Untreue-Prozess abgebrochen
Eine Steuerberaterin soll einen Kaufmann um 2,5 Millionen Euro erleichtert haben. Sie war aber nicht verhandlungsfähig.
von Wulf Kannegießer
Der Strafprozess gegen eine Steuerberaterin wegen Untreue in 49 Fällen ist gestern wegen einer Erkrankung der Frau abgebrochen worden. Laut Anklage vorm Amtsgericht soll die 54-Jährige über Jahre hinweg nicht nur die Konten eines Immobilienkaufmanns betreut, sondern auch 2,5 Millionen Euro für sich abgezweigt haben. Nach Angaben ihrer Anwälte will sie diese Vorwürfe allerdings bestreiten. Einen Termin für die Neuauflage gibt es noch nicht.
Sie habe starke Leibschmerzen und sei geistig „wie in Watte gepackt“, also unfähig, sich zu konzentrieren: Das ließ die Angeklagte die Richter direkt nach Verlesung der Anklage wissen. Ein eilends in den Gerichtssaal gerufener Gutachter untersuchte die Angeklagte und bestätigte ihre Beschreibung. Sein Fazit: Gegen die 54-Jährige könne in diesem Zustand nicht verhandelt werden. Nach Version der Staatsanwaltschaft soll sie zwischen Mitte 2011 und Anfang 2016 steuerliche und buchhalterische Arbeiten für den Großkaufmann aus der Immobilienbranche geleistet haben. Kontovollmacht besaß sie aber nicht, so dass sie die Honorare für ihre Dienste stets per Überweisungsträger dem Kaufmann vorlegen ließ. Kaum hatte der diese abgezeichnet, soll die Finanzexpertin die Beträge nachträglich verändert haben, indem sie eine 5 oder eine 6 davor setzte. So seien aus 2000 Euro plötzlich 52.000 oder sogar 62.000 Euro geworden. In 49 Fällen, die die Anklage nun auflistet, hat sie angeblich das Geld erschwindelt. Statt mit der Klärung dieser Vorwürfe war das Gericht nur mit dem Gesundheitszustand der Frau beschäftigt. Nachdem klar war, dass sie nicht verhandlungsfähig ist, setzte das Gericht den Prozess auf unbestimmte Zeit aus.