Start-up will Bier-Bonussystem etablieren
Mit der Bierpoints-App bekommen Kneipengäste Punkte für jede Bestellung – und können sie in Freibier umsetzen. Die Macher der App wollen nach München jetzt Düsseldorf erobern. Doch die Gastronomen sind skeptisch.
Was im Supermarkt für viele Kunden alltäglich ist, soll bald auch in Altstadtkneipen normal sein: Punkte sammeln für jeden Kauf. Jedenfalls wenn es nach den Machern der Bierpoints-App geht.
Das Konzept: Wer sich mit dem Handy registriert, kann bei teilnehmenden Bars nach jeder Bestellung einen QR-Code scannen. Pro Getränk gibt es einen Punkt. Mit einer bestimmten Anzahl Punkten bekommt der Kunde ein Freibier.
„Das Ganze war ihm wahrsten Sinne des Wortes eine Schnapsidee“, sagt „Chief Bier Officer“Benedikt Blaß. Der Düsseldorfer hat die App beim Bier mit Freunden ersonnen. Das Unternehmen hinter Bierpoints betreiben die vier von Düsseldorf und München aus neben ihren Tagesjobs. „Wir sind überzeugt von dem Konzept“, sagt Blaß.
14 Kneipen arbeiten aktuell mit Bierpoints zusammen – die meisten in Süddeutschland. In Düsseldorf kooperiert die App mit der Holy Craft Beer Bar in der Liefergasse. Inhaber Sebastian Knepper findet „die Grundidee gut“. Nach acht Bier gibt es bei ihm eins umsonst – bei freier Auswahl unter allen etwa 100 Sorten. „Uns geht es nicht darum, dass sich die Kunden auf Teufel komm raus betrinken“, sagt er. „Man kann sein Freibier ja auch beim nächsten Besuch genießen.“Sein Ziel sei es, dass dank der App Kunden öfter zu ihm in den Laden kämen. Allerdings: Das Konzept sei erklärungsbedürftig, gibt Knepper zu. „Aber das ist bei jedem neuen Produkt so. Wir sind ja selbst ein Start-up – im Erklären von Konzepten sind wir gut, wir tun das gerne.“
Auch mit einer Brauerei kooperiert Bierpoints derzeit: Craftwerk Brewing ist eine Tochter von Bitburger. Zum fünften Geburtstag der Marke verschenkt die Brauerei 500 Freibier in der Holy Craft Beer Bar. „Auf diese Weise wollen wir unsere Biere bekannter machen“, sagt Sprecher Tristan Tarpani auf Anfrage. „Als Bewertungsplattform sorgt Bierpoints dafür, dass Menschen sich intensiver mit Bier auseinandersetzen, und davon können wir nur profitieren.“Etwa 50 Freibier waren bis Redaktionsschluss noch übrig.
Hört man sich bei Partner-Bars in München um, erfährt man von einigen, dass sie wieder aussteigen wollen. „Die Nachfrage ist gleich null, deswegen stellen wir das ein“, sagt Boris Ilic vom Tap-House Munich. „An sich ist das Konzept gut, aber es passt nicht zu unserer Käuferschicht.“Auch eine weitere Gastronomin, die anonym bleiben will, findet die Nachfrage zu gering. „Und wenn viel los ist, stört das Scannen unsere Geschäftsabläufe.“
Die Düsseldorfer Hausbrauereien sind ebenfalls eher skeptisch. Michael Schnitzler vom Uerige hört zum ersten Mal von dem Konzept. Er hält es spontan für „alten Wein in neuen Schläuchen. Ich sehe noch nicht die Innovation – aber ich lasse mich gern überzeugen.“Bei der Brauerei Füchschen sind die Bierpoints-Macher vor einiger Zeit bereits vorstellig geworden. „Für uns wäre das in unserem Außer-Haus-Geschäft interessant gewesen“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer Tobias Heller. Füchschen verkauft im Brauhaus auf der Ratinger Straße auch Fässchen zum Mitnehmen. „Aber bei den kleinen Abgabemengen im Brauhaus lohnt sich das als Marketing-Aktion finanziell nicht.“
Für die Düsseldorfer Brauhäuser arbeite man noch an einem Konzept, sagt Benedikt Blaß von Bierpoints. Langfristig will Bierpoints auch zur Bier-Sharing-Plattform werden. Dann könnten Nutzer Freunden ihr mit Punkten erworbenes Freibier als Geschenk schicken – oder auch das Freibier in eine Geldspende für einen guten Zweck umwandeln.