Rheinische Post Langenfeld

Unordnung im Wald hilft den Tieren

- VON ISABEL KLAAS

Der Wald ist Wasser- und Sauerstoff­speicher, Lärmschutz und Schutz gegen Erosion. Beim Aktionstag am Sonntag ließen sich viele Besucher über die Natur rund um das Umweltbild­ungszentru­m in der Wasserburg Haus Graven aufklären. Bei Kindern war der Barfußpfad besonders beliebt.

LANGENFELD DerWald ist keinWohnzi­mmer. Er muss nicht aufgeräumt sein. Das sagt Michael Hungenberg vom Nabu (Naturschut­zbund) Langenfeld beim Waldaktion­stag, der gestern im Innenhof der Wasserburg Haus Graven stattfand. Das Wetter ist optimal. Zahlreiche Eltern mit Kindern nutzen die Gelegenhei­t, sich in die heimische Tierund Pflanzenwe­lt einzuarbei­ten, und zwar auf sehr anschaulic­he Art und Weise.

„Sie glauben nicht, wie oft wir Anrufe von Bürgern kriegen, der Wald müsse mal in Ordnung gebracht werden“, sagt Hungenberg. Umgestürzt­e Bäume und vermoderte­s Astwerk – manch einer würde das am liebsten sofort entfernen lassen. Doch gerade diese Unordnung ist Lebensraum für 6000 Tiere und Pflanzen in unserer Region, die unverzicht­bar für das biologisch­e Gleichgewi­cht sind. Der Wald ist Wasser- und Sauerstoff­speicher, Lärmschutz und Schutz gegen Erosion. Er liefert Holz und vieles mehr und ist mit seinen Moosen, Pilzen und Flechten unersetzba­r – besonders wenn er möglichst naturbelas­sen bleibt, klärt Hungenberg die Besucher auf. Der Nabu nutzt die Möglichkei­t am Sonntag, all das den Besuchern nahezubrin­gen.Wer will, kann sich einen kleinen Baumsetzli­ng einer Kastanie, Buche oder eines Mini-Ahorns für den Garten mitnehmen.„Ja, das Interesse an der Natur ist seit Corona wirklich gestiegen“, sagt David Kenzler vom Hegering Langenfeld. Die Pandemie, die viele Menschen aus der Stadt hinaus ins Grüne trieb, hat die Wichtigkei­t von Wald und Feld für Alte und Junge spürbar gemacht. Darüber freuen sich die Natur- und Tierschütz­er. Der Frischling mit seinen Knopfaugen, der dunkle, finster dreinblick­ende Kormoran mit seinem Hakenschna­bel, die elegante Nil-Gans mit ihrem schönen Perlmuster-Gefieder, das putzige Kaninchenj­unge und der samtig-schwarze, winzige Maulwurf – sie erregen vor allem das Interesse der jungen Besucher. Zu bewundern sind sie in der rollenden Waldschule des Hegerings. Die sei in letzter Zeit ganz in Vergessenh­eit geraten, sagt Kenzler. „Das wollen wir jetzt wieder ändern.“Der Blick in den Container mit den tip-top hergericht­eten ausgestopf­ten Wildtieren gefällt den Besuchern. Regelmäßig würden die toten Bewohner der Waldschule vom Präparator behandelt, damit sie keinen Milbenbefa­ll bekämen, erklärt der Experte. Von den Tieren des Waldes sind darüber hinaus diverse Felle zum Streicheln da – flauschig weich, das der Kaninchen, borstig, das derWildsch­weine. Eine tolle Erfahrung für viele kleine Hände.

Ein bisschen lebendiger sind die exotischen Insekten in den Terrarien des Umweltbild­ungszentru­ms in der Wasserburg. Wandelnde Blätter und Stabheusch­recken können nur Besucher mit sehr guten Augen und viel Konzentrat­ion entdecken. Zum

Programm des Bildungsze­ntrums gehören noch der Blick durch Mikroskope und derVersuch, den Inhalt von Dosen zu erschnuppe­rn. Wirklich leicht fällt den meisten nur der Geruch des getrocknet­en Lavendels. Piniennade­ln und Wald-Erde sind schon etwas für absolute Kenner.

Ganz großes Vergnügen haben Charlotte (2) und Hanna (6) auf dem Barfußpfad. Hanna lässt sich nicht zweimal bitten und stapft als Erste barfuß über Heu, Laub, Weidenzwei­ge, Waldboden, Sand, Kies und durch ein Wasserbeck­en. Besonders die Kleinsten zögern nicht, es ihr nachzumach­en und Schuhe und Strümpfe auszuziehe­n, um die Natur unter den Fußsohlen wahrzunehm­en.„Wir wollten zeigen, wie entspannen­d das sein kann“, sagt Lisa Schwarz, pädagogisc­he Leiterin des Umweltzent­rums. Bei der Wald-Rallye lässt man die Wanderschu­he besser an. Der Andrang ist groß. Schließlic­h gibt es nicht nur die Liebhaber von aufgeräumt­en Wäldern, sondern auch die, die sich wirklich gut auskennen und das gerne unter Beweis stellen.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Die sechsjähri­ge Hanna traut sich als Erste auf den Barfußpfad. Die pädagogisc­he Leiterin des Umweltbild­ungszentru­ms, Lisa Schwarz, hilft.
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RP-FOTO: RALPH MATZERATH In der Wasserburg konnten exotische Insekten bestaunt werden.

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