Russische Sandkünstlerin malt gegen den Krieg
In der Stadtbibliothek schafft Eva Aibazova mit Sand und Licht verblüffend detaillierte Bilder.
LEVERKUSEN Eva Aibazova nimmt die Menschen mit auf eine fast meditative Reise. Auf die Fahrt eines Liebespaars, das die Schönheit der Erde, ihrer Kulturen und großen Städte entdeckt. Dabei zeichnet die Russin, die nach Stationen in Ägypten und Südkorea in Hamburg ihr Zuhause gefunden hat, eine Geschichte ohne Worte – mit Sand in Sand. So entstehen binnen weniger Sekunden und Minuten atemberaubend detaillierte Bilder.
Aibazovas Performance war jetzt in der Leverkusener Stadtbibliothek zu erleben. Ihr Schaffen findet während dieser „Sandkunstshows“auf einer lichtdurchlässigen, großflächigen Unterlage statt, die von unten angestrahlt wird. So wirft der Sand Schatten und lässt wiederum an anderen Stellen Lichtstrahlen mal mehr, mal weniger stark durch. So entstehen ganze Welten aus Sand, die, von oben gefilmt, fürs Publikum auf der Leinwand langsam sichtbar und zum Leben erweckt werden.
Dem Zufall überlässt die Künstlerin dabei nichts. Die Darbietung ist vollendet ausgearbeitet und choreografiert. Das ist auch daran zu erkennen, dass die Bilder exakt dann abschließend erstellt sind, wenn die thematisch passende Hintergrundmusik verstummt. Gleichwohl ist die Bildkreation eine Gratwanderung. Zwar sollen die Betrachter schnell etwas Gegenständliches erfassen, dürfen jedoch nicht gleich ausmachen, welche Szenerie entstehen soll. „Ich muss eine Überraschung aus dem Bild machen“, sagt Aibazova.
Und das gelingt ihr. Die 35-Jährige, die in Sankt Petersburg Kunst und anschließend Regie studierte, benötigt nur wenige Handgriffe und -bewegungen, um ein realistisches und gut erkennbares Bild zu „zeichnen“. Hinter dieser Leichtigkeit stecken freilich viele Stunden Arbeit. Zudem, erzählt die Künstlerin, spielt die Beschaffenheit des Sandes eine Rolle. Er muss dunkel und feinkörnig sein. Teilweise experimentiert sie darüber hinaus mit farbigem Sand für bunte Gemälde.
Kunst verkauft Aibazova nun zugunsten der Ukraine-Hilfe. DieWerke stammen unter anderem von ukrainischen Künstlern, die vor dem Krieg häufig mit ihren russischen Nachbarn in Kollektiven zusammenarbeiteten. Zu den derzeitigen Gräueltaten von Putin-Russland sagt die Sandmalerin: „Es ist mir sehr peinlich, was mein Land tut. Ich bin natürlich gegen den Krieg. Und ich hoffe sehr, dass bald alles besser wird.“Persönliche Attacken ihrer Herkunft wegen habe sich noch nicht einstecken müssen, sagt sie: „Vielleicht hatte ich bisher Glück.“
Die 35-Jährige dankt den Helfern und ihren deutschen Freunden. Und hofft darauf, „gemeinsam diesen Krieg stoppen können“.