Fans peitschen die Giants ins Halbfinale
Mit einem 80:75 entscheiden Leverkusens ProA-Basketballer das Viertelfinale gegen Trier mit 3:1 für sich. Jetzt wartet Tübingen.
LEVERKUSEN Man kann sein eigenes Wort in der Ostermann-Arena nicht mehr verstehen, als Spencer Reaves das Duell gegen die Gladiators Trier zum 75:75 ausgleicht. Schon diesen Korb hat der US-Amerikaner erzwungen, doch noch deutlicher wird dies beim 77:75 28 Sekunden vor Schluss. Weil das lockere Händchen in dieser Phase bei seinen Mitspielern fehlte, zieht der 26-Jährige selbst zum Brett und macht das Ding rein – irgendwie. Die 2278 Zuschauer vor Ort hält es schon lange nicht mehr auf ihren Sitzen. Die Giants gewinnen das vierte Spiel des ProAViertelfinals mit 80:75 und entscheiden die Serie mit 3:1 für sich.Wie bei den anderen Erfolgen über Trier war es erneut ein Drama.
Die Stimmung in der Arena war so famos, dass sich die Aktionen im ersten Viertel bereits anfühlten, als würde sich die Partie gerade in der „Crunchtime“befinden. So spielten beide Mannschaften auch. Weder die Giants noch die Gladiators gaben auch nur einen Zentimeter verloren. Und im vierten Spiel der Serie starteten erstmals beide Teams auch offensiv heiß. Die höchste Führung der ersten Halbzeit war das 27:22 für Trier. Davon abgesehen trennte beide nie mehr als drei Punkte.
Die Leverkusener begannen mit Erfolgen am Brett, ehe sie das Spielfeld öffneten und durch Quentin Goodin zum ersten Mal aus der Distanz erfolgreich waren. Wen Trainer Hansi Gnad auch aufs Feld schickte: Sein Team überzeugte fast durch die Bank. Es hatte zwar defensiv erneut mit den Offensiv-Rebounds der
Gäste zu kämpfen, erzielte im Angriff aber immer wieder mitreißende Körbe. Als Robert Merz zwei Dreier hintereinander zum 30:30 traf, standen die Zuschauer zum wiederholten Male geschlossen von ihren Plätzen auf. In Kombination mit mindestens 200 frenetischen Fans aus Trier ergab sich eine Kulisse, die es in dieser Form wohl nur in den Play-offs gibt.
Stark agierte auch LennardWinter. Der 21-Jährige verwertete nicht nur seine Freiwürfe sicher, er schraubte auch die Leverkusener Drei-PunkteQuote auf 50 Prozent zur Halbzeit. 45:44 stand es zur Pause. Die Hausherren waren in allen Wurfstatistiken besser, konnten aufgrund des Rebounds-Nachteils aber kein Kapital daraus schlagen. Mit Wiederbeginn besorgte Melvin Jostmann das 48:44 und damit die bislang höchste Führung der Hausherren in der gesamten Partie. Luis Figge legte mit spektakulärem Zug zum Tor inklusive Foul sogar das 51:44 nach.
Würden sich die Giants nun absetzen? Nein. Das Duell blieb intensiv. Und wenn offensiv zu wenig Bewegung herrschte, blieb meistens die
Verteidigung Sieger. Unmotivierte, nicht vorbereitete Schüsse fielen jedenfalls nicht. Nach einem seltenen Fehler von Spencer Reaves glichen die Gäste zum 55:55 aus und gingen wenig später in Front. Die Leverkusener wirkten konditionell angeschlagen, trafen nun auch offene Würfe nicht mehr und leisteten sich einige Ballverluste.
Doch auch diese schwache Phase überstanden sie. Mit einer Energieleistung erholte sich das Team im Schlussviertel vom neuerlichen Rückstand. Plötzlich sicherten sich auch die Giants – insbesondere durch Dennis Heinzmann – wichtige Rebounds. Die Dreier aber wollten nicht mehr fallen, Goodin, Figge, Marko Bacak und Reaves vergaben. So musste der Erfolg über das Brett führen. Schöne Körbe waren nun Fehlanzeige, die Giants würgten die Kugel fast hinein. Durch Bacak, dessen verunglückter Dunk fiel – und zum Schluss durch den überragenden Reaves. Figges Freiwürfe entschieden die Partie und die Serie.
Trainer Hansi Gnad zeigte sich begeistert: „Eine unglaubliche Stimmung, ein unglaubliches Team.“Er lobte vor allem, wie seine Basketballer mit dem Umstand umgegangen sind, dass die Würfe plötzlich nicht mehr fielen. „Viele wären da eingebrochen, aber wir haben einen Weg gefunden, die Körbe trotzdem zu machen und im letztenViertel elf Rebounds mehr geholt als der Gegner.“Weiter geht es für die Giants im Halbfinale gegen die Tigers Tübingen.
Giants Reaves (18), Goodin (12), Bacak (12), Heinzmann (9), Figge (9), Winter (8), Merz (6), Jostmann (5), Kahl (1), Gille.