„Ich bin dankbar und demütig“
Leverkusens Trainer kann mit der Kritik nach dem Fehlstart leben „Das muss ich aushalten“, sagt er.
LEVERKUSEN Julian Brandt ist in diesem Moment eine Flasche, Sven Bender ein Wasserglas und die Freiburger Verteidigung besteht aus Smartphones. Gestenreich erklärt Heiko Herrlich auf dem Holztisch in der BayArena, was sein Team beim 0:0 in Freiburg hätte tun müssen, um ein Tor zu erzielen. Der Trainer von Bayer Leverkusen ist nach schwachem Saisonstart in die Kritik geraten.
Athletik und Persönlichkeit. Um wirklich erfolgreich zu sein, braucht es Spieler mit Persönlichkeit.
Vergangene Saison gab es einen Zeitpunkt, zu dem Sie die Mannschaft hätten verlieren können. Gab es so einen Augenblick auch in diesem Jahr?
HERRLICH Diese Situation gab es so noch nicht. Es gab schwache Phasen, in denen wir Spiele hergegeben haben. Aber das Team hat immer eine Reaktion gezeigt. Ich kann der Mannschaft in Bezug auf Willen keinen Vorwurf machen.
Zuletzt mussten Sie viel Kritik einstecken. Wie gehen Sie damit um?
HERRLICH Ich bin seit 1989 im Profifußball aktiv. Als junger Spieler hat mich so etwas sicherlich mehr heruntergezogen als jetzt. Wenn man die Ergebnisse nicht holt, kommt man in Erklärungsnot. Dann wird man damit konfrontiert, dünnhäutig zu sein, eine Abwehrhaltung einzunehmen oder die Situation zu unterschätzen. Das muss ich aushalten, der Kritik stelle ich mich.
In Stuttgart wurde Tayfun Korkut entlassen.
HERRLICH Es sind oft dieselben, die fehlende Kontinuität anprangern, aber eine Woche später einen Trainerwechsel fordern. Ich muss schauen, dass ich mit mir im Reinen bin. Und ich möchte mich auch nicht beklagen. Es gibt in der freien Wirtschaft viele andere Jobs, die vielleicht härter sind als meiner. Ich liebe meine Arbeit, meine Spieler und mein Trainerteam und komme jeden Tag gerne hierher. Ich bin dankbar und demütig, dass ich Trainer von Bayer Leverkusen sein darf.
Wo steht die Werkself am Ende der Hinrunde?
HERRLICH Wir wollen bis zur Winterpause Kontakt zu den ersten Sechs herstellen.
Was macht Ihnen Hoffnung, die gesteckten Ziele zu erreichen?
HERRLICH Die Mannschaft zieht voll mit, nimmt auf, setzt um und beteiligt sich. Würde sie das nicht tun, würde ich mir Sorgen machen. .