Frust über erneute Geisterspiele
Bei vielen Liga-Chefs und Vereinen wächst nach der Entscheidung die Sorge um die Existenz wieder.
BERLIN (dpa) Die Aussicht auf Geisterspiele hat im Profisport Frust und Existenzängste ausgelöst. „Es kommt der Gedanke auf, dass der Profisport ein Symbol ist, um der Bevölkerung den Ernst der Lage zu verdeutlichen, und der Profisport ausbaden muss, was er nicht selbst verschuldet hat“, kritisierte der Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga, Stefan Holz, am Mittwoch den Beschluss des Bundes und der Länder vom Vortag.
Demnach sind wegen der rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus vom 28. Dezember an bei allen Großveranstaltungen – einschließlich des Sports – keine Zuschauer mehr zugelassen. „Aus infektiologischer Sicht spricht doch nichts gegen 2G plus mit Test, FFP2-Maske oder Booster-Impfung mit Test, um ein paar Hundert Leute in die Halle zu lassen“, sagte Holz der dpa.
„Die finanzielle Situation für die Basketballvereine ist seiner Aussage nach „total schwierig, schlichtweg kritisch“. Nicht jeder Klub werde das überleben, warnte er. Schon jetzt haben die fast zwei Jahre Corona-Krise den Top-Vereinen in den wichtigsten Mannschaftssportarten in Deutschland erhebliche Mindereinnahmen beschert. Die Hoffnungen auf Besserung sind durch das Aufkommen der neuen Virusvariante vorerst vorbei. Vor allem im Basketball, Eishockey und Handball, in denen die Ticketeinnahmen einen wesentlich größeren Anteil am Budget der Klubs als im Fußball bilden, wachsen die Sorgen bis zur Verzweiflung.
Auch im Profifußball greifen die Sorgen durch die Aussicht auf leere Ränge um sich. Der scheidende Geschäftsführer des Bundesligisten 1. FC Köln, Alexander Wehrle, rechnete vor: „Jedes Geisterspiel kostet uns 1,8 Millionen Euro.“
Sofort betroffen von den Beschlüssen ist neben der Basketball-Bundesliga auch die Deutsche Eishockey-Liga. Auch im Eishockey sind Spiele über die Festtage und den
Jahreswechsel angesetzt. Die Fußball-Bundesliga macht hingegen noch bis zum 7. Januar, die ZWeite Bundesliga und die Dritte Liga bis zum 14. Januar Pause. Die HandballBundesliga (HBL) der Männer geht nach dem 28. Dezember in die EMPause bis Anfang Februar. Dass sich bis dahin das Thema Geisterspiele erledigt hat, erscheint nach derzeitigem Stand und den Prognosen der
Experten höchst unwahrscheinlich.
Die beim Bund-Länder-Gipfel vereinbarte Fortsetzung des Programms Corona-Hilfen Profi-Sport über das Jahresende hinaus ist da nur ein schwacher Trost. Kaweh Niroomand, Manager des Volleyball-Meisters BR Volleys, warnte vor einem generellen Verbot des Sporttreibens. Der 69-Jährige befürchtet sonst einen weiteren Mitgliederschwund der Vereine, was eine weitere Schwächung der Gesellschaft nach sich ziehen würde. „Nirgendwo ist die Schule der Demokratie besser aufgestellt als in den Vereinen“, sagte der frühere Vizepräsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) der dpa.
Neben den ökonomischen Hilfen müssten auch in den sozialen Segmenten Hebel angesetzt werden. „Die Verbindung zwischen Fan oder Unterstützer und dem jeweiligen Klub hat schon jetzt gelitten und wird weiter leiden“, sagte Niroomand. Er forderte ein „Konjunkturprogramm Sport“.