Bauen oder kaufen?
In der Regel ist ein selbst geplantes Heim teurer als eine Bestandsimmobilie. Aber daneben gibt es noch andere Aspekte zu beachten.
DÜSSELDORF Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) würde am liebsten den Bau von Einfamilienhäusern einschränken und die Menschen stattdessen dazu bringen, dass die eine Generation die Häuser der vorangegangenen übernimmt. Dafür könne es staatliche Anreize geben, man könne Fläche sparen, und die Menschen könnten sich trotzdem den Wunsch vom eigenen Haus erfüllen – so die Idee der Ministerin aus der vergangenen Woche.
Nur: Manche wollen auf demWeg ins eigene Heim grundsätzlich lieber etwas Eigenes planen, statt eine Immobilie aus dem Bestand zu erwerben, lieber mehr Individualität als höhere Planungssicherheit (weil ein fertiges Haus auf die meisten Mängel überprüft werden kann), lieber ein bisschen länger auf die Entwicklung des Traumhauses schauen als einen überschaubaren Zeitaufwand mit schnellem Einzug in ein Haus zu haben, das nicht hundertprozentig den eigenen Vorstellungen entspricht.
Unabhängig von politischen Willensbekundungen einer Ministerin – für wen bietet sich das Kaufen an und für wen das Bauen? „Das ist vor allem eine Frage der persönlichen Befindlichkeit“, sagt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur des Geld-Ratgebers Finanztip. Heißt: „Wer selbst im Detail entscheiden will, wie seine eigenen vier Wände aussehen wollen, wer solche Entscheidungen gut treffen kann, der ist beim Bauen besser dran.“Worauf sollte man achten, wenn man sich für/gegen Kaufen/Bauen entscheidet?
Kosten In der Regel ist es teurer, ein Haus zu bauen, als ein fertiges zu kaufen. Beim Hausbau kommt beispielsweise noch das Grundstück dazu. In NRW liegt der Durchschnittspreis für einen Quadratmeter, der anhand des Bodenrichtwertes berechnet wird, aktuell bei 332 Euro (weicht je nach Größe und Standort natürlich deutlich nach oben oder unten ab). Rechnet man nun beispielsweise mit einem Grundstück von 250 Quadratmetern, kommt man dafür im Durchschnitt schon auf über 80.000 Euro
Mehrkosten plus darauf entfallende Steuer, Gerichts- und Notargebühren, womöglich Maklercourtage. Auch Erschließungskosten für Gas, Strom, Wasser können noch dazukommen. In der Regel heißt es, die Grundstückskosten machten rund 40 Prozent der Kosten aus.Was nicht zwangsläufig heißt, dass Bauen teurer ist, aber potenzielle Bauherren
Februar 2021 sollten diese zusätzlichen Belastungen im Kopf haben.
Was aktuell gilt: Sowohl die Kaufpreise als auch die Baukosten sind im vergangenen Jahr noch einmal exorbitant gestiegen, die Ersteren wegen der hohen Nachfrage, Letztere auch wegen der Lieferengpässe und der extrem gestiegenen Preise für diese Stoffe. Eine Alternative,
Februar 2022
+33,9%
+19,1%
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+13,8% die die Kosten für Bauherren senken würde: „Ein Erbbaupachtvertrag kann für den Bauherren zunächst deutlich preiswerter sein als ein Grundstückskauf. Das wird auch von immer mehr Kommunen angeboten“, sagt Tenhagen.
Planung Fürs Bauen braucht man auf jeden Fall einen Plan, und dafür sind Experten notwendig. Tenhagens Rat: „Mit der Planung am besten einen Architekten und/oder Bauingenieur beauftragen. Da muss man sich dann nicht im Alltag mit Baufirmen auseinandersetzen.“Zudem zusätzlich Zeit einkalkulieren, da sich am Bau immer Verzögerungen ergeben können, weil Material nicht da ist, Termine nicht passen, die Baufirma erst später kommt. Und: „Wenn das finanziell möglich ist, nicht von der Stange bauen. Da kann man dann seine individuellenWünsche einbringen. Und wenn’s zu teuer wird, kann man sich immer noch fragen: Müssen es denn die italienischen Fliesen sein, oder reichen vielleicht auch günstigere?“, schlägt Tenhagen vor.
Standort Ein wesentlicher Vorteil vieler Bestandsimmobilien: Sie gibt es häufig auch in der Nähe der großen Zentren, weshalb man dann weniger Geld fürs Pendeln zum Arbeitsplatz und zurück aufwenden muss. Da ist die Frage zwischen Bauen und Kaufen dann auch eine Rechenaufgabe und eine des monatlichen Budgets. Ein Haus mit Garten gibt es allerdings häufig in Regionen abseits der Zentren. Da das Passende zu finden, kann auch viel Zeit verschlingen. „Wer eine Immobilie kauft, muss womöglich lange suchen, bis er sein Traumhaus gefunden hat“, sagt Tenhagen.
Sanierung Alte Häuser, die man kauft, können sehr billig sein im Vergleich zum Neubau, aber das liegt zum Teil auch daran, dass der bauliche Zustand den Preis drückt. Ob sich so ein vermeintliches Schnäppchen als Kaufobjekt dann lohnt, kommt auf den Sanierungsstau an und auf die Kosten, die dessen Auflösung verursacht. Die muss man auf jeden Fall einrechnen: So können durchaus mehrere Zehntausend Euro zusammenkommen.