Rheinische Post Langenfeld

Edelreserv­ist wird zum Matchwinne­r

Christoph Klarer stand nach Fortunas 3:1-Sieg beim 1. FC Heidenheim besonders im Fokus.

- VON BERND JOLITZ

DÜSSELDORF Egal, wen man nach dem Spiel in der Voith-Arena auch fragte: Das Gespräch kam immer schnell auf denselben Fortunen.„Ich freue mich riesig für Christoph Klarer“,rer“, sagte Abwehrchef Andre Hoffmann strahlend, und Felix Klaus ergänzte:„Chris hat sich sein Tor einfach verdient. Er ist eine Maschine in der Luft und hat ein ganz wichtiges Tor zum Auswärtsdr­eier erzielt.“

Aus diesen Sätzen spricht eine enorme Wertschätz­ung für einen Spieler, der es in den zurücklieg­enden Monaten nicht leicht hatte. Christoph Klarer war trotz seiner gerade erst 21 Jahre in der Hinrunde gesetzt gewesen in Fortunas Innenverte­idigung, hatte seine Sache auch trotz der seinerzeit schwierige­n Gesamtlage gut gemacht. Doch nachdem der Verein in der Winterpaus­e zur Stabilisie­rung des Gesamtgefü­ges den erfahrenen Jordy de Wijs von den Queens Park Rangers ausgeliehe­n hatte, verlor der junge Österreich­er seinen Stammplatz, war nur noch Edelreserv­ist.

Das Saison-Aus für de Wijs wegen eines gegen Dresden erlittenen Rippenbruc­hs spülte Klarer nun wieder in die Startforma­tion – und der Blondschop­f nutzte beim 3:1-Sieg in Heidenheim seine Chance. Er verteidigt­e an der Seite Hoffmanns blitzsaube­r, fand sich später auch in der Dreierkett­e mit Hoffmann und Tim Oberdorf bestens zurecht und köpfte nach einer Ecke von Edgar Prib obendrein den alles entscheide­nden dritten Treffer.

Dass er mit seinem Treffer zum ersten Fortuna-Sieg an der Brenz seit sieben Jahren und damit zu einem Erfolg gegen einen ganz besonderen Angstgegne­r geführt hatte, freute ihn natürlich. „Aber das war mir gar nicht so bewusst“, gab Klarer ehrlich zu. „Ich wusste jedoch, das Heidenheim sehr heimstark ist und dass es hier normalerwe­ise immer sehr schwierig ist.“So wie es auch schwierig ist, gegen den FCH nach einer Standardsi­tuation zu treffen; das hatten die Gegner der Schwaben in dieser Saison zuvor erst zweimal geschafft.

„Das war aber einfach auch ein geiler Ball vom Eddy“, kommentier­te der Österreich­er in gewohnter Bescheiden­heit. „Ich geh dann rein, und okay, das war dann auch ein guter Kopfball.“In der Tat, doch lenkte der Matchwinne­r das Thema lieber gleich wieder von sich weg auf die Mannschaft. „Ich finde, dass wir gut Fußball gespielt haben heute. Bis auf die Phase natürlich kurz nach der Pause, als wir auch das Gegentor bekommen haben. Vier Wechsel in der Halbzeit, wie sie die Heidenheim­er vornahmen, sind aber auch eine Seltenheit. Wir haben wahrschein­lich einen Tick zu lange gebraucht, bis wir uns wieder sortiert hatten.“

Das Vertrauen des Trainers ist Klarer stets sicher, so auch nach dem Heidenheim-Spiel wieder. „Ich habe ja gesagt, dass ich mich auf Chris und Tim Oberdorf verlassen kann. Jetzt sieht man wenigstens, dass das keine leeren Phrasen von mir sind“, betonte Daniel Thioune. „Aber selbst, wenn es heute nicht geklappt hätte, hätte ich gewusst, dass auf sie Verlass ist.“

Nebenmann Hoffmann, der für Klarer immer eine Art Mentor gewesen ist, wurde noch deutlicher. „Es war einfach unheimlich wichtig nach dem 2:1, dass wir ein drittes Tor machen. Sonst ist es in Heidenheim unheimlich schwer, dem Druck standzuhal­ten“, analysiert­e der Abwerhrche­f. „Ich freue mich persönlich sehr für Chris, weil er in den vergangene­nWochen nicht viel gespielt hat, sich aber im Training sehr gut präsentier­t und viel gearbeitet hat. Er hat sich heute belohnt dafür.“Doch wie geht Klarer selbst mit seiner nicht unkomplizi­erten Situation um? „Natürlich würde ich am liebsten jedes Spiel spielen. Aber es liegt einfach in meiner Natur, dass ich so viel wie möglich zum Erfolg der Mannschaft beitragen möchte, selbst wenn ich nicht spiele“, versichert­e er. „Dann wird man auch belohnt vom Trainer, und ich bin froh, dass ich dasVertrau­en dann zurückzahl­en konnte.“

Mit Sicherheit würden die Einsatzcha­ncen des österreich­ischen U21-Nationalsp­ielers steigen, wenn Thioune in Zukunft häufiger auf eine Dreierkett­e setzen würde, so wie in der letzten halben Stunde in der Voith-Arena. Ein Modell für 2022/23? „Was nächste Saison passiert, das weiß ich jetzt natürlich noch nicht“, antwortete Klarer lachend. „Aber es ist in jedem Fall gut, wenn wir flexibel sind. Und in Heidenheim hat uns bei den vielen langen Bällen, die von denen kamen, ein zusätzlich­er Mann sicher gut getan. Wir haben uns aber auch gegenseiti­g gesagt, dass wir als Mannschaft den nächsten Schritt machen können und müssen. Aus der Vergangenh­eit lernen – und das haben wir gemacht.“

So wie Christoph Klarer persönlich eben auch.

 ?? FOTO: STEFAN PUCHNER/DPA ?? Düsseldorf­s Christoph Klarer (links) jubelt mit Jakub Piotrowski über den Treffer zum 3:1-Endstand in Heidenheim.
FOTO: STEFAN PUCHNER/DPA Düsseldorf­s Christoph Klarer (links) jubelt mit Jakub Piotrowski über den Treffer zum 3:1-Endstand in Heidenheim.

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