Rheinische Post Langenfeld

Namensgebe­r war ein stolzer Ritter

Vor 850 Jahren wurde Opladen erstmals urkundlich erwähnt. Der Name geht auf Ritter Upladin zurück.

- VON BERND BUSSANG

OPLADEN Unsere Zeitreise führt zurück ins Jahr 1168. Ein Deutschlan­d, wie wir es heute kennen, gab es noch nicht, aber einen deutschen Kaiser, dessen Herrschaft­sgebiet bis weit hinein nach Italien reichte. Er hieß Friedrich Barbarossa und wurde wegen seines haarigen Gesichtsch­mucks „Rotbart“genannt. Der größte Teil des heutigen Deutschlan­ds war noch von Wäldern bedeckt. Auf dem gesamten Globus lebten gerade mal kaum mehr als 450 Millionen Menschen.

Die meisten von ihnen waren einfache Bauern, einige wenige lebten in großen Städten wie dem stolzen Köln, wo man gerade mal 20 Jahre zuvor mit dem Dombau begonnen hatte. Es war die Zeit des Hochmittel­alters, der Ritter und Minnesänge­r. Deren berühmtest­er Vertreter, Walther von der Vogelweide, sollte zwei Jahre später geboren werden. Den Rittern hingegen stand der Sinn weniger nach lyrischen Gesängen. Sie mussten sich um ihre Landgüter kümmern. Der Alltag war hart, und wenn ihr Lehnsherr rief, zogen sie in Kriege bis weit hinein in den fernen Orient, wo immer wieder neue Kreuzzüge tobten. Einer von ihnen hieß Upladin und gilt als Stammvater und Namensgebe­r von Opladen.

Auf ihn geht die erste urkundlich­e Erwähnung der späteren Stadt zurück, die damals noch eine ungeordnet­e Ansammlung von Guts- und Bauernhöfe­n gewesen sein dürfte. Es war jener „Euirhardus Upladhin“der nach Erkenntnis­sen der historisch­en Forschung im Jahr 1168 als Zeuge eine Urkunde unterschri­eb. So beschreibt es der Stadtchron­ist Rolf Müller in seinem wegweisend­en Standardwe­rk zur Stadtgesch­ichte „Upladhin – Opladen“: „Man darf also die erste Erwähnung Opladens dem Jahr 1168 zuschreibe­n.“

Die besagte Urkunde selbst ist undatiert und hat mit Opladen nichts zu tun. Sie stammt aus der Abtei Siegburg. Ein Abt Nikolaus bekundet, dass er die Ansprüche Reinhard von Siegburgs, der Vormund der Kinder eines Mannes Namens Azelin, auf dem Herrenhof des Klosters Siegburg in Gymnich abgefunden hat. Wie damals üblich, mussten adelige Zeugen den Akt bekunden. „Upladin“war einer von ihnen.

Was wissen wir über Opladens Namensgebe­r? Kaum etwas. Er taucht womöglich als Zeuge in einer weiteren Urkunde aus dem Jahr 1189 erneut auf, diesmal als Zeuge des Grafen Engelbert von Berg. Hier wird er „Euerardus de Upladhen“genannt. Ob es tatsächlic­h derselbe Mann ist, bleibt unklar. Dann verliert sich seine Spur in den Archiven. Immerhin taucht dort ein Verwandter auf, „Giso de Upladen“, der nachweisli­ch mit einem „Gerhard von Upladen“den Grafen Adof II. von Berg 1217 bei einem Kreuzzug ins Heilige Land begleitet hatte. Es war der fünfte Kreuzzug, und er stand unter der Führung des ungarische­n Königs Andreas. Die Ritter, darunter viele Rheinlände­r und Westfalen, segelten mit 400 Schiffen über das Mittelmeer und halfen bei der Eroberung von Damiette an der Nilmündung. Dort starb Adolf II. von Berg am 7. August 1218 am Fieber.

Im Verlauf der Jahre tauchen immer wieder Vertreter aus dem Opladener Rittergesc­hlecht in Urkunden auf, und es wird deutlich, dass sie sich im Gefolge der Grafen von Berg hohe Ränge erarbeitet hatten. So gelangte auch der bergische Wechselzin­nenbalken in das Wappen der Familie. „Er bildet heute das Kernstück des Opladener Stadtwappe­ns“, schreibt Stadtchron­ist Müller. Wo Opladens Namensgebe­r Ritter „Upladhin“residierte, ist ungeklärt. Doch spricht laut Müller vieles dafür, „dass der heutige Friedenber­ger Hof auf dieses rühmenswer­te Geschlecht zurückgeht“.

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FOTO: STADTARCHI­V Möglicher Stammsitz des Rittergesc­hlechts der Upladins: Der Friedenber­ger Hof im Jahr 1911.

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