Rheinische Post Langenfeld

Der starke Mann bei Twitter

Unter Elon Musk steht dem Dienst ein Wandel bevor – nicht unbedingt zum Guten.

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Mit der Übernahme von Twitter will Elon Musk neue Wege gehen: Er will ein breiteres Spektrum von Äußerungen auf der Plattform zu- und das Sperren vermeintli­cher Fake News unterlasse­n. Das Thema Meinungsfr­eiheit steht ganz oben auf der Agenda. Nachdem Twitter infolge des Sturms auf das USKapitol 2021 mit stärkerer Inhaltsmod­eration und der Sperrung von Donald Trumps Account ein Statement gesetzt hatte, wird jetzt alles über den Haufen geworfen.

Musk hat getwittert, dass er das Entfernen nicht illegaler Äußerungen als „gegen den Willen des Volkes“betrachtet, was auf nichts anderes hindeutet, als dass er den Menschen in den USA erlauben will, mehr oder weniger alles zu twittern. Die Befürchtun­g, dass Twitter damit an der Schwelle zu einer neuen Ära steht, die durch mehr Hetze, Missbrauch und Mobbing gekennzeic­hnet ist, wird von vielen Unternehme­nsinsidern und Investoren geteilt. Musk ist nicht nur großer Zwitschere­r mit fünf bis zehn Tweets am Tag und vielen Millionen Followern, sondern selbst immer wieder negativ aufgefalle­n, indem er öffentlich Personen kritisiert­e, die daraufhin von seinen Followern beschimpft und mit Hasskommen­taren belästigt wurden.

Leitet Musk mit der Lockerung der Regeln eine „Troll-Übernahme“ein? Auch wenn Twitter in Deutschlan­d kein Massenprod­ukt ist, nutzt es doch rund ein Viertel aller US-Amerikaner als Netzwerk und Nachrichte­nmedium. Twitter unter Musk wird wahrschein­lich ähnlich aussehen wie Meta unter Mark Zuckerberg: Es gibt eine Person, die das Sagen hat.

Es ist grundsätzl­ich gefährlich, wenn sehr viel Macht in einer Person konzentrie­rt ist. Ganz gleich, wie liberal die Moderation ist oder wie frei die Regeln sind – Twitter wird immer noch im Besitz einer zentralen Autorität sein, die Richtlinie­n nach eigenem Ermessen umsetzt und die Direktnach­richten aller Nutzer lesen kann. Diese zentrale Autorität ist zufällig die reichste Person der Welt und steht nicht in dem Ruf, wohlüberle­gte Entscheidu­ngen zu treffen.

Unsere Autorin ist Start-up-Gründerin und Sprecherin der Initiative NRWAlley. Sie wechselt sich hier mit dem Blogger Richard Gutjahr ab.

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FELICIA KUFFERATH

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