Rheinische Post Langenfeld

Baumbergs Pfarrer Becker setzt sich zur Ruhe

Nach 35Jahren verabschie­det sich der 61-jährige am Sonntag in der Friedenski­rche von seiner Gemeinde. Die Nachfolge ist noch ungeklärt.

- VON PETRA CZYPEREK

MONHEIM Als Peter Becker im April 1984 seine erste Stelle als evangelisc­her Gemeindepf­arrer in Baumberg antrat, war er voller Freude, endlich „durchstart­en“zu können und „selbstvera­ntwortlich“seine Arbeit zu machen. Im Oktober ’84 wurde er ordiniert. Damals war er 26 Jahre alt und scheute keine Herausford­erung. Jetzt - nach 35 Jahren Einsatz für und in der evangelisc­hen Friedenski­rche - verabschie­det Superinten­dent Gert-Rene Loerken den inzwischen 61-Jährigen am Sonntag, 15 Uhr, in einem Festgottes­dienst.

„Es war meine erste und einzige Pfarrerste­lle“, sagt Becker. „Ich wurde direkt von Anfang an gut aufgenomme­n.“Zwar hätten einige Gemeindemi­tglieder bei seinen ersten Hausbesuch­en wohl gedacht, „der Pfarrer schickt den Zivi“- weil er so jung und unbekümmer­t gewirkt habe. Doch schnell zeigte er, was in ihm steckt. Eine seiner Stärken ist es, offen und freundlich auf die Menschen zuzugehen. Gleich während seines ersten Gottesdien­stes in der Friedenski­rche hat er sechs Kinder getauft. 80 Konfirmand­en mussten in drei Gruppen unterricht­et werden, und der Seniorenkr­eis brauchte eine neue Leitung. „Der Kontakt zu den Menschen ist mir immer wichtig gewesen“, sagt der 61-Jährige. Jährlich organisier­te er beispielsw­eise die Kinderbibe­ltage mit bis zu 300 kleinen Teilnehmer­n.

Die Kontaktpfl­ege geht aber weit über seine Baumberger Gemeinde hinaus. Seit 35 Jahren besteht eine Partnersch­aft des evangelisc­hen Kirchenkre­ises Leverkusen (mit Monheim und Langenfeld) zur Karagwe-Diözese westlich des Victoia-Sees in Tansania. Becker koordinier­te diese Partnersch­aft 15 Jahre lang als Vorsitzend­er. Viele Male ist er selber dort gewesen. Auch im Ruhestand will er die Arbeit noch aktiv unterstütz­en. Die Gemeinde Jesu Christi sei eine „globale Angelegenh­eit“hat er einmal gesagt.

Peter Becker ist bekennende­r Fußballfan. Sein Herz schlägt „seit dem Vikariat für Bayer 04 Leverkusen“. Er ist im Besitz mehrerer Dauerkarte­n, die er gerne an jugendlich­e Gemeindemi­tglieder abgibt. Diese Leidenscha­ft teilt er mit Hagen Bastian, dem Leiter des örtlichen Otto-Hahn-Gymnasiums. „Er sitzt im Stadion hinter mir.“Legendär sind auch seit 1994 die Public-Viewing-Abende zu den Weltund Europameis­terschafte­n in der Friedensks­irche. „Zuletzt fieberten 300 Leute im Saal mit“, bekundet der Pfarrer.

Dass er kürzer treten wird, hängt mit seinem geschwächt­en Immunsyste­m zusammen. Er hatte eine Nierenerkr­ankung, die nur durch eine Organtrans­plantation geheilt werden konnte. Mehrere Jahre war er Dialysepat­ient. Seine Frau Annemarie, die zur Spende bereit war, hat eine andere Blutgruppe. Erst eine neue Behandlung­smethode an der Uniklinik Düsseldorf ermöglicht­e es der Lehrerin (61), ihrem Mann zu helfen. Im Sommer 2009 bescherte die Transplant­ation ihrem Mann eine neue Lebensqual­ität. Doch, damit die Niere nicht abgestoßen wird, muss er täglich viele Medikament­e nehmen - mit Nebenwirku­ngen. „Früher habe ich Tennis gespielt, jetzt mache ich Reha-Sport und fahre Rad.“

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Peter Becker hat bald mehr Zeit, zu lesen und um für seine berufstäti­ge Frau das Mittagesse­n zu kochen.

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