Moorbrand wird zum Katastrophenfall
MEPPEN (dpa) Im Kampf gegen den Moorbrand auf einem Testgelände der Bundeswehr bei Meppen haben Behörden den Katastrophenfall ausgerufen. Der Landkreis Emsland erwog am Freitag eine Evakuierung der Gemeinden Groß Stavern und Klein Stavern mit rund 1000 Einwohnern. „Mit den Wetterbedingungen, die jetzt auf uns zukommen, ist es möglich, dass der Brand von den Winden angefacht werden kann“, sagte der Leiter des Krisenstabes im niedersächsischen Innenministerium, Hanko Thies. Sollte der Wind die Rauchwolken ungünstig treiben, müssten auch die 7500 Einwohner der Gemeinde Sögel in Sicherheit gebracht werden, sagte eine Sprecherin des Landkreises Emsland.
Der großflächige Moorbrand war vor mehr als zwei Wochen infolge von Raketentests der Bundeswehr ausgebrochen. Der Rauch zog zeitweise mehr als 100 Kilometer weit. Laut niedersächsischem Umweltministerium hatte das Feuer vorübergehend zu höheren Feinstaubwerten etwa in Süd-Oldenburg geführt.
Der Landkreis sei gut vorbereitet und wolle keine Unruhe erzeugen, sagte Landrat Reinhard Winter. „Da der Schutz der Bevölkerung für uns an erster Stelle steht, möchten wir aber die Staverner frühzeitig darauf aufmerksam machen, dass eine Evakuierung nicht mehr undenkbar ist.“
Am Freitagvormittag verzeichnete der Deutsche Wetterdienst (DWD) im Raum Meppen Sturmböen von bis zu 85 Kilometern pro Stunde. Zum Wochenende solle der Wind abnehmen, sagte DWD-Meteorologe Markus Eifried. Regen könnte etwas Entspannung bringen. Am Freitag fiel nur leichter Nieselregen.
Die Auswirkungen des Wetters bleiben für die 1000 Einsatzkräfte schwer zu berechnen. Deshalb will die Feuerwehr im Emsland mit 500 weiteren Feuerwehrmännern verhindern, dass sich der Brand ausbreitet. Die Kräfte würden in der Nähe postiert, um reagieren zu können, sollte er auf zivile Flächen übergreifen, sagte ein Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums.
Ein Bundeswehr-Regiment der Spezialpioniere aus Husum soll unter anderem die Wasserversorgung für den Löscheinsatz sicherstellen und andere Aufgaben übernehmen. „Das Feuer ist unter Kontrolle, aber der Druck auf die Einsatzkräfte ist nach wie vor hoch“, sagte eine Bundeswehr-Sprecherin. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) reist am Samstag nach Meppen. Das Ministerium entschuldigte sich dafür, wie auf lokaler und regionaler Ebene Informationen gelaufen seien.
Der Moorbrand hat nach Einschätzung des Naturschutzbundes zu einem Ausstoß von 500.000 Tonnen Kohlendioxid geführt. Die Bekämpfung eines Moorbrandes ist schwierig, weil der Brand auch unter der Oberfläche wüten kann. Dass es überhaupt zu einem derart hartnäckigen Brand kam, hängt laut Deutscher Gesellschaft für Moor- und Torfkunde damit zusammen, dass es sich um ein entwässertes Moor handelt. Dazu kommt, dass nach dem Sommer die oberen Torfschichten vollkommen ausgetrocknet sind.