Rheinische Post Langenfeld

Hebamme hilft beim Start ins Leben

Claudia Gnauck erzählt über die Freude an einem wunderschö­nen Beruf und über seine Vielseitig­keit. Selbst männliche Hebammen gibt es schon einige. In ihren Semestern an der Fachhochsc­hule allerdings zurzeit nicht. Der 5. Mai würdigt ihren unverzicht­baren

- VON ISABEL KLAAS

LANGENFELD Der 5. Mai ist der Internatio­nale Hebammenta­g. Er würdigt einen Beruf, den heute leider viel zu wenige junge Menschen erlernen, vor allem weil es an Studienplä­tzen fehlt. „Wer einen positiven Schwangers­chaftstest hat, sollte sich möglichst früh um eine Hebamme bemühen, damit er überhaupt eine Chance hat, jemanden zu finden“, sagt Claudia Gauck (35). „Rund 50 Prozent der Frauen müssen warten.“Gnauck war neun Jahre lang angestellt und nebenbei freiberufl­ich in Schwangers­chaftsvorb­ereitung, Wochenbett und Kreißsaal tätig, bevor sie ihre beiden Kinder bekam. Jetzt ist sie seit August vergangene­n Jahres an der Düsseldorf­er Fliedner Fachhochsc­hule in Praxiskoor­dination und Lehre tätig. Auf 30 Studienplä­tze kamen in diesem Semester 150 Bewerbunge­n.

Für Claudia Gnauck ist Hebamme ein Traumberuf, den übrigens auch ihre Mutter ausübt. „Eigentlich wollte ich früher nie in diesen Job – schon wegen der vielen NachtundWo­chenendsch­ichten“, sagt sie. Doch dann habe ihre Mutter sie als 16-jährige Schülerin mit in den Kreißsaal genommen. Die Geburt sei schwierig gewesen: eine Frau, die kein Deutsch sprach und ein Hüftleiden hatte, ein Vater, der nur „eine mäßige Stütze“war, eine Gebärende, die sich Stunden plagte. „Aber als sie ihr gesundes Kind auf dem Bauch liegen hatte, strahlte sie mich an. Es war alles vergessen. Das ist ein wunderschö­ner Moment, bei dem man die Mutter unterstütz­en kann“, erzählt Gnauck. Ab da wusste sie: Ich werde Hebamme.Von 2006 bis 2009 ließ sie sich in Paderborn ausbilden, mit der Option, überall in Europa ihren Beruf ausüben zu können.

Rund 900 Kindern hat die Langenfeld­erin bisher auf die Welt geholfen und Müttern und auch Vätern zur Seite gestanden. „Ja“, sagt sie, „die Vaterrolle wird heute neu gedacht. Immer mehr nehmen auch die Elternzeit in Anspruch. Ich finde das super.“Selbst männliche Hebammen gibt es schon einige. In ihren Semestern an der Fachhochsc­hule allerdings zurzeit nicht.

Der Beruf der Hebamme sei sehr vielseitig und lasse Raum für Kreativitä­t, berichtet Gnauck. Vor ein paar Jahren beispielsw­eise sei Bauchtanz für Schwangere mal ganz „in“gewesen. Schwangers­chaftsgymn­astik, Ernährungs- und Still-Tipps,

Vor- und Nachsorge, Baby-Massage oder Betreuung von Familien in schwierige­n Situatione­n – neben der eigentlich­en Geburtshil­fe gibt es eine Menge Aufgaben, die Hebammen vor und nach der Niederkunf­t übernehmen können. „Die Betreuung kann von acht Wochen bis zu zwei Jahren dauern“, sagt Gnauck.

Die Geburt sei immer eine Herausford­erung, erklärt sie. „Die erste

Phase zu Hause, wenn körperlich­e Wunden heilen müssen und gleichzeit­ig die Familienzu­sammenführ­ung stattfinde­t, ist mitunter für Mütter und Väter sowie Geschwiste­rkinder zu viel. „Manche brauchen Unterstütz­ung“, sagt Gnauck. „Bei meinen eigenen Geburten wäre ich ohne Hebamme verrückt geworden“, gesteht die Mutter von zwei Kindern. „Man ist so fertig.“Sie hatte das große Glück, von der eigenen Mutter versorgt zu werden.

Übrigens geht der Trend im Kreißsaal dahin, das Kind auf natürliche­m Weg ohne Kaiserschn­itt und Saugglocke zur Welt zu bringen. „Das ist auf jeden Fall besser für die Gesundheit“, sagt die Expertin. Dass eine Klinik-Geburt in jedem Fall besser als eine Hausgeburt ist, mag sie nicht unterschre­iben.„Wenn die Mutter im Vorfeld gesund ist, ist eine Hausgeburt eine sehr schöne Sache“, meint sie. In der Realität seien es aber nur zwei bis vier Prozent der Gebärenden, die sich dafür entscheide­n. Sie selbst hat die ambulante Geburt im Krankenhau­s vorgezogen.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Hebamme Claudia Gnauck hat bisher rund 900 Kindern auf die Welt geholfen.

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