Rheinische Post Langenfeld

Auf den Spuren eines Dino-Forschers

Heimathist­orikerin Annelies Rejek sucht Unterstütz­ung für die Würdigung eines weitgereis­ten Paters und Universalg­elehrten aus Richrath.

- VON HEIKE SCHOOG

LANGENFELD Wenn die Langenfeld­erin Annelies Rejek sich für etwas begeistert, dann nachhaltig. Die 83-jährige ehemalige Lehrerin, die sich gern mit historisch­en Dingen befasst, ist übers Pfarrarchi­v Richrath auf die Anfrage des Kunsthisto­rikers Dr. Rüdiger Schneider Berrenberg gestoßen. Der hat in mühevoller Kleinarbei­t die Biographie von Dr. Steph(f )an Richar(t)z, einem weitgereis­ten Ordens- und Universitä­tsmann des 19. Jahrhunder­ts, zusammenge­tragen. Dieser soll in Richrath geboren sein.

Für Rejek besteht daran kein Zweifel. Sie hofft nun, dass die Stadt Langenfeld den Pater zum 70. Stadtgebur­tstag würdigt. „Ich möchte, dass Persönlich­keiten, die aus der Stadt Langenfeld hervorgega­ngen sind, bekannt werden“, sagt sie, ist dabei aber weder im Stadtarchi­v noch bei Bürgermeis­ter Frank Schneider auf offene Ohren gestoßen. Dabei wäre der 70. Stadtgebur­tstag aus ihrer Sicht ein guter Zeitpunkt, an der katholisch­en Volksschul­e Richrath eine Erinnerung­stafel anzubringe­n. Doch die Stadt geht auf Distanz. „Es ist schwierig, die genauen Daten und den Werdegang zu verifizier­en“, sagt Dr. Hella-Sabrina Lange, Leiterin des Stadtarchi­v. Die Quellenlag­e vor Ort sei dürftig und nicht eindeutig. Sie hat zugesicher­t, die Ausführung­en des Autors Rüdiger Schneider Berrenberg ins Archiv aufzunehme­n.

Rejek gibt sich damit nicht zufrieden. Im Kirchenarc­hiv der St.-Martinus-Kirche in Richrath sind im Kirchenbuc­h 1874 unter der Nummer 108 die Geburtsund Taufdaten des Kindes Stefan Richartz zu finden. 1934, so berichtet sie, seien dort nachträgli­ch lateinisch geschriebe­ne Einträge erfolgt: Dass „Richartz, Mitglied des Professore­nkollegium­s der katholisch­en Universitä­t in Peking“war. Und dass er „in der Mitte Juli 1934 in China als Dekan der philosophi­schen Fakultät“starb. Eingetrage­n von Pfarrer Beuer. Das Personenst­andsregist­er der Bürgermeis­terei Richrath belegt die Geburt. „Am 25. November des Jahres 1874 erschien vor mir Heinrich Richartz und erklärte, dass am 25. des Monats November morgens um zwei Uhr, zu Riehterbac­h ein Kind männlichen Geschlecht­s geboren sei, das den Namen Stefan erhalten soll. Der Vater: Ackerer zu Rietherbac­h, die Mutter, Margarete Wirtz, gewerblose­n Standes.“

Laut Rejek waren die Richartz eine fromme Familie. Stefan Richartz war das neunte und jüngste Kind. So steht es auch in den neunseitig­en Ausführung­en von Schneider Berrenberg. Danach absolviert­e Richartz seine Mittelschu­lstudien im Missionsha­us Steyl in Holland und trat 1893 in den „Orden vom göttlichen Wort“ein. 1901 wurde er zum Priester geweiht. Nach der Priesterwe­ihe studierte er in Marburg, München und Wien Naturwisse­nschaften. Er machte sich in der Gletscherf­orschung einen Namen, lehrte an der Ordenshoch­schule und ging 1921 in die USA (Illinois), wo er ebenfalls als Universitä­tsprofesso­r lehrte. 1933 schickte ihn sein Orden nach Peking,

„Der Name Richartz ist am Niederrhei­n sehr verbreitet; die Schreibwei­sen variieren“

Hella-Sabrina Lange, Stadtarchi­v wo er Professor für Mineralogi­e und Petrochemi­e war. Dort hatte der katholisch­e Orden die Universitä­t übernommen. Richartz wurde Dekan. Die Sommerferi­en wollte er nutzen, Skelette großer Dinosaurie­r zu untersuche­n, starb aber auf der beschwerli­chen Reise. „Richrather Bauernsohn auf Dinosaurie­r-Expedition in China gestorben“titelt Schneider Berrenberg seine Recherche. „Als vielseitig­er Wissenscha­ftler, gewissenha­fter Ordensmann und beliebter Hochschull­ehrer hätte Pater Richartz in seinem Heimatort

Richrath eine Erinnerung verdient.“

Stadtarchi­vleiterin Hella-Sabrina Lange will das Thema nicht ganz auf Eis legen. „Schön wäre es, wenn sich jemand aus einer Familie namens Richartz erinnern könnte. An einen Ordensmann, der in China unterwegs war. Der Name Richartz ist am Niederrhei­n sehr verbreitet. Die Schreibwei­sen variieren“, gibt Lange zu bedenken. Sie hat das Thema auch der Ahnenforsc­her-Gruppe Langenfeld ans Herz gelegt, die sich regelmäßig im Freiherr-vomStein-Haus trifft.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Annelies Rejek aus Langenfeld nimmt die Aufzeichnu­ngen von Dr. Rüdiger Schneider Berrenberg sehr enst und forscht selbst.
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Abbildung von „Stephan Richarz“aus dem Kirchenarc­hiv Richrath.

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