Propheten aus dem 3D-Drucker
Als Repliken kehren die acht Skulpturen im kommenden Jahr zurück in den Hansasaal des Historischen Rathauses. Das Projekt kostet rund 150.000 Euro und wird von der städtischen Gebäudewirtschaft finanziert.
KÖLN Geschaffen wurden die acht Rathauspropheten für den Zugangsbereich zum Ratssaal im gotischen Ratsturm, der 1407 bis 1414 erbaut wurde. Aufgestellt waren die Skulpturen in der nach ihnen benannten Prophetenkammer, die jeder Ratsherr passieren musste. Die Sprüche auf ihren Schriftbändern mahnen die Verpflichtung der Obrigkeiten gegenüber dem Gemeinwohl an. Sie dienten als Richtlinien für eine gute Regierungsführung im Kölner Rat. Gemahnt wurde zum Beispiel, nicht zu geschwätzig zu sein, was sich heute in den nichtöffentlichen Sitzungen des Rats widerspiegelt.
Aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts haben sich in Köln nur wenige Holzbildwerke erhalten, die wie dreidimensionale Gemälde für den Betrachter erscheinen. Erschaffen wurden die 30 bis 40 Kilogramm schweren Figuren aus massivem Eichenholz. Im Rathaus bekam das vollständig erhaltene Ensemble immer wieder neue Plätze zugewiesen. Zuletzt waren die Propheten im Hansasaal aufgestellt. Von dort wanderten sie 2012 ins Museum Schnütgen in der früheren Cäcilien- kirche.
Ihnen war die Zentralheizung im Historischen Rathaus zum Verhängnis geworden. Vor Ort an der angestammten Stelle wäre der Erhalt der Figuren wohl nicht möglich gewesen. Im Museum haben die Skulpturen dagegen konstante Temperaturen und eine konstante Luftfeuchtigkeit. Die Experten des Hauses untersuchten die Propheten intensiv und konnten die DNA der hölzernen Kunstwerke entschlüsseln. Dazu zählte auch eine Röntgenuntersuchung, die Auskunft über die Konstruktion der Figuren geben sollte.
Zu den Ergebnissen zählt, dass die Skulpturen nicht nur mehrfach im Rathaus den Platz gewechselt haben, sondern, dass auch die Farbfassung immer wieder je nach dem Geschmack der Zeit verändert wurde. Auch die Entstehungszeit konnte genauer bestimmt werden. Demnach sind die Skulpturen zwischen 1430 und 1440 geschaffen worden.
Im 18. Jahrhundert galten diese als veraltete Repräsentationsobjekte, im 19. Jahrhundert versuchte man, die Prophetenkammer zu restaurieren. Informationen zur Geschichte der Rathauspropheten gibt aktuell die Sonderausstellung „Unter der Lupe“im Museum Schnütgen, die eine Station der Farbigkeit der Propheten gewidmet hat. Sie läuft noch bis zum 30. Juni. Im Rathaus hat man die Propheten im Hanssaal inzwischen vermisst und so entstand auf Initiative von OB Henriette Reker die Idee, die Skulpturen als Repliken an den alten Ort in einem der schönsten Säle des Rathauses zurückkehren zu lassen. Inzwischen hat der erste Prophet seinen alten Platz zurückbekommen. Die restlichen Figuren werden 2019 komplett als Gruppe nachfolgen. Die Finanzierung des 150.000 Euro teuren Projektes übernimmt die städtische Gebäudewirtschaft.
Hergestellt wurden und werden die Repliken von einer alteingesessenen Kölner Firma, der Julius Fröbus GmbH, mittels eines 3D-Druckverfahrens. Dafür wurden die Skulpturen per Scanner exakt erfasst und die gewonnenen Daten dann für den 3D-Drucker aufgearbeitet. „Das war vor allem wegen der Datenmenge extrem aufwendig. Wir hatten beim Druck einer Figur mit etwa 30 Stunden gerechnet, am Ende waren es 130 Stunden“, sagt Geschäftsführer Frank Bayerl. Über die Feiertage haben die Besucher des Museums Schnütgen die seltene Möglichkeit, einen der Propheten als Original und Replik vergleichen zu können. Später im Rathaus soll der Unterschied nicht mehr zu erkennen sein.