Intelligente Klangwelten
Mouse on Mars loteten mit Dodo Nkishi die Grenzen elektronischer Musik aus.
DÜSSELDORF Mouse on Mars tauchten am Samstagabend im RobertSchumann-Saal tief ein in das Multiversum elektronischer Klangkunst im Zusammenspiel mit künstlicher Intelligenz. Ihr Konzert war ein weiteres Highlight aus dem Begleitprogramm zur noch bis 15. Mai laufenden Ausstellung „Electro – von Kraftwerk bis Techno“im Kunstpalast. Das Düsseldorf-Kölner Duo Andi Toma und Jan St. Werner lotet seit rund drei Jahrzehnten die Grenzen elektronischer Musik aus und gilt zu Recht als legitimer Erbe der Elektro-Pioniere von Kraftwerk.
Am Samstagabend präsentierten die beiden gemeinsam mit ihrem langjährigen Kollaborateur Dodo Nkishi am Schlagzeug ihr im letzten Jahr erschienenes Album „AAI – Anarchic Artificial Intelligence“. Ein wilder Ritt durch Klangwelten und Soundcollagen im Zusammenspiel mit künstlicher Intelligenz, angefeuert von Nkishis treibenden Beats. Die Herren sind bekannt dafür, sich in ihrer Kreativität auszuleben. Computer, Software und Technik sind ihr Spielplatz, die Basis für gelungene Soundexperimente.
So zu erleben war es auch wieder am Samstagabend. Jeder bekam genug Raum, seinen Teil zum Gesamtkonstrukt beizutragen. Für „AAI“arbeiteten Mouse on Mars mit dem
Schriftsteller und Wissenschaftler Louis Chude-Sokei zusammen, der gesprochene Passagen zum Album beisteuerte. Ein ProgrammiererKollektiv übernahm die Arbeit mit den Algorithmen. Die daraus entstandene KI-Software wurde mit Chude-Sokeis Texten gefüttert, um sein Sprachmuster nachzuahmen.
Mouse on Mars konnten danach spielerisch Tonhöhe, Tempo und Rhythmus variieren. Auf diese Weise wird die KI gewissermaßen selbst zum Instrument. Die drei Musiker ließen sich immer genug Freiraum, kreativ einzugreifen und die vorprogrammierten Muster aufzubrechen.
Schließlich steht das erste A in „AAI“für Anarchie.
Manchem im Publikum fiel es merklich schwer, ruhig auf dem Sitz zu bleiben und nicht aufzuspringen, um den energiegeladenen treibenden Rhythmus von der Bühne aufzunehmen und einfach drauflos zu tanzen. Ganz so, wie es sich Dodo Nkishi zu Beginn des Auftritts gewünscht hatte.
Info Die Ausstellung „Electro – von Kraftwerk bis Techno“ist noch bis 15. Mai im Kunstpalast zu sehen. Digitale öffentliche Führungen: 6., 11. und 13. Mai (jeweils 19 Uhr). www.kunstpalast.de