Elleraner Hauptschule muss weichen
CDU, FDP, SPD und Grüne sprachen sich in der Ratssitzung gestern für den neuen Standort der Hauptschule Bernburger Straße aus. Trotz der Proteste von Schülern, Lehrern und Eltern.
Die Gemeinschaftshauptschule Bernburger Straße muss 2022 an einen neuen Standort an der Vennhauser Allee ziehen. Das hat der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstag beschlossen – trotz Protesten. In das 100 Jahre alte Gebäude an der Bernburger Straße soll dafür ein Gymnasium kommen. Die Hauptschule erhält im Gegenzug neue Räume an der Vennhauser Allee, teilt sich das Gelände dann mit der Alfred-Herrhausen-Förderschule.
Von der Schule gab es im Vorfeld scharfe Kritik an den Plänen: 100 Schüler und Lehrer demonstrierten am Morgen vor dem Rathaus mit Trillerpfeifen und Plakaten gegen den Umzug und verteilten Flugblätter. „Finger weg von unserer Schule!“, war darauf zu lesen und „Hier sind wir vernetzt, eingebettet und zu Hause“. „Die Hauptschulen tragen die Hauptlast der Integration von Schülern mit Migrationshintergrund und führen Flüchtlingskinder an das deutsche Schulsystem heran“, meint Michael Eisele, stellvertretender Schulpflegschaftsvorsitzender der Hauptschule in Eller. Dazu haben 15 Prozent der Schüler an der Bernburger Straße einen Förderbedarf.
„Seit 50 Jahren ist unsere Schule in diesem Gebäude. Wir haben super Schüler, und sie sollen jetzt einfach abgeschoben werden“, sagte Lehrerin Anja Borbe. Ein Teil der Schüler durfte mit seinen Lehrern nach der Demo die Sitzung auf der Besucherempore verfolgen. Oberbürgermeister Thomas Geisel und Stadtdirektor Burkhard Hintzsche nahmen von ihnen eine Sammlung von rund 800 Unterschriften gegen den Umzug entgegen, äußerten sich zum Sachverhalt aber nicht weiter.
Emotional wurde später aber die Debatte im Stadtrat: Wolfgang Scheffler (Grüne), Vorsitzender des Schulausschusses, erklärte, er „verwahre“sich gegen die Behauptung, mit dem Umzug der Schule würde der „Tod der Hauptschule“eingeleitet. Mehrfach hätte die Politik in der Vergangenheit bewiesen, dass sie sich für die Schulform einsetze, so würde beispielsweise ein Neubau für die Hauptschule an der Melanchthonstraße in Benrath errichtet. Mit einem gemeinsamen Antrag würden CDU, SPD, FDP und Grüne zudem sicherstellen, dass die Hauptschule erst umziehen muss, wenn das neue Gebäude fertig ist. Die Politik hätte dem Vorhaben zudem nicht zugestimmt, wenn es eine andere Möglichkeit für das neue Gymnasium gegeben hätte: „Doch das braucht diese Räume, die Vennhauser Allee wäre für das Gymnasium nicht ausreichend“, so Stefan Wiedon (CDU).
Die Ratsfraktionen der Linken und von Tierschutz/Freie Wähler unterstützten dagegen die Kritik der Schule. Fakt ist, dass vor allem Handwerksbetriebe seit Jahren einen Mangel an Bewerbern beklagen. Immer weniger junge Menschen wollen eine Ausbildung machen. Entsprechend groß ist der Ärger über den beschlossenen Umzug der Hauptschule Benrburger Straße beim Geschäftsführer der Handwerkskammer. „Wie man mit einer der nachweislich besten Schulen der Stadt umgeht, ist im hohen Maße ungerecht und nicht nachvollziehbar“, sagt Axel Fuhrmann. Die Schule habe sich am Standort in Eller zu einer echten Marke entwickelt.
Am Ende stimmten alle Politiker mit Ausnahme der Linken und von Tierschutz/Freie Wähler für den Umzug – und für den ergänzenden Antrag von CDU, SPD, FDP und Grünen.