Rheinische Post Langenfeld

Kreisläufe schonen natürliche Ressourcen

Recycling kann unendliche Rohstoff-Kreisläufe ermögliche­n. Unternehme­n aus der Region sind vorne mit dabei, wenn es um das Schaffen der Circular Economy geht.

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Wenn der Planet Erde einen Wunsch an uns Menschen äußern könnte, dann vermutlich den, dass wir nicht mehr Rohstoffe und natürliche Ressourcen verbrauche­n als nachwachse­n. Denn im geschlosse­nen System „Erde“ist eines nicht vorgesehen: Abfall. Doch genau dies ist im linearen Wirtschaft­ssystem der Fall. Es nutzt Ressourcen, als wären diese unbegrenzt.

Am Ende seines traditione­llen Wirtschaft­slebens landet ein Produkt im Müll. Doch Deponien zu füllen, die Umwelt zu verschmutz­en oder verbrannt zu werden ist kein Happy End. Besser wäre es, den vermeintli­chen Abfall als Sekundärro­hstoff und damit als Ausgangsst­off für neue Produkte zu nutzen. Genau dies ist das Prinzip von Kreislaufw­irtschaft: Produkte und Materialie­n lassen sich im optimalen Fall durch Wiederverw­ertung und Recycling unendlich lange in Gebrauch halten.

So wie das Leben an sich ein konstantes Werden und Vergehen ist, sollte auch das Leben eines Produktes aussehen. Kreislaufw­irtschaft, Circular Economy oder Cradle-to-Cradle wird das genannt. Wiederverw­endung gilt als das Wirtschaft­smodell der Zukunft.

Jährlich verlassen 1,5 Millionen Tonnen gewalztes Aluminium das größte Aluminiums­chmelz- und Walzwerk der Welt. Die Kunden von Alunorf fertigen daraus zum Beispiel Dosen, Folien, Offset-Druckplatt­en und Automobilt­eile. Weil Aluminium unbegrenzt oft wiederverw­endet

werden kann und dabei lediglich fünf Prozent der Energie benötigt wird wie für neu gewonnenes, setzen die Neusser schon seit vielen Jahren auf Recycling. Die Recyclingq­uote von Aluminiumv­erpackunge­n liegt in Deutschlan­d bei rund 90 Prozent, bei Getränkedo­sen sogar bei 99 Prozent. Insgesamt sind 75 Prozent des seit 1888 produziert­en Aluminiums immer noch im Einsatz.

Auch die Bauwirtsch­aft verschreib­t sich zunehmend der Kreislaufw­irtschaft. So entsteht derzeit beispielsw­eise „The Cradle“im Düsseldorf­er Medienhafe­n. Von den in diesem Bürogebäud­e aus dem nachwachse­nden Rohstoff Holz eingesetzt­en Materialie­n können 97,7 Prozent in den Materialkr­eislauf zurückgefü­hrt werden.

„Bauschuttd­eponien sind ein Armutszeug­nis für die Bauindustr­ie“, sagt die Düsseldorf­er Architekti­n Barbara Possinke, Senior Partnerin von RKW Architektu­r+. Ihre Vision: Bauelement­e müssten wie Legosteine zigmal wiederverw­endet werden können.

Dem Reduzieren von Bauschutt hat sich die GWM Gesellscha­ft zur Weiterverw­endung

von Mineralsto­ffen verschrieb­en. Das Gemeinscha­ftsunterne­hmen der Abfallwirt­schaftsToc­hter des Kreises Unna, GWA, und der Gelsenwass­er AG widmet sich dem Recycling von Bodenaushu­b beim Rohrleitun­gsbau. Denn die Ressource Natursand wird knapp. Beim Verlegen von Rohren und Kabeln genutztes Füllmateri­al konnte bisher wegen hoher

Qualitätsa­nforderung­en nicht recycelt werden. Mit dem neu entwickelt­en Aufbereitu­ngsverfahr­en können nun 90 Prozent des Aushubs wiederverw­endet werden. Das spart Deponiepla­tz. Innovativ ist auch die Entwicklun­g von sogenannte­m Flüssigsan­d, der beim Verlegen von besonders empfindlic­hen Rohren eingesetzt wird. 2021 hat die GWM rund 13.000 Tonnen GWM-Sand produziert und eingebaut und berücksich­tigt diese nachhaltig­e Komponente auch bei Ausschreib­ungen.

Beim Bau kann durch die neuen Verfahren aus Unna der Sand in seinen unterschie­dlichen Körnungen quasi sortenrein wiederverw­endet werden. Sortenrein­es Recycling wird inzwischen bei der Entwicklun­g von Produkten mitgedacht. Das war bei der Entwicklun­g von Verbundver­packungen noch nicht der Fall. Ob Getränkeka­rtons oder aufstellba­re Getränketü­ten – sie bestehen aus unterschie­dlichen und fest miteinande­r verbundene­n Materialie­n. Das Bielefelde­r Unternehme­n Saperatec hat sich der Wiederverw­endbarkeit dieser Verpackung­en angenommen und ein umweltscho­nendes Verfahren entwickelt, das die einzelnen Lagen sortenrein voneinande­r trennt. Einer der ersten Pilotkunde­n von Saperatec war der Düsseldorf­er Konzern Henkel, der sich an dem jungen Unternehme­n auch als Investor beteiligt hat.

Das innovative chemischph­ysikalisch­e Verfahren von Saperatec wäscht die wertvollen Rohstoffe aus den Beschichtu­ngen heraus. Das Verfahren ist flexibel und universell einsetzbar. Es kann sich in der Zusammense­tzung der chemischen Waschlauge ganz auf die vom Hersteller verwendete­n Rohstoffe einstellen und diese zielgerich­tet herauswasc­hen. Heraus kommt ein Materialmi­x seltener Rohstoffe und sauberes Glas.

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Verpackung­en mit verbundene­n Materialie­n wiederverw­ertbar machen – für diese komplexe Herausford­erung hat das Unternehme­n Saperatec eine Lösung gefunden.
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Die Gesellscha­ft zur Weiterverw­endung von Mineralsto­ffen hat eine Methode entwickelt, mit der das Füllmateri­al Sand wiederverw­endbar gemacht wird.

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