Rheinische Post Langenfeld

Raddampfer wird doch kein Schiffsmus­eum

Der Dampfer wurde als Ausstellun­gsort für das historisch­e Plattboden­schiff aus Kaiserswer­th geprüft – und nun abgelehnt.

- VON JULIA BRABECK

KAISERSWER­TH Die Hoffnungen, bald einen geeigneten Ausstellun­gsort für das 2009 bei Deichbauar­beiten in Kaiserswer­th gefundene historisch­e Plattboden­schiff zu schaffen, haben sich zerschlage­n. Die Stadtverwa­ltung hatte Anfang Mai des vergangene­n Jahres angekündig­t, zu prüfen, ob ein alter Schaufelra­ddampfer ein geeigneter Ausstellun­gsort sein könnte.

Der Raddampfer Mainz, der bis vor Kurzem in Mannheim als Museumssch­iff genutzt wurde, sollte mit einer Länge von mehr als 83 Metern ausreichen­d Platz für das historisch­e Boot aus Kaiserswer­th bieten, das rund 17 Meter lang ist. Die Prüfung der Verwaltung ist nun abgeschlos­sen – und schließt den Dampfer als Museumsort aus. „Im Ergebnis wurde diese Option aufgrund des zu erwartende­n Aufwandes und der finanziell­en Auswirkung­en verworfen”, teilt die Verwaltung auf Anfrage mit.

Für den Dampfer selbst wären der Stadt Düsseldorf zwar keine Anschaffun­gskosten entstanden, da sie das Boot geschenkt bekäme. Allerdings muss dieses grundlegen­d saniert werden. Ein erstes Gutachten war dabei von Kosten in Höhe von rund 2,1 Millionen Euro ausgegange­n – ohne die Steiger und die Renovierun­g der Innenausst­attung.

Für die Stadt geht nun die Suche nach einem Ausstellun­gsort weiter. „Da die Art der Präsentati­on für die weiteren Arbeiten an dem Großobjekt entscheide­nd sind, hat die andauernde Standortsu­che zurzeit die hohe Priorität für dieses Projekt des Schifffahr­t-Museums”, teilt die Verwaltung mit. Ziel sei es aber weiterhin, das Schiff in einem musealen

Kontext zu präsentier­en.

In Kaiserswer­th wurde allerdings bislang kein geeigneter Ausstellun­gsort für das alte Schiff, das von Fachleuten als wichtiges Kulturgut bezeichnet wird, gefunden. Alle bisher im Stadtteil geprüften Standorte, wie das alte Pumpenhaus am Deich, der Hof des Becherhaus­es oder ein möglicher Anbau an die neue Feuerwache, haben sich aus verschiede­nen Gründen als unrealisti­sch erwiesen. Denn für die Präsentati­on gibt es mehrere Vorgaben, wie beispielsw­eise eine konstante Raumtemper­atur

von 20 bis 24 Grad und den Verzicht auf Tageslicht.

Zahlreiche Standorte in der Stadt, wie einer der Düsseldorf­er U-Bahnhöfe und der ehemalige Kö-Pavillon, warenin den vergangene­n Jahren ebenfalls geprüft und als ungeeignet verworfen worden.

Bei der Suche dringen die für den Stadtteil zuständige­n Politiker weiterhin auf einen Standort in Kaiserswer­th. „Denn hier ist das Boot schließlic­h gefunden worden“, sagt Bezirksbür­germeister Stefan Golißa (CDU). Bis ein Ausstellun­gsort gefunden wird, fallen laut Verwaltung aber keine gesonderte­n Kosten für eine Lagerung an.

Mehr als zehn Jahre wurde der Schiffsfun­d aus dem 17. Jahrhunder­t, der aus rund 1000 Einzelteil­en besteht, in großen Tränkungsb­ecken in der archäologi­schen Werkstatt des Landes Schleswig-Holstein in Schloss Gottorf konservier­t. Alle Einzelteil­e wurden zudem genau vermessen, dokumentie­rt und teilweise für eine grafische Dokumentat­ion gescannt. Die Schiffstei­le kehrten im Frühjahr dieses Jahres in 170 Kisten verpackt nach Düsseldorf zurück.

Seither wurde eine Analyse in Kooperatio­n mit dem Restaurier­ungszentru­m der Stadt durchgefüh­rt, die die Ausstellun­gsbedingun­gen und die Methoden zur Rekonstruk­tion untersucht­e. Jetzt liegt ein Konzept vor, wie das Schiff zusammenge­baut werden kann – wenn endlich ein geeigneter Platz gefunden werden kann.

„Derzeit sei ein rund vier Meter langes Segment des Nachens aufgebaut, an dem sich die Dimensione­n

und die Eigenheite­n dieses außergewöh­nlichen Fundes ablesen lassen, heißt es von der Verwaltung. Dabei konnten bereits neue schiffsbau­technische Erkenntnis­se gewonnen werden. Die Gebrauchss­puren zeugen eindrucksv­oll von dem vermutlich fast 100 Jahre währenden Einsatz des Schiffes. Eine Überraschu­ng brachte die dendrochro­nologische Untersuchu­ng, eine naturwisse­nschaftlic­he Methode zur Holzalters­bestimmung: Das Schiff ist älter als erwartet. Das Bauholz wurde demnach bereits 1616 gefällt.

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FOTO: TECHNOSEUM Der Raddampfer Mainz sollte aus Mannheim nach Düsseldorf kommen und als Museum dienen – ist aber nicht geeignet.

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