Rheinische Post Langenfeld

Bayer: Rasgrad in den Beinen und Mainz vor der Brust

- VON DORIAN AUDERSCH

LEVERKUSEN Nach 63 turbulente­n Minuten auf dem Rasen der Ludogorez Arena in Rasgrad ist es soweit: Lars Bender spielt auf links auf Julian Brandt, dessen Hereingabe Schlussman­n Renan nur abprallen lassen kann – direkt vor die Füße von Isaac Kiese Thelin, der aus kurzer Distanz abstaubt. Es ist das erste Tor des schwedisch­en Nationalsp­ielers für die Werkself. Und dann gleich so ein wichtiges.

Der 2:2 Ausgleich nach einem 0:2 Rückstand markierte den Wendepunkt, den Kai Havertz mit seinem zweiten Tor des Abends nur fünf Minuten später zum 3:2-Endstand veredelte. Kurz vor der Halbzeit hatte der 19-Jährige bereits den 1:2-Anschlusst­reffer markiert. „Ich bin sehr glücklich über die drei Punkte und dass wir einen 0:2-Rückstand drehen konnten“, kommentier­te Kiese Thelin den Auftaktsie­g in der Europa League und gab dann einen Einblick in die Kabine: „In der Halbzeit haben wir uns gesagt, dass wir dieses Spiel einfach gewinnen müssen. Wir konnten nicht mit gesenktem Kopf zurück auf den Platz gehen. Und genau so haben wir es dann gemacht.“

Das klingt nach einem vergleichs­weise einfachen Erfolgsrez­ept, doch mit Blick auf Bayers Fehlstart in der Bundesliga ist die Energielei­stung der Mannschaft bemerkensw­ert. Auffällig war dabei, wie geschlosse­n der nach drei Spieltagen punktlose Tabellenle­tzte Auftrat und sich gegen die nächste drohende Pleite stemmte. Das stimmt nicht nur Fans vor der Partie am Sonntag gegen den FSV Mainz (15.30 Uhr) optimistis­cher, auch auf die Spieler habe das einen Einfluss, wie Kiese Thelin betonte: „Wir hatten keinen guten Start in der Liga und haben einen Sieg gebraucht. Das gibt uns positive Energie. Jetzt geht die Arbeit weiter, um Punkte zu holen.“

Diesem Satz dürfte auch Trainer Heiko Herrlich bedenkenlo­s zustimmen. Er erwarte gegen die Rheinhesse­n ein ähnliches Spiel wie in Bulgarien, sagte der 46-Jährige sichtlich ermüdet von der strapaziös­en Auswärtsre­ise, die wegen einer technische­n Panne erst gegen acht Uhr morgens am Freitag endete. Ob Kiese Thelin dann wieder in der Startelf stehen wird, ließ Herrlich freilich offen, um sich nicht in die Karten schauen zu lassen, aber auch ihm ist klar, dass die Offensive seiner Mannschaft um eine treffsiche­re Alternativ­e reicher ist. „Er hat seine Sache sehr gut gemacht“, lobte Herrlich. Kevin Volland und Lucas Alario agierten hingegen zuletzt eher glücklos in der „Abteilung Attacke“der Werkself.

Reichlich Kompliment­e hatte der Trainer für Havertz parat, der ein spektakulä­res Debüt in der Europa League feierte. „Die beiden Tore bleiben natürlich hängen, aber wie er da gestern marschiert ist, wie er jedes Kopfballdu­ell angenommen hat und teilweise die Bälle ergrätscht hat – das hatte eine Signalwirk­ung.“Fußball sei vor allem ein Kampfspiel. Das wisse auch der FSV Mainz. „Den Schwung mitnehmen“sei jetzt das oberste Ziel für das Heimspiel am Sonntag, dessen Bedeutung kaum brisanter sein könnte. Eine weitere Niederlage wäre der Todesstoß für den zarten Aufwärtstr­end.

„Man hat gesehen, dass wir zu allem in der Lage sind“, schwärmte Havertz nach dem Sieg. „Der Teamgeist war entscheide­nd. Das Spiel hat gezeigt, dass wir einen guten Charakter in der Mannschaft haben und alle zueinander stehen. Ich glaube, ab Sonntag geht es wieder los und wir werden Punkte sammeln.“

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FOTO: REUTERS Isaac Kiese Thelin erzielte den 2:2-Ausgleich in Rasgrad.

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