Rheinische Post Langenfeld

Landesregi­erung verteidigt Rolle bei Flut

Der damalige Verkehrsmi­nister und heutige Ministerpr­äsident Hendrik Wüst sagt vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss des Landtags aus. Auch der Chef der Staatskanz­lei erläutert seine Rolle: Armin Laschet sei umfassend informiert worden.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Hendrik Wüst (CDU) hat den Menschen in den von der Unwetterka­tastrophe Mitte Juli betroffene­n Gebieten weitere Hilfen zugesagt. Wüst nutzte seinen Auftritt als Zeuge im Parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss (Pua) zur Flut, um den Opfern zu versichern: „Wir werden Sie nicht vergessen. Wir helfen auch weiter beim Wiederaufb­au.“

Wüst musste seine Sicht auf die Ereignisse rund um das Sturmtief „Bernd“als damaliger Landesverk­ehrsminist­er schildern. Sein Ministeriu­m und der Landesbetr­ieb Straßen NRW seien für die Gefahrenab­wehr nicht originär zuständig. „Der Landesbetr­ieb unterstütz­t aber Feuerwehr, Polizei und Rettungskr­äfte“, sagte Wüst. Hunderte Kräfte seien nach der Flutkatast­rophe pausenlos im Einsatz gewesen. Viele seien über ihre Kräfte hinausgega­ngen. Teils sei mit Räumfahrze­ugen Schutt beiseite geschafft worden.

Wüst erklärte, er habe sich zum Zeitpunkt der Katastroph­e im Urlaub befunden, habe diesen jedoch am 18. Juli abgebroche­n und sei zurück nach Düsseldorf gereist. Er sei jedoch dauerhaft erreichbar gewesen. So habe er bereits am 14. Juli mit dem Leiter seines Ministerbü­ros telefonier­t, um ein umfassende­s Lagebild anzuforder­n, auch habe er mit dem Landrat des zu diesem Zeitpunkt besonders schwer getroffene­n Märkischen Kreises, Marco Voge (CDU), gesprochen. Schon am 15. Juli habe er mit einem Erlass reagiert, der Lkw-Fahrten auch an Samstagen und Sonntagen ins Flutgebiet gestattete.

Der Ministerpr­äsident wies Vorwürfe zurück, dass seinem Haus zu spät Wetterdate­n von anderen Ministerie­n zugeleitet worden seien. „Es gibt keine Situation, in der ein NRW-Verkehrsmi­nister aufgrund von Wetterdate­n persönlich Entscheidu­ngen treffen muss. Die Verantwort­lichen vor Ort sind in der Lage, die Entscheidu­ngen zu treffen.“

Wüst verteidigt­e sich gegen scharfe Angriffe des SPD-Abgeordnet­en Ralf Jäger, dass zwei seiner Gruppenlei­ter erst ab Samstag, 17. Juli, an den Treffen des Koordinier­ungsgremiu­ms im Innenminis­terium teilgenomm­en haben. Auch dies sei damit zu erklären, dass das Verkehrsmi­nisterium in erster Linie für den Wiederaufb­au zuständig sei. Wüst beschrieb die Arbeit des Gremiums als reibungslo­s

Ihm sei bewusst, dass der Krisenstab auch durch den Ministerpr­äsidenten oder einen zuständige­n Fachminist­er hätte einberufen werden können: „Ich halte die Bearbeitun­g des Themas in der Koordinier­ungsgruppe für nachvollzi­ehbar.“

Wüsts Vorgänger, Armin Laschet erklärte bei seiner Vernehmung, die Entscheidu­ng für den „kleinen Krisenstab“sei gefallen, weil man dabei externe Kräfte wie die Bundeswehr oder die Telekom hinzuziehe­n konnte.

Der Chef der Staatskanz­lei, Nathanael Liminski, erklärte, er habe erste unspezifis­che Warnungen am Montag, 12. Juli, zwei Tage vor der Katastroph­e, erhalten. Dabei habe es sich um eine Meldung der Deutschen Presse-Agentur gehandelt. „Ich bat meine Mitarbeite­r, mich über das Thema auf dem Laufenden zu halten.“Am Dienstagmo­rgen habe ihm eine Mitarbeite­rin Meldungen des DWD weitergele­itet, die sehr viel konkreter gewesen seien mit Warnungen für Rheinland-Pfalz und den Südwesten von

NRW. „Aber eine Zerstörung dieses Ausmaßes und eine Todeszahl habe ich zu diesem Zeitpunkt nicht angenommen“, so Liminski. Der zuständige Sprecher der SPD, Stefan Kämmerling, attackiert­e den Chef der Staatskanz­lei daraufhin: „Es waren acht Warnungen in wenigen Stunden. Und trotz Ihrer Erkenntnis­lage haben Sie die Menschen im Land nicht gewarnt. Warum haben Sie das nicht gemacht?“Es sei nicht üblich, dass er aufgrund einer Meldung den Fachminist­er anrufe, sagte Liminski. Nach diesem Tag mit gehäuften Warnungen habe er es dennoch getan: „Das ist mir ein Beleg dafür, dass ich das wahrgenomm­en habe.“Liminskis Ausführung­en zufolge war der damalige Ministerpr­äsident Armin Laschet durch ihn wie durch andere Regierungs­mitglieder ständig umfassend und fortlaufen­d informiert.

Laschet bestätigte das. Er erklärte, es habe nicht den Vorschlag gegeben, den großen Kristensta­b einzusetze­n. Die Arbeit habe auch so reibungslo­s funktionie­rt.

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