Buch beleuchtet Geschichte der Polizei
Der Leiter der Mahn- und Gedenkstätte, Bastian Fleermann, hat „Die Kommissare“herausgegeben. Es gibt Einblicke in die Rolle der Kriminalpolizei in den Jahren von 1920 bis 1950.
DÜSSELDORF In den 20er Jahren erfuhr die Polizei eine enorme Modernisierung. „Es gab eine neue Kriminaltechnik und Spurensicherung, Fingerabdrücke wurden genommen, Tatorte fotografiert“, sagt der Leiter der Mahn- und Gedenkstätte Bastian Fleermann. Auch das Bild des Polizisten als „Freund und Helfer“entstand in jener Zeit. Dann aber war da die Kriminalpolizei im NS-Regime, „der Rückfall in die Barbarei“, sagt Fleermann. Polizisten halfen, Kleinkriminelle in Konzentrationslagern verschwinden zu lassen, und wurden an der Ostfront zu Mittätern des Holocaust. Beides aber seien, so Fleermanns Erkennnis nach der langen Recherche, zwei Seiten einer einzigen Polizei: Die neue Effizienz einer modernen Verwaltung sei später für die Verbrechen des NS-Regimes genutzt worden. Den weiten Bogen über die Weimarer Republik bis zur frühen Nachkriegzeit schlägt das Buch „Die Kommissare. Kriminalpolizei in Düsseldorf und im rheinisch-westfälischen Industriegebiet (1920-1950)“.
Auf 504 Seiten geht es um die Verbrecherjagd, Bekämpfung von Kriminalität und die tägliche Kripoarbeit im sich wandelnden Düsseldorf. Herausgeber ist Fleermann, 15 Autorinnen und Autoren haben sich mit Beiträgen beteiligt. Sie schildern etwa die Ermittlungen im Fall des berüchtigten Serienmörders Peter Kürten, den Kampf der Polizei im NS-Staat gegen Bettler und Trinker und vermeintliche „Volksschädlinge“, die Deportationspraxis nach 1938 und die Karrieren der Kriminalisten. RP-Redakteurin Stefani Geilhausen beschreibt zusammen mit Karin Kienast und Waltraud Vietor die Rolle der Düsseldorfer Kripo im besetzten Lodz.
Die Vorsitzende des Förderkreises der Mahn- und Gedenkstätte, Henrike Tetz, hatte vielen Beteiligten zu danken: den zahlreichen Sponsoren und Geldgebern etwa, unter ihnen neben dem Landesverband der Gewerkschaft der Polizei, die Deutsche Gesellschaft für Polizeigeschichte, der Düsseldorfer Ehrenbürger Udo van Meeteren und die Anton-Betz-Stiftung der Rheinischen Post. „Es braucht viele, um so ein umfangreiches Projekt abzuschließen“, sagte Tetz zum Schluss einer langen Liste: „Und nun braucht es viele, die sich von den erzählten Geschichten berühren lassen.“Polizeipräsident Norbert Wesseler betonte, der dicke Band eigne sich dazu, sich Geschichte zu erarbeiten.
Der Leiter der Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung, Reinhard Mokros, wies darauf hin, welche Bedeutung ein solches Werk für
die Ausbildung von Kriminalpolizisten haben könnte. Polizeiarbeit sei Arbeit mit und für Menschen: „Dafür ist ein moralischer Kompass unverzichtbar.“Aktuell gebe es in den Lehrplänen nicht genug Raum, um das Thema Polizeigeschichte so in der Ausbildung zu verankern, „wie es eigentlich sein müsste“. Er hoffe aber, dass sich das ändere – geeignete Materialien gebe es ja offensichtlich.
Das Buch, ein im wahrsten Sinne gewichtiger Band mit zahlreichen Fotos und Illustrationen, habe sich sogar schon vor der offiziellen Präsentation gut verkauft, sagte Droste-Verlagschef Jürgen Kron erfreut: „So viele Exemplare haben wir gar nicht mehr übrig.“Er sprach von einem Werk, das großen Rang in der Düsseldorfer Regionalgeschichte habe. Auch Fleermann betont, das „Die Kommissare“zwar Düsseldorf in den Blick nimmt, aber auch über die Stadtgrenzen blickt, nach Essen, Mönchengladbach oder Duisburg. „Es ist eine Regionalstudie.“