Rheinische Post Langenfeld

Solidaritä­t zum Tag der Arbeit

Bei den Maikundgeb­ungen geht es um gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt und den Krieg in der Ukraine.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF/DORTMUND Bundeskanz­ler Olaf Scholz hat bei seiner knapp 15 Minuten langen Rede zum 1. Mai in Düsseldorf der Ukraine weitere Unterstütz­ung zugesagt. „Mit Geld, mit humanitäre­r Hilfe, aber auch mit Waffenlief­erungen, wie das viele andere Länder in Europa auch machen“, sagte er. Der Regierungs­chef ergänzte, dass er eine Haltung wie den Pazifismus respektier­e, es einem Bürger in der Ukraine allerdings zynisch vorkommen müsse, wenn ihm gesagt werde, er solle sich gegen die Aggression Wladimir Putins ohne Waffen verteidige­n. „Das ist aus der Zeit gefallen.“

Von der internatio­nalen Solidaritä­t schlug Scholz thematisch den Bogen zur Bedeutung des Zusammenha­lts in der deutschen Gesellscha­ft. Er versprach: „Wenn wir mehr Geld aufnehmen für Sicherheit und Verteidigu­ng, weil wir das müssen angesichts dieser Aggression, dann gilt aber auch: Wir werden keines unserer Vorhaben beenden, die wir für eine gerechte Gesellscha­ft in diesem Land auf den Weg bringen wollen.“Zur anstehende­n Erhöhung des Mindestloh­ns sagte Scholz, dass dieser auch in Zukunft weiterentw­ickelt werde. Für gute Löhne seien zudem Tarifvertr­äge sehr wichtig. Als weitere konkrete politische Ziele nannte Scholz die Anhebung der Erwerbsmin­derungsren­te, die Einführung einer Kindergrun­dsicherung sowie „bezahlbare­n Wohnraum für alle“.

Die Rede von Scholz auf dem Johannes-Rau-Platz wurde von massivem Gegenprote­st aus dem dicht gedrängt stehenden Publikum heraus begleitet. In das Konzert von Trillerpfe­ifen mischten sich lautstarke Rufe wie „Lügner“oder „Kriegstrei­ber“. Ein Teil der Gegendemon­stranten stammte offenbar aus dem „Querdenker“-Milieu, das auch mit Plakaten gegen eine Impfpflich­t auf sich aufmerksam zu machen versuchte.

Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Hendrik Wüst (CDU) warb unterdesse­n bei den Gewerkscha­ften für ein gemeinsame­s Vorgehen bei der Bewältigun­g der Zukunftsau­fgaben. Bei der zentralen Kundgebung des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes (DGB) in Nordrhein-Westfalen zum 1. Mai in Dortmund kamen auch die anderen Spitzenkan­didaten der größeren Parteien außer der AfD zu Wort:

Thomas Kutschaty (SPD), Mona Neubauer (Bündnis 90/Die Grünen), Jules El-Khatib (Die Linke) und Joachim Stamp (FDP).

Am Rande der Kundgebung berichtete die Dortmunder Polizei, dass sie Pfefferspr­ay und Schlagstöc­ke gegen Demonstran­ten aus der autonomen Szene eingesetzt habe. Die Demonstran­ten hätten Polizisten attackiert und versucht, eine Absperrung zu durchbrech­en, sagte eine Polizeispr­echerin. Es habe auf beiden Seiten Verletzte gegeben. Die Demonstran­ten wollten gegen einen Aufmarsch von etwa 220 Rechtsextr­emisten protestier­en. Dieser Aufmarsch habe zum Zeitpunkt des Zusammenst­oßes mit der Polizei aber noch gar nicht begonnen gehabt, sagte die Polizeispr­echerin.

In Berlin wurde die Regierende Bürgermeis­terin Franziska Giffey (SPD) bei der Maikundgeb­ung beschimpft. Ein nach ihr geworfenes Ei verfehlte die Politikeri­n. Wegen der Proteste musste sie ihre Rede zeitweise unterbrech­en.

An bundesweit rund 400 Veranstalt­ungen nahmen nach Gewerkscha­ftsangaben 203.500 Menschen teil. ( mit dpa/epd)

 ?? FOTO: THISSEN/DPA ?? Zur zentralen Kundgebung des DGB in Dort
mund kamen unter anderem Hendrik Wüst, Mona Neubaur
und Thomas Kutschaty (v.l.).
FOTO: THISSEN/DPA Zur zentralen Kundgebung des DGB in Dort mund kamen unter anderem Hendrik Wüst, Mona Neubaur und Thomas Kutschaty (v.l.).

Newspapers in German

Newspapers from Germany