistische Chance auf den Klassenerhalt gibt. Es folgte das 24:28 bei der Ahlener SG, als Langenfeld nach einer 12:9-Führung komplett den Faden verlor, sieben Gegentreffer in Folge zum 12:16-Rückstand kassierte und dann in der zweiten Halbzeit chancenlos war. Trotzdem dürfte niemand geahnt haben, welch peinlicher Auftritt zur Heimpremiere in der neuen Saison folgen sollte. Gegen Minden II wurde aus dem 14:15 zur Pause eine 25:41-Bruchlandung. Nicht mal ältere Handball-Anhänger können sich daran erinnern, wann eine Langenfelder Mannschaft derart leblos, ideenlos und leidenschaftslos wirkte.
„Natürlich war das ein Offenbarungseid“, sagt Tomasik-Nachfolger Becker, „aber es steckt wesentlich mehr in der Mannschaft, als wir da gesehen haben. Ich hoffe, dass ich neue Impulse setzen kann.“In den kommenden Aufgaben beim Ersten Leichlingen, gegen den Fünften Longericher SC (22. September) und gegen den Zweiten SG Schalksmühle-Halver Dragons (29. September) sieht Becker gleichzeitig keinen Druck, etwas Zählbares holen zu müssen. Alle drei Gegner dürften eine Nummer zu groß sein, sodass anschließend vielleicht 1:11 statt der bisherigen 1:5 auf dem Konto des Drittletzten stehen. Die SGL sollte allerdings nachweisen, warum sie ihr Recht zum Aufstieg in die 3. Liga wahrnehmen wollte. Das ist nicht mehr und nicht weniger als eine Charakterfrage.
„Ich habe Teile der Mannschaft nicht mehr erreicht. Es muss ein Geben und Nehmen sein“