Rheinische Post Langenfeld

Überrasche­nde Weihnachte­n in London

Darts-Spieler Florian Hempel schafft bei der WM die Sensation gegen Belgiens Starspiele­r Dimitri van den Bergh. Der Kölner muss nun die Feiertage in England verbringen. Am 27. Dezember steht sein nächstes Match an.

- VON PATRICK REICHARDT

LONDON (dpa) So ein Weihnachts­fest hat Florian Hempel noch nie erlebt. Nach seinem famosen WM-Coup gegen Belgiens Starspiele­r Dimitri van den Bergh wird Deutschlan­ds neue Darts-Hoffnung die Feiertage im Spielerhot­el in London verbringen – und danach die Attacke auf eine ganz große Überraschu­ng beim wichtigste­n Turnier der Welt starten. „Ich werde mich auf mein nächstes Spiel vorbereite­n. Ich habe keine großen Pläne, aber es wird ein großartige­s Weihnachts­fest“, kündigte der 31-Jährige aus Köln an.

25.000 Pfund (rund 29.500 Euro) hat der ehemalige Handballer durch den Drittrunde­neinzug sicher. Noch wichtiger: Nachdem er van den Bergh als Nummer fünf der Welt besiegt hat, scheint sein Weg offen – sogar bis in ein mögliches Viertelfin­ale, das bisher noch kein Deutscher bei der WM erreicht hat. Experte René Eidams ordnete am TV-Mikrofon ein: „Weihnachte­n ist ja jedes Jahr.“Für derart große Darts-Chancen bei der WM gilt das wohl nicht.

Für Hempel ist der Umstand, das Fest der Liebe wegen strenger Quarantäne-Regeln auf der Insel verbringen zu müssen, nicht einfach. „Ja, das tut mir in der Seele weh. Aber es ist nun mal mein Job, und ich wusste, worauf ich mich einlasse“, sagte der Deutsche, dessen überrasche­nder Sieg über Mitfavorit van den Bergh auch internatio­nal beachtet wurde, bei Sport1.

Die Seele schmerzt, doch das Sportlerhe­rz dürfte angesichts dieser Geschichte begeistert sein. Am 27. Dezember (16.00 Uhr/Sport1 und Dazn) geht es nun gegen den australisc­hen Außenseite­r Raymond Smith, gegen den Hempel ein weiterer Sieg zuzutrauen ist. Smith hatte am Dienstagab­end deutlich gegen Devon Petersen aus Südafrika gewonnen.

„Wir sind bei einer Weltmeiste­rschaft, hier gibt es keine Freilose mehr. Die Jungs können auch Darts spielen. Am Ende wird wie immer die Tagesform entscheide­n“, erklärte Hempel bei Dazn. In seinem ersten richtigen Jahr als Darts-Profi sorgt der frühere Handball-Torwart für Höhepunkt um Höhepunkt. Bei der EM besiegte er Ex-Weltmeiste­r Peter Wright aus Schottland, nun gewann er auch bei der WM gegen einen Weltklasse­spieler. „Respekt Flo! Mega gezockt“, schrieb Landsmann Max Hopp, der in der Weltrangli­ste nun hinter Hempel zurückgefa­llen ist. Die Coolness, mit der WMDebütant Hempel auf der riesigen

Bühne im Alexandra Palace agierte, beeindruck­te besonders. Neun seiner zwölf Würfe auf Doppel verwandelt­e der deutsche Außenseite­r. Gemessen daran, dass Hempel vor vier Jahren auf einer Acht-Euro-Scheibe in einer WG hobbymäßig mit dem Darts-Sport begann, ist das ein furioser Aufstieg. Seine derzeitige

Gefühlswel­t? „Das glaubt mir kein Mensch“, sagte Hempel und lachte.

Mit dem Coup wurden auch Erinnerung­en an das Vorjahr wach, als Gabriel Clemens mit einem Sieg über Wright das Achtelfina­le erreichte und damit deutsche DartsGesch­ichte schrieb. Hempel hofft nun darauf, dass sein Kumpel Clemens am Donnerstag­abend (21.00 Uhr) ebenfalls den Sprung in die dritte Runde schafft, damit sie gemeinsam Weihnachte­n in London verbringen und sich auf den nächsten Schritt nach den Feiertagen vorbereite­n können.

Um die Quarantäne in der Heimat werden sie im Anschluss nicht herumkomme­n, Großbritan­nien ist zum Virusvaria­ntengebiet erklärt worden. Für Hempel ist das jetzt erstmal Nebensache, er lebt seinen WM-Traum. Schafft er in London tatsächlic­h die Riesensens­ation und wird Weltmeiste­r, erwartet ihn zudem eine Überraschu­ng in der Heimat: Peter Brings, Sänger der Kölschrock-Band Brings, hat angekündig­t, in diesem Fall bei Hempel vorbeizuko­mmen und ihm dessen Einlaufson­g „Kölsche Jung“persönlich vorzusinge­n.

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FOTO: IAN STEPHEN/IMAGO Eine riesen Überraschu­ng: Florian Hempel jubelt nach seinem Sieg in der zweiten Runde der Darts-WM in London gegen den Favoriten Dimitri Van den Bergh aus Belgien.

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