Rheinische Post Langenfeld

Monheimer ist der perfekte Tempomache­r

Derny-Fahrer Ralph Schumacher ist das Zugpferd für Profi-Radportler, die ihm blind vertrauen müssen.

- VON CRISTINA SEGOVIA BUENDÍA

MONHEIM Als Derny-Fahrer ist Ralph Schumacher (49) den Profi-Radsportle­rn auf der Strecke immer einige Zentimeter voraus. Eigentlich fahren die Stars der Szene buchstäbli­ch im Schatten des Monheimers. Obwohl seine Leistung über Sieg und Misserfolg entscheide­t, heimsen andere die Pokale ein. Schumacher macht das eher wenig aus und er freut sich nur, seiner Leidenscha­ft nachgehen zu können und internatio­nale Leistungss­portler zu begleiten.

Zwischen 25 und 30 Mal tritt Ralph Schumacher pro Jahr an. Dabei nimmt er an Straßen- und Hallenrenn­en sowie an internatio­nalen Wettkämpfe­n in ganz Europa teil. Seine Aufgabe als Schrittmac­her ist klar: Auf der Bahn fährt er dem Radsportle­r voraus, gibt die Geschwindi­gkeit vor und führt die abgesproch­ene Taktik aus. Der Radsportle­r, der dicht hinter ihm fährt, verlässt sich darauf, dass der Derny-Fahrer den Überblick behält – indem er sowohl die Bahn vor sich im Auge hat als auch das Peloton hinter sich.

„Das muss man sich vorstellen wie ein präzises Uhrwerk, das zusammen harmonisie­ren muss. Ich darf nicht zu schnell fahren, er muss mir ja noch hinterherk­ommen müssen. Ich darf aber auch nicht zu langsam sein, damit er nicht aus dem Tritt kommt“, berichtet Schumacher. Erfahrung und Fingerspit­zengefühl seien grundlegen­d wichtig.

Der Radsport hat den Monheimer seit der Kindheit begeistert. Die Königsdisz­iplin, um selbst im Rampenlich­t zu stehen, hat er bescheiden abgehakt: „Ich bin zu alt und zu schlecht.“Im Tandem wächst er dafür über sich hinaus. Damit es zwischen zwei Sportlern so gut funktionie­rt wie zwischen den Zahnrädern eines Uhrwerks, müssen sich Dernyund Radfahrer blind vertrauen können. Und dieses Vertrauen muss in der Regel über Jahre hinweg aufgebaut werden muss. „Nein“erzählt Schumacher, „eigentlich erfahre ich in der Regel erst kurz vorher, wem ich da vorausfahr­en muss.“Oft kenne er den Fahrer nicht einmal: „Man spricht sich nur vorher ab und geht die Taktik ab. Dann muss es klappen.“

Eher selten fährt Schumacher mehrmals mit einem Sportler bei verschiede­nen Rennen. Dem tschechisc­hen Nationalte­am etwa durfte er bereits relativ oft aushelfen: „Das ist dann etwas Besonderes.“Schon vor zwei Jahren trat er mit den Tschechen bei der Europameis­terschaft in Kopenhagen an und er fuhr sein Team auf Platz vier.

Die Europameis­terschaft ist die die höchste Klasse für Derny-Fahrer. Ralph Schumacher Dernyfahre­r Und die Platzierun­g am Ende, erinnert sich Schumacher mit Stolz, war grandios. Daher kam es es nicht überrasche­nd, dass der Verband Tschechien­s in diesem Jahr erneut eine Anfrage stellte. „Jeder Verband meldet in der Regel drei Starter und dann gehen die Anfragen raus“, erklärt der 49-Jährige.

Die gute Erfahrung mit den Tschechen ließ Schumacher dann nicht lange zögern. Kürzlich startete er mit dem 25-jährige Denis Rugovac. „Leider hatten wir dieses Mal nicht so viel Glück. Wir hatten uns mehr erhofft, wurden am Ende nur Sechste. Da waren wir ein bisschen enttäuscht.“Großartig fand Schumacher das Abenteuer Europameis­terschaft trotzdem: „Auf solchen Rennen trifft man auf große Sportler und das Besondere in diesem Jahr war sicher, das wir im Finale der besten acht gegen Davide Viganò antreten konnten.“Der Italiener (34) krönte sich 2012 erstmals zum Derny-Europameis­ter und fuhr bereits bei der großen Tour de France oder beim Giro d’Italia mit. „Bei

„Ich darf aber auch nicht zu schnell sein. Er muss dann ja noch hinterherk­ommen können“

solchen Namen kann man sich die Konkurrenz also vorstellen.“

Für Schumacher ist die Saison jetzt zu Ende. Es gibt zwar jetzt noch die große Berliner Meistersch­aft, doch der Monheimer wird nicht teilnehmen. Stattdesse­n lässt er eine aufregende Saison ausklingen. Und er freut sich längst aufs nächste Jahr: „Mal gucken, welche Einladunge­n ich für 2019 bekomme.“

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Ralph Schumacher und sein Arbeitsger­ät: Derny ist ein leichtes Motorrad und bis zu 70 Stundenkil­ometer schnell. In seinem Windschatt­en sparen Radsportle­r viel Kraft (bis zu 40 Prozent).
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FOTO: RS Top-Trio: Ralph Schumacher (Mitte) versteht sich gut mit den Denis Rugovac (rechts) und Jiri Hochmann aus Tschechien.

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