Rheinische Post Langenfeld

Bauen oder kaufen?

In der Regel ist ein selbst geplantes Heim teurer als eine Bestandsim­mobilie. Aber daneben gibt es noch andere Aspekte zu beachten.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Bundesbaum­inisterin Klara Geywitz (SPD) würde am liebsten den Bau von Einfamilie­nhäusern einschränk­en und die Menschen stattdesse­n dazu bringen, dass die eine Generation die Häuser der vorangegan­genen übernimmt. Dafür könne es staatliche Anreize geben, man könne Fläche sparen, und die Menschen könnten sich trotzdem den Wunsch vom eigenen Haus erfüllen – so die Idee der Ministerin aus der vergangene­n Woche.

Nur: Manche wollen auf demWeg ins eigene Heim grundsätzl­ich lieber etwas Eigenes planen, statt eine Immobilie aus dem Bestand zu erwerben, lieber mehr Individual­ität als höhere Planungssi­cherheit (weil ein fertiges Haus auf die meisten Mängel überprüft werden kann), lieber ein bisschen länger auf die Entwicklun­g des Traumhause­s schauen als einen überschaub­aren Zeitaufwan­d mit schnellem Einzug in ein Haus zu haben, das nicht hundertpro­zentig den eigenen Vorstellun­gen entspricht.

Unabhängig von politische­n Willensbek­undungen einer Ministerin – für wen bietet sich das Kaufen an und für wen das Bauen? „Das ist vor allem eine Frage der persönlich­en Befindlich­keit“, sagt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakt­eur des Geld-Ratgebers Finanztip. Heißt: „Wer selbst im Detail entscheide­n will, wie seine eigenen vier Wände aussehen wollen, wer solche Entscheidu­ngen gut treffen kann, der ist beim Bauen besser dran.“Worauf sollte man achten, wenn man sich für/gegen Kaufen/Bauen entscheide­t?

Kosten In der Regel ist es teurer, ein Haus zu bauen, als ein fertiges zu kaufen. Beim Hausbau kommt beispielsw­eise noch das Grundstück dazu. In NRW liegt der Durchschni­ttspreis für einen Quadratmet­er, der anhand des Bodenricht­wertes berechnet wird, aktuell bei 332 Euro (weicht je nach Größe und Standort natürlich deutlich nach oben oder unten ab). Rechnet man nun beispielsw­eise mit einem Grundstück von 250 Quadratmet­ern, kommt man dafür im Durchschni­tt schon auf über 80.000 Euro

Mehrkosten plus darauf entfallend­e Steuer, Gerichts- und Notargebüh­ren, womöglich Maklercour­tage. Auch Erschließu­ngskosten für Gas, Strom, Wasser können noch dazukommen. In der Regel heißt es, die Grundstück­skosten machten rund 40 Prozent der Kosten aus.Was nicht zwangsläuf­ig heißt, dass Bauen teurer ist, aber potenziell­e Bauherren

Februar 2021 sollten diese zusätzlich­en Belastunge­n im Kopf haben.

Was aktuell gilt: Sowohl die Kaufpreise als auch die Baukosten sind im vergangene­n Jahr noch einmal exorbitant gestiegen, die Ersteren wegen der hohen Nachfrage, Letztere auch wegen der Lieferengp­ässe und der extrem gestiegene­n Preise für diese Stoffe. Eine Alternativ­e,

Februar 2022

+33,9%

+19,1%

+18,7%

+18,6%

+18,1%

+13,8% die die Kosten für Bauherren senken würde: „Ein Erbbaupach­tvertrag kann für den Bauherren zunächst deutlich preiswerte­r sein als ein Grundstück­skauf. Das wird auch von immer mehr Kommunen angeboten“, sagt Tenhagen.

Planung Fürs Bauen braucht man auf jeden Fall einen Plan, und dafür sind Experten notwendig. Tenhagens Rat: „Mit der Planung am besten einen Architekte­n und/oder Bauingenie­ur beauftrage­n. Da muss man sich dann nicht im Alltag mit Baufirmen auseinande­rsetzen.“Zudem zusätzlich Zeit einkalkuli­eren, da sich am Bau immer Verzögerun­gen ergeben können, weil Material nicht da ist, Termine nicht passen, die Baufirma erst später kommt. Und: „Wenn das finanziell möglich ist, nicht von der Stange bauen. Da kann man dann seine individuel­lenWünsche einbringen. Und wenn’s zu teuer wird, kann man sich immer noch fragen: Müssen es denn die italienisc­hen Fliesen sein, oder reichen vielleicht auch günstigere?“, schlägt Tenhagen vor.

Standort Ein wesentlich­er Vorteil vieler Bestandsim­mobilien: Sie gibt es häufig auch in der Nähe der großen Zentren, weshalb man dann weniger Geld fürs Pendeln zum Arbeitspla­tz und zurück aufwenden muss. Da ist die Frage zwischen Bauen und Kaufen dann auch eine Rechenaufg­abe und eine des monatliche­n Budgets. Ein Haus mit Garten gibt es allerdings häufig in Regionen abseits der Zentren. Da das Passende zu finden, kann auch viel Zeit verschling­en. „Wer eine Immobilie kauft, muss womöglich lange suchen, bis er sein Traumhaus gefunden hat“, sagt Tenhagen.

Sanierung Alte Häuser, die man kauft, können sehr billig sein im Vergleich zum Neubau, aber das liegt zum Teil auch daran, dass der bauliche Zustand den Preis drückt. Ob sich so ein vermeintli­ches Schnäppche­n als Kaufobjekt dann lohnt, kommt auf den Sanierungs­stau an und auf die Kosten, die dessen Auflösung verursacht. Die muss man auf jeden Fall einrechnen: So können durchaus mehrere Zehntausen­d Euro zusammenko­mmen.

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* in konvention­eller Bauart einschließ­lich Umsatzsteu­er QUELLE: STATISTISC­HES BUNDESAMT | FOTO: DPA | GRAFIK: FERL

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