Der Radweg nach Hilden ist gefährlich
Der Bahnübergang an der Kaiserstraße in Richrath ist Spitzenreiter in der Radler-Mängel-Liste. Auch alternative Routen für Radler sind holprig.
LANGENFELD/MONHEIM Im rheinischen Flachland wird in der Freizeit gerne geradelt. Die Corona-Pandemie und die gewachsene Sensibilität für Umwelt ließen in den letzten Jahren auch den Anteil der AlltagsRadler deutlich steigen. Für Langenfelder und Monheimer sind die Nachbarorte wie Hitdorf, Opladen oder Leichlingen mit dem Rad recht gut und sicher zu erreichen. Nur Hilden, wegen seiner vielen Arbeitsplätzen und größeren Geschäften als Ziel oft gesucht, ist für Zweiradfahrer unzulänglich angebunden. Es gibt nur zwei Radstrecken, beide sind teilweise gefährlich, und in großen Teilstücken nur Schönwetter-tauglich.
Monheimer und Langenfelder, die westlich der Jahnstraße wohnen, nutzen für den Weg nach Hilden, meist die Route „Pappelallee/Am schwarzen Weiher“; Radler aus Langenfeld-Mitte, Richrath, Wiescheid fahren spätestens ab dem Kreisverkehr Rietherbach über die Hildener Straße. Diese verfügt über einen in beide Richtungen befahrbaren Radweg, der seit Jahren in beklagenswertem Zustand ist. Schlaglöcher, Unebenheiten, hochstehende Kanaldeckel, maximal 1,20 Meter breit, nicht beleuchtet. Die Vielfahrer kennen die hinter dem „Zollhaus“beginnende Alternative: links vorbei am Hundeübungsplatz und nach rechts nur noch geradeaus bis weit ins Hildener Stadtgebiet; bei Tageslicht und gutem Wetter nur schön.
Auch Matthias Brauckhage (60) schätzt diesen Weg auf seiner Fahrt von Wiescheid zur Arbeit als Schichtmeister bei 3 M im Hildener Westen. Nicht nur sein Problem: die Überquerung der stark befahrenen Hildener Straße, auf der die Fahrzeuge aus Richtung Hilden mit erlaubten 70 Stundenkilometer auf die in einer leichten Linkskurve liegende Einmündung zufahren. „Noch im Juni 2021 hat die RP berichtet, wie gefährlich die Querung ist, geändert hat sich … Nichts !!“reagierte er auf einen Bericht der RP vom 2.Dezember 2021. Darin forderte auch Volker Heidkamp, ADFC-Tourenleiter, „die überörtlichen Wege, beispielsweise von Langenfeld nach Hilden so attraktiv auszubauen, dass sie auch im Winter oft und gerne befahren werden“.
Zwar hatte im Sommer 2020 Straßen NRW (zuständig, weil eine „Landstraße“) den Radweg an der L 403 zwischen Winkelsweg und dem Kreisverkehr Rietherbach saniert, aber die Fortsetzung steht in den Sternen. Statt der zunächst erhofften Sanierung des bestehenden Radweges gibt es nun Pläne, auf beiden Seiten der Hildener Straße Radwege zwischen der Brücke über den Viehbach und der Hildener Stadtgrenze anzulegen. Man ahnt, beim Zusammenwirken zweier Kommunen und Straßen NRW wird es dauern, bis aus Plänen Baumaßnahmen werden, die das Radfahrern sicherer machen. Aktuell arbeitet man an notwendigen Grundstückskäufen.
Kritisches Nadelöhr auf dem Weg von Hilden nach Langenfeld ist der Bahnübergang am Ortseingang Richrath. Der in beide Richtungen zu nutzende, kombinierte Fußund Radweg auf dem Übergang ist keine 1,50 Meter breit, zu Schulbeginn oder -ende mischen sich Schüler und Radler. Wer in den Ort hineinfährt, wird nach der Schranke auf die Straße verwiesen, um über eine durchgezogene Linie hinweg auf der rechten Seite der Kaiserstraße weiter zu fahren. Oder der Radler bleibt auf dem Gehweg, der sich weiter verengt, um nach weiteren 150 Metern und einer Bushaltestelle an der ersten Bordsteinabsenkung auf die Kaiserstraße zu fahren.
In jedem Mängelkatalog besetzt dieser kritische Punkt einen Spitzenplatz, ohne echte Besserung.
Im Langenfelder Rathaus wird nur auf die notwendige Mitwirkung der Bundesbahn oder sogar die seit mehreren Jahrzenten diskutierten Pläne für eine Unterführung verwiesen.
Grund genug, den alternativen Weg Am Schwarzen Weiher zu favorisieren; aber dort ist nur das erstes Teilstück bis zum VIehbach asphaltiert, und der Weg ist nicht beleuchtet. Nach Regen stehen dort große Pfützen, Rad und Bekleidung sind verschmnutzt. In den letzten Jahren gab es – so eine Vorlage für den Langenfelder Bau- und Verkehrsausschuss am 19. November 2020- „wiederholte Versuche, eine Förderung des Ausbaus über einen Landeszuschuss zu erreichen. Dazu sollte für das Jahr 2021 noch einmal ein letzter, wohlbegründeter Versuch unternommen werden“. Dieser Zuschussantrag hatte offensichtlich Erfolg. Jetzt wird an einem Landschaftspflegerischen Begleitplan für die Naturschutzbehörde (Kreis Mettmann) gearbeitet, denn auch ein Radweg ist eine „Baumaßnahme im Landschaftsschutzgebiet“. Damit bedarf es einer Artenschutzprüfung, und nur zwischen April und August können die notwendigen Erhebungen gemacht werden, um zu wissen, was dort wächst und lebt.
Hintergrund: Im August 2019 wurde die Stadt Langenfeld (Rheinland) das 88. Mitglied der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen e. V. (AGFS NRW). NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst überreichte Bürgermeister Frank Schneider die Aufnahmeurkunde, die „auch Ansporn sein soll, weiter an der Verbesserung der Fuß- und Radwegeinfrastruktur zu arbeiten“.