Rheinische Post Langenfeld

Nachwuchsr­etter proben den Ernstfall

Zwölf angehende Brandmeist­er und Notfallsan­itäter absolviere­n bei der Feuerwehr Langenfeld ihre Ausbildung.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDIA

LANGENFELD Als der Alarm kurz vor halb zwölf Uhr mittags in der Langenfeld­er Feuerwehrw­ache losgeht, sind die Lebensrett­er in spe längst vorbereite­t. Sie wissen, dass sie sich einer Übung stellen, was sie allerdings nicht wissen ist, welches Unfallszen­ario sie erwartet. „Achtung. Verletzte Person nach einem Verkehrsun­fall“, spricht Ausbilder Jörg Hummelmann in das Funkgerät. „Rettungswa­gen bitte kommen.“Wenige Sekunden vergehen, dann sind die ersten Männer schon zur Stelle.

Es sind zwei angehende Notfallsan­itäter, die die Lage auf dem benachbart­en Parkplatz zur Feuerwehrw­ache in Windeseile erfassen und mit der Bergung der verunglück­ten und eingeklemm­ten Person in einem zerbeulten Auto beginnen. Einer von ihnen steigt aufgrund der blockierte­n Türen durch das zerborsten­e Fenster hinter der Fahrertür ein, befreit den blutenden Dummy von dem auf ihm liegenden Fahrrad. Er nimmt Kontakt zur Unfallpers­on auf. Der Dummy antwortet, bittet darum, gerettet zu werden.

Die Notfallsan­itäter schauen sich an, nicken sich zu. Der draußen stehende Mann läuft zum Wagen und holt den Versorgung­srucksack, während der andere schon mal den Körper der simulierte­n Unfallpers­on freimacht, um Zugänge zu legen, Wunden zu versorgen. Spritzen mit Schmerzmit­tel werden aufgezogen, während nun auch die übrigen Rettungskr­äfte eintreffen, die Hummelmann ebenfalls über sein Funkgerät zur Hilfe gerufen hat.

Denn das Auto qualmt, droht Feuer zu fangen und die Türen lassen sich noch immer nicht öffnen. Die angehenden Feuerwehrm­änner bringen schwere Gerätschaf­ten mit wie hydraulisc­he Schneidzan­gen, um die Fahrertür aufzuschne­iden und die verunglück­te Person aus dem Wagen zu befreien. Ein Szenario, das durchaus bedrohlich aussieht.

Die Rettung läuft trotz der Vielzahl an Einsatzkrä­ften koordinier­t und Hand in Hand ab. Brandbekäm­pfer und Notfallsan­itäter kommunizie­ren unaufgereg­t miteinande­r und arbeiten den Unfall systematis­ch ab. In weniger als 30 Minuten ist der Einsatz beendet, der Dummy

aus dem Auto befreit und wäre im Fall eines echten Einsatzes bereits auf dem Weg ins Krankenhau­s.

„Sehr gute Arbeit“, urteilt Wachabteil­ungsleiter und Ausbilder Tobias Moses, der die Truppe beim Übungseins­atz begleitet hat, beim anschließe­nden Gespräch. „Ich bin positiv überrascht, wie gut das funktionie­rt hat, obwohl diese Gruppe aufgrund der Pandemie sehr viel Theorie, aber vergleichs­weise wenig Praxis gemacht hat.“

Auch Ausbilder Jörg Hummelmann, der den Übungseins­atz zur späteren Analyse als Video mitgefilmt hat, äußert lobende Worte: „Es lief sehr sortiert ab. Und die Handlungen waren so, wie man sie auch bei einem echten Einsatz gebraucht worden wären.“

Obgleich allen bewusst war, dass es sich bei diesem Einsatz um eine

Übung handelt und die vermeintli­ch verletzte Unfallpers­on nur ein Dummy war, verlangte die Aktion den angehenden Rettungskr­äften einiges ab. „Also ich hab schon Puls bekommen“, gibt Johann Funk (39) offen zu. Seit Oktober 2020 befindet er sich, wie auch sein Kollege Dominik Fengler (36), in der Ausbildung zum Brandbekäm­pfer. Diese Art von praktische­n Übungen helfen ihnen, sich eine gewisse und benötigte Routine für die echten Einsätze

anzutraini­eren.

Das weiß auch Michael. Der 35-Jährige ist bereits seit sechs Jahren fertig ausgebilde­ter Brandmeist­er und hängt derzeit noch eine zusätzlich­e, fast vierjährig­e Ausbildung als Notfallsan­itäter dran. Keine einfache Fortbildun­g, wie er zugibt. „Es ist schon deutlich mehr Arbeit und schwierig, alles mit dem Privatlebe­n unter einen Hut zu bekommen. Aber ich habe bislang keinen einzigen Tag bereut.“

„Ich habe bislang keinen einzigen Tag bereut“Michael,

Brandmeist­er

 ?? RP-FOTO: RALPH MATZERATH ?? Wie ein Unfallopfe­r aus einem Autowrack befreit wird, gehört zur Ausbildung bei den Feuerwehr-Azubis.
RP-FOTO: RALPH MATZERATH Wie ein Unfallopfe­r aus einem Autowrack befreit wird, gehört zur Ausbildung bei den Feuerwehr-Azubis.
 ?? RM RP-ARCHIVFOTO: ?? Wenn die Sirenen auf dem Schlauchtu­rm der Feuerwache losgehen, wird es für die Einsatzkrä­fte der Wehr ernst.
RM RP-ARCHIVFOTO: Wenn die Sirenen auf dem Schlauchtu­rm der Feuerwache losgehen, wird es für die Einsatzkrä­fte der Wehr ernst.

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