Mehr Angriffe gegen Ordnungskräfte
Gab es 2019 insgesamt 410 körperliche Attacken, waren es 2020 schon 1640.
DÜSSELDORF Die Ordnungsämter haben die undankare Aufgabe, die Einhaltung der Corona-Regeln zu kontrollieren. Immer wieder müssen sich Mitarbeiter dabei Beleidigungen anhören oder werden Opfer von Angriffen. In Mönchengladbach wurde kürzlich eine Einsatzkraft bei einer Personalienüberprüfung attackiert und so schwer an der Hand verletzt, dass sie monatelang dienstunfähig war. „Wir stellen auf jeden Fall auch eine Steigerung der Gewaltdelikte fest“, sagt ein Stadtsprecher. In diesem Jahr hat die Stadt wegen Gewalt gegen Einsatzkräfte des Ordnungsamtes und des kommunalen Ordnungs- und Sicherheitsdienstes in 24 Fällen Strafanzeigen erstattet. 2019 gab es elf Angriffe auf Einsatzkräfte, 2020 waren es 18.
Auch in Köln ist „aggressives und gewalttätiges Verhalten gegenüber den Außendienstkräften in den vergangenen Jahren signifikant gestiegen“, wie eine Stadtsprecherin mitteilt. Im Jahr 2021 wurden seitens des Kölner Ordnungsdienstes bisher 200 Strafanträge wegen Widerständen, Beleidigungen, Bedrohungen sowie Körperverletzungen gestellt. Hiervon standen 97 Strafanträge im Zusammenhang mit Maßnahmen zur Einhaltung der Corona-Regeln (davon 43 Widerstände, 46 Beleidigungen, 32 Bedrohungen, zwölf Körperverletzungen).
Die Steigerungen sind vor allem deshalb signifikant, weil die coronabedingte Einschränkung des öffentlichen Lebens eher zu einer Minimierung
von Konfliktfällen hätte führen müssen. Zeitweise gab es ja keine Großveranstaltungen, keine Bundesligaspiele und nur eingeschränkte Gastronomie. Auch in Krefeld ist nach Angaben eines Sprechers eine Zunahme der Übergriffe „in Anzahl und Qualität“seit Beginn der Pandemie zu verzeichnen. Bis Dezember wurden dort dieses Jahr 30 Strafanzeigen wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte, Beleidigungen, Bedrohungen und Nötigung gestellt. Kontrolliert wird in den Städten in erster Linie die
Maskenpflicht und die 2G-Regel auf Weihnachtsmärkten. Hinzu kommen regelmäßige 3G-Schwerpunktkontrollen in Bussen und Bahnen.
Ein Blick in die Kriminalitätsstatistik der NRW-Polizei zeigt, dass im vergangenen Jahr vier Mal so viele Mitarbeiter der Ordnungsämter angegriffen oder bedroht worden sind als im Jahr zuvor. Gab es 2019 insgesamt 410 körperliche Angriffe, waren es 2020 schon 1640 Fälle. Der Anstieg wird klar auf die Corona-Kontrollen zurückgeführt. Es gibt aber auch Städte, in denen offenbar die Einsicht und Akzeptanz für die Kontrollen überwiegt – zumindest im Bezug auf die aktuell laufenden 2G-Kontrollen. „Natürlich gibt es auch Menschen, die etwas uneinsichtiger oder genervt reagieren, das ist aber definitiv die Minderheit“, sagt ein Sprecher der Stadt Düsseldorf. Beleidigungen oder tätliche Angriffe seien bislang nicht bekannt. Auch in Münster, Duisburg, Neuss, Kleve oder Dortmund reagieren die meisten Leute entspannt und einsichtig auf Kontrollen. In Bonn gibt es nach Angaben eines Sprechers sogar Menschen, die sich bedanken, dass die Kontrollen stattfinden.
„Wir stellen eine Steigerung der Gewaltdelikte fest“Stadtsprecher Mönchengladbach