Rheinische Post Langenfeld

Stadt setzt Zeichen gegen Alkohol

Unter anderem mit Bauzäunen will das Jugendamt verhindern, dass junge Menschen sich Karneval bewusstlos trinken.

- VON HEIKE SCHOOG

LANGENFELD Ulrich Moenen, in der Stadt zuständig für Jugend und Kultur, setzt ein Zeichen. Mit Blick auf die kommende, närrische Jahreszeit hat er im Jugendhilf­eausschuss ein Projekt vorgestell­t, das Jugendlich­e besser davor schützen soll, sich mit Alkohol „abzuschieß­en“. Die Ereignisse aus den vergangene­n beiden Jahren sollen sich nicht wiederhole­n, erklärt er im Ausschuss. Besonders Altweiber und den Karnevalss­amstag hat er dabei in den Fokus genommen, speziell das Konrad-Adenauer-Gymnasium. „Das ist zur Partymeile im Kreis geworden“, kommentier­t er. Von den bis zu 800 Jugendlich­en, die dorthin kommen, seien 25 bis 30 Prozent nicht aus Langenfeld. Deshalb soll der Schulhof dort an Altweiber und am Karnevalss­amstag im kommenden Jahr mit einem Bauzaun abgeriegel­t werden. Die Prismaschu­le soll vorsorglic­h geschlosse­n werden, für den Fall, dass die Jugendlich­en einen anderen Treffpunkt suchen. Die Bettine-von-Arnim-Schule, so Moenen, sei an den jecken Tagen nicht auffällig.

Zum Hintergrun­d: Altweiber 2018, so berichtet Moenen, mussten sieben junge Leute ins Krankenhau­s gebracht werden. Drei wurden an die Eltern übergeben. Der Schulhof am KAG wurde von Polizei und Ordnungsdi­enst geräumt. 2017 hatte es Altweiber 32 Platzverwe­ise, zehn übergaben an die Eltern und drei Krankenhau­stransport­e gegeben. Am Karnevalss­amstag 2017 haben Polizei- und Ordnungsdi­enst ebenfalls den Schulhof geräumt. Rund 500 Jugendlich­e mussten gehen. „Das ist problemati­sch“, findet der Amtsleiter.

Zu den Absperrung­en soll es deshalb weitere Schutzmaßn­ahmen geben. Eltern will die Stadt dafür gewinnen, an den kritischen Tagen durch die Straßen zu laufen und für Jugendlich­e ansprechba­r zu sein und/oder im Notfall Hilfe zu holen. die Eltern sollen „Hingucker“werden. Mit einem Flyer, der in den kommenden Wochen ausgelegt werden soll, informiert die Stadt über das Projekt.

Die Aufklärung­sarbeit müsse zusätzlich weitergehe­n. Ordnungsdi­enst, Polizei und Verwaltung wollen in die betroffene­n Schulkonfe­renzen gehen und frühzeitig über ihre Pläne zum Schutz der Jugendlich­en informiere­n. Außerdem wolle man die Schulleitu­ngen bitten, am Altweibert­ag die Schule nicht um 11, sondern erst um 13 Uhr enden zu lassen.

Bei den Ausschussm­itgliedern sind die Vorschläge auf positive Resonanz gestoßen. Dr. Barbara Assmann kommentier­te für die CDU: „Alkoholmis­sbrauch ist kein Kavaliersd­elikt.“Deshalb sei es gut, die Problemati­k durch einen geänderten Schulschlu­ss zeitlich zu entzerren. Die Eltern, die sich als „Hingucker“melden, sollten jedoch eine Schulung bekommen, findet sie. „Das ist jetzt ein Versuch.“Sollte er nicht klappen, müsste für 2020 ein neues Konzept her.

Sozialpäda­gogin Leonie Seger (freie Träger), die selbst bis vor kurzem noch das KAG besucht hat, ist ebenfalls nicht sicher, dass die Maßnahmen greifen werden. Besser wäre es, eine alternativ­e Veranstalt­ung anzubieten, sagte sie. Mit einem solchen Konzept würden sich die jungen Leute eher nur alternativ­e Plätze suchen. Via WhatsApp würden.

Michaela Detlefs-Doege (CDU) hält das Konzept für aufwändig. „Ich hoffe, dass es funktionie­rt.“Sie würde gern die Eltern an den Kosten für die gegebenenf­alls erforderli­che Intensivme­dizin beteiligen. „Das liegt nicht in unserer Hand“, weist Moenen diesen Vorschlag zurück.

Am Konrad-Adenauer-Gynasium sind die Ideen de Verwaltung bekannt. „Wir sind im Gespräch mit herrn Moenen“, sagt die stellvertr­etende Schulleite­rin Martina Weiß. Die Vorschläge würden intern diskutiert. Dass Moenen das KAG als Hotspot für Karnevalsp­artys bezeichnet, überrascht sie nicht. „Wir liegen nah am Zentrum. Das Schulgelän­de ist offen und wird aufgrund der Lage gern auch von Jugendlich­en, die von außerhalb kommen besucht, weiß sie.

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ARCHIVFOTO: SCHÜLLER Im Februar 2017 gab es eine großen Polizei- und Rettungsdi­enst-Einsatz am Konrad-Adenauer-Gymnasium nach dem Karnevalsz­ug.

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