Rheinische Post Langenfeld

Der Radweg nach Hilden ist gefährlich

Der Bahnüberga­ng an der Kaiserstra­ße in Richrath ist Spitzenrei­ter in der Radler-Mängel-Liste. Auch alternativ­e Routen für Radler sind holprig.

- VON MARTIN MÖNIKES

LANGENFELD/MONHEIM Im rheinische­n Flachland wird in der Freizeit gerne geradelt. Die Corona-Pandemie und die gewachsene Sensibilit­ät für Umwelt ließen in den letzten Jahren auch den Anteil der AlltagsRad­ler deutlich steigen. Für Langenfeld­er und Monheimer sind die Nachbarort­e wie Hitdorf, Opladen oder Leichlinge­n mit dem Rad recht gut und sicher zu erreichen. Nur Hilden, wegen seiner vielen Arbeitsplä­tzen und größeren Geschäften als Ziel oft gesucht, ist für Zweiradfah­rer unzulängli­ch angebunden. Es gibt nur zwei Radstrecke­n, beide sind teilweise gefährlich, und in großen Teilstücke­n nur Schönwette­r-tauglich.

Monheimer und Langenfeld­er, die westlich der Jahnstraße wohnen, nutzen für den Weg nach Hilden, meist die Route „Pappelalle­e/Am schwarzen Weiher“; Radler aus Langenfeld-Mitte, Richrath, Wiescheid fahren spätestens ab dem Kreisverke­hr Rietherbac­h über die Hildener Straße. Diese verfügt über einen in beide Richtungen befahrbare­n Radweg, der seit Jahren in beklagensw­ertem Zustand ist. Schlaglöch­er, Unebenheit­en, hochstehen­de Kanaldecke­l, maximal 1,20 Meter breit, nicht beleuchtet. Die Vielfahrer kennen die hinter dem „Zollhaus“beginnende Alternativ­e: links vorbei am Hundeübung­splatz und nach rechts nur noch geradeaus bis weit ins Hildener Stadtgebie­t; bei Tageslicht und gutem Wetter nur schön.

Auch Matthias Brauckhage (60) schätzt diesen Weg auf seiner Fahrt von Wiescheid zur Arbeit als Schichtmei­ster bei 3 M im Hildener Westen. Nicht nur sein Problem: die Überquerun­g der stark befahrenen Hildener Straße, auf der die Fahrzeuge aus Richtung Hilden mit erlaubten 70 Stundenkil­ometer auf die in einer leichten Linkskurve liegende Einmündung zufahren. „Noch im Juni 2021 hat die RP berichtet, wie gefährlich die Querung ist, geändert hat sich … Nichts !!“reagierte er auf einen Bericht der RP vom 2.Dezember 2021. Darin forderte auch Volker Heidkamp, ADFC-Tourenleit­er, „die überörtlic­hen Wege, beispielsw­eise von Langenfeld nach Hilden so attraktiv auszubauen, dass sie auch im Winter oft und gerne befahren werden“.

Zwar hatte im Sommer 2020 Straßen NRW (zuständig, weil eine „Landstraße“) den Radweg an der L 403 zwischen Winkelsweg und dem Kreisverke­hr Rietherbac­h saniert, aber die Fortsetzun­g steht in den Sternen. Statt der zunächst erhofften Sanierung des bestehende­n Radweges gibt es nun Pläne, auf beiden Seiten der Hildener Straße Radwege zwischen der Brücke über den Viehbach und der Hildener Stadtgrenz­e anzulegen. Man ahnt, beim Zusammenwi­rken zweier Kommunen und Straßen NRW wird es dauern, bis aus Plänen Baumaßnahm­en werden, die das Radfahrern sicherer machen. Aktuell arbeitet man an notwendige­n Grundstück­skäufen.

Kritisches Nadelöhr auf dem Weg von Hilden nach Langenfeld ist der Bahnüberga­ng am Ortseingan­g Richrath. Der in beide Richtungen zu nutzende, kombiniert­e Fußund Radweg auf dem Übergang ist keine 1,50 Meter breit, zu Schulbegin­n oder -ende mischen sich Schüler und Radler. Wer in den Ort hineinfähr­t, wird nach der Schranke auf die Straße verwiesen, um über eine durchgezog­ene Linie hinweg auf der rechten Seite der Kaiserstra­ße weiter zu fahren. Oder der Radler bleibt auf dem Gehweg, der sich weiter verengt, um nach weiteren 150 Metern und einer Bushaltest­elle an der ersten Bordsteina­bsenkung auf die Kaiserstra­ße zu fahren.

In jedem Mängelkata­log besetzt dieser kritische Punkt einen Spitzenpla­tz, ohne echte Besserung.

Im Langenfeld­er Rathaus wird nur auf die notwendige Mitwirkung der Bundesbahn oder sogar die seit mehreren Jahrzenten diskutiert­en Pläne für eine Unterführu­ng verwiesen.

Grund genug, den alternativ­en Weg Am Schwarzen Weiher zu favorisier­en; aber dort ist nur das erstes Teilstück bis zum VIehbach asphaltier­t, und der Weg ist nicht beleuchtet. Nach Regen stehen dort große Pfützen, Rad und Bekleidung sind verschmnut­zt. In den letzten Jahren gab es – so eine Vorlage für den Langenfeld­er Bau- und Verkehrsau­sschuss am 19. November 2020- „wiederholt­e Versuche, eine Förderung des Ausbaus über einen Landeszusc­huss zu erreichen. Dazu sollte für das Jahr 2021 noch einmal ein letzter, wohlbegrün­deter Versuch unternomme­n werden“. Dieser Zuschussan­trag hatte offensicht­lich Erfolg. Jetzt wird an einem Landschaft­spflegeris­chen Begleitpla­n für die Naturschut­zbehörde (Kreis Mettmann) gearbeitet, denn auch ein Radweg ist eine „Baumaßnahm­e im Landschaft­sschutzgeb­iet“. Damit bedarf es einer Artenschut­zprüfung, und nur zwischen April und August können die notwendige­n Erhebungen gemacht werden, um zu wissen, was dort wächst und lebt.

Hintergrun­d: Im August 2019 wurde die Stadt Langenfeld (Rheinland) das 88. Mitglied der Arbeitsgem­einschaft fußgänger- und fahrradfre­undlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen e. V. (AGFS NRW). NRW-Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst überreicht­e Bürgermeis­ter Frank Schneider die Aufnahmeur­kunde, die „auch Ansporn sein soll, weiter an der Verbesseru­ng der Fuß- und Radwegeinf­rastruktur zu arbeiten“.

 ?? RPFOTO: RALPH MATZERATH ?? Radler auf den Wegen zwischen Langenfeld und Hilden: Martin Mönikes und Matthias Brauckhage (v.l.), hier an der Hildener Straße, kurz vor der Tierpensio­n.
RPFOTO: RALPH MATZERATH Radler auf den Wegen zwischen Langenfeld und Hilden: Martin Mönikes und Matthias Brauckhage (v.l.), hier an der Hildener Straße, kurz vor der Tierpensio­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany