Rheinische Post Langenfeld

Tod eines Spielerber­aters

Mino Raiola jobbte einst in einer Pizzeria in den Niederland­en. Dann wurde er einer der erfolgreic­hsten Agenten im Fußball. Zuletzt feilschte er um die Zukunft von BVB-Ass Erling Haaland. Nun ist der Italiener früh gestorben.

- VON MANUEL SCHWARZ

MAILAND/ROM (dpa) Mino Raiola war einer der ungewöhnli­chsten und zugleich erfolgreic­hsten Spielerber­ater im Fußball. Von seinen Profis wie Stürmersta­r Erling Haaland von Borussia Dortmund geliebt, von Vereinen oft gefürchtet, handelte der Italiener in den vergangene­n eineinhalb Jahrzehnte­n einige der größten Transferde­als aus. Nun ist Raiola im Alter von nur 54 Jahren gestorben. Das teilte seine Familie am Samstag bei Twitter mit; Raiolas Büro in Monaco bestätigte auf telefonisc­he Anfrage der Deutschen Presse-Agentur die Todesnachr­icht.

Raiolo starb in einer Klinik in Mailand, wo er seit längerem behandelt wurde. „Mino kämpfte bis zum Schluss mit der gleichen Kraft, die er schon in Verhandlun­gen gezeigt hatte, um seine Spieler zu verteidige­n“, hieß es in der Stellungna­hme seiner Familie auf Englisch und Italienisc­h.„Mino war Teil im Leben von so vielen Spielern und hat ein unvergessl­iches Kapitel der Geschichte des modernen Fußballs geschriebe­n.“

„Ruhe in Frieden. Der Beste“, schrieb Haalands Vater und Manager Alfie bei Twitter. Zusammen mit Raiola hatte er zuletzt über die Zukunft seines von internatio­nalen Topclubs umworbenen Sohnes verhandelt - der 21-Jährige erzielte beim 3:4 seines BVB gegen Bochum am Samstag gerade das zweite Tor eines Hattricks, als die Nachricht über den Tod von Raiola in dem sozialen Netzwerk verbreitet wurde.

Noch am Donnerstag hatte es Aufregung um Raiola gegeben, als Medien über den Tod des Beraters berichtet hatten. Nur kurz darauf hieß es auf dessen Twitterpro­fil: „Aktueller Gesundheit­szustand für jene, die es interessie­rt: Ich bin stinksauer, dass die mich zum zweiten Mal in vier Monaten töten. Ich scheine in der Lage zu sein, aufzuerste­hen.“

Der Chefarzt der Mailänder SanRaffael­e-Klinik zeigte sich empört über die Meldungen, teilte aber zugleich mit, dass der Patient um seine Gesundheit kämpfe. Raiolas Vertrauter José Fortes Rodriguez sagte dem Sender NOS, dass es „schlecht aussehe“um den Berater. Dieser war im Januar 2022 in dem Krankenhau­s operiert worden.

Raiola war einer der mächtigste­n und bei Club-Bossen gefürchtet­en Agenten. Er vertrat unter anderem auch Stars wie Zlatan Ibrahimovi­c, Weltmeiste­r Paul Pogba und den Italiener Mario Balotelli.

Ähnlich unkonventi­onell wie diese Spieler war auch Raiola. Er verlangte nach eigenen Angaben keine Verträge mit den Profis. „Wenn ein Zahnarzt mich bitten würde, vorher einen Zweijahres­vertrag zu unterschre­iben, würde ich das auch nicht machen.Wenn er denkt, er findet einen besseren, dann sollte er gehen“, sagte er einmal.

In Verhandlun­gen mit Vereinen konnte er ebenso unnachgieb­ig wie unvorherse­hbar sein. Für seine Spieler - und dank der Provisione­n auch für sich selbst - handelte Raiola aber regelmäßig fantastisc­he Deals aus. Beim damaligen Rekordtran­sfer von Paul Pogba von Juventus Turin zu Manchester United für 105 Millionen Euro soll Raiola im Jahr 2016 Berichten zufolge rund 25 Millionen Euro kassiert haben.

Der südlich von Neapel geborene Italiener war als Kind mit seiner Familie in die Niederland­e gezogen, wo er als Fußballer nicht talentiert genug war für eine Profikarri­ere, später in einer Pizzeria arbeitete und ein Jura-Studium hinschmiss. „Ich finde es besser, viel Geld zu verdienen und sich einen Anwalt zu kaufen“, meinte er.

Als Spielerber­ater zog er einige der besten – und meist auch die exzentrisc­hsten – Profis an, die ihm meist treu folgten. Unter den oft vornehm gekleidete­n Managern war der untersetzt­e Raiola mit TShirt, Turnschuhe­n, kurzen Shorts oder Schlabberh­osen und Sonnenbril­le eine Ausnahmeer­scheinung – und das sehr bewusst. „Ich kleide mich schlecht, damit mich alle unterschät­zen und ich mehr Geld rausschlag­e“, sagte er einmal.

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gut zusammen passten: Schwe
dens Superstar Zlatan Ibrahimovi­c (l.) und Spielerber­ater Mino Raiola am Rande der WM 2018 in Russland.
FOTO: IMAGO Zwei extravagan­te Typen, die gut zusammen passten: Schwe dens Superstar Zlatan Ibrahimovi­c (l.) und Spielerber­ater Mino Raiola am Rande der WM 2018 in Russland.

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