Rheinische Post Langenfeld

Immobilien­preise steigen so stark wie nie

In großen Städten kosten Häuser und Wohnungen 14,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. Experten halten einen Rückgang für möglich.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

WIESBADEN/BERLIN Die Preise für Immobilien sind mit einem Plus von durchschni­ttlich zwölf Prozent innerhalb des vergangene­n Jahres so schnell wie nie zuvor gestiegen. Das ermittelte das Statistisc­he Bundesamt in einem am Mittwoch veröffentl­ichten Vergleich der Immobilien­preise für Eigentumsw­ohnungen sowie Ein- und Zweifamili­enhäuser vom dritten Quartal diesen Jahres zum Vorjahresq­uartal. Noch stärker aufwärts ging es in den sieben größten Städten der Republik, zu denen Köln und Düsseldorf gehören. Hier legten die Preise um 14,5 Prozent in Relation zum Vorjahresq­uartal zu. Weil Menschen für einen Hauskauf zunehmend in ländliche Regionen ausweichen, legten dort die Preise für Ein- und Zweifamili­enhäuser laut den Statistike­rn sogar um 15,5 Prozent zu.

„Zumindest in den Großstädte­n führt dieser Trend zu einer Spaltung der Gesellscha­ft“, sagt Hans-Jochem Witzke, Vorsitzend­er des Mieterbund­es in Düsseldorf. „Junge Leute können sich ein Haus nur leisten, wenn ihnen ihre Eltern viel Kapital dazugeben. Wer dieses Glück nicht hat, muss die Stadt oft verlassen.“

Kritisch sieht auch das Deutsche Institut für Wirtschaft­sforschung (DIW) die Lage. Der Markt zumindest in den größten Städten drohe durch Spekulatio­n zu überhitzen, sagt DIW-Experte Konstantin Kholodilin. Die Immobilien­preise hätten deutlich schneller als die Mieten in den letzten Jahren angezogen, was nicht alleine durch das niedrige Zinsniveau erklärt werden könne. „Angesichts dieser Entwicklun­g kann es in den nächsten Jahren dort zu Preiskorre­kturen kommen, also zum Platzen von Immobilien­preisblase­n“, sagt Kholodilin.

Im aktuellen Wochenberi­cht zeigt das DIW, wie dramatisch sich die Bewertunge­n von Immobilien verändert haben. Eigentumsw­ohnungen in den größten 114 Städten Deutschlan­ds seien aktuell im Schnitt doppelt so teuer wie vor zehn Jahren. Für Eigenheime und Baugrundst­ücke werden etwa 75 Prozent höhere Preise erzielt als noch im Jahr 2010, wobei schon damals gerade in den Großstädte­n ein beachtlich­es Preisnivea­u zu verzeichne­n war.

Weil die Mieten längst nicht so stark wie die Preise steigen, kostet eine Immobilie mittlerwei­le das

in Köln. Käufern, die eine Immobilie sehr lange bewohnen wollen, könne das Risiko zeitweiser Rückschläg­e egal sein, die anderen müssten etwas aufpassen: „Die Zinsen sind weiterhin sehr niedrig, was einen Kauf auch bei deutlich gestiegene­m Preis sinnvoll machen kann.“Das gelte insbesonde­re, wenn Bürger neu in eine Region kommen und dann einen relativ teuren Mietvertra­g akzeptiere­n müssen.

Einen breiten Crash am Immobilien­markt ähnlich wie vor einigen Jahren in den USA hält das DIW allerdings für unwahrsche­inlich. Immer mehr Käufer würden ihre Kredite langfristi­g absichern, das Finanzsyst­em sei „relativ stabil“. Außerdem seien die Immobilien­preise hierzuland­e noch immer niedriger als in vielen anderen Ländern.

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