Rheinische Post Langenfeld

Eklat bei Leverkusen­er Protest in Berlin

6000 Unterschri­ften in Kiste im Foyer abgelegt. Berliner Verkehrsmi­nisterium hat keine Zeit für Leverkusen­er Delegation und ihren Protest gegen den Autobahnau­sbau.

- VON BERND BUSSANG

BERLIN/LEVERKUSEN Bei der Übergabe von Unterschri­ften der Leverkusen­er Initiative zum Autobahnau­sbau „Keinen Meter mehr“vor dem Berliner Verkehrsmi­nisterium ist es am Freitag zu einem politische­n Eklat gekommen. Weder Verkehrsmi­nister Volker Wissing (FDP), noch einer seiner Staatssekr­etäre oder sonstige Mitarbeite­r waren bereit, die Unterschri­ften persönlich entgegenzu­nehmen. Den Leverkusen­eren wurde bedeutet, die Unterschri­ften doch in eine blaue Plastikkis­te im Foyer zu legen, was dann auch geschah.

„Die Stimmung ist gedrückt“, sagt Oberbürger­meister Uwe Richrath, der gemeinsam mit 60 weiteren Leverkusen­ern eigens zu dem Termin nach Berlin gereist war.„Es sind alle frustriert, dass das so gelaufen ist und niemand Zeit für uns hatte“, sagt der Stadtchef. Positiv bewertet er den Zusammenha­lt der Leverkusen­er in der Autobahnfr­age. Die Delegation habe große Geschlosse­nheit gezeigt.

Die Leverkusen­er Initiative „Keinen Meter mehr“wird getragen von Anwohnern, Politikern und lokalen Umweltverb­änden. Sie setzt sich gegen den derzeit von der Bundesregi­erung favorisier­ten tunnellose­n Ausbau der Leverkusen­er Autobahnen („Stelze“) ein.

Frust auch beim Leverkusen­er Ratsherrn und Landtagsab­geordneten Rüdiger Scholz (CDU), der ebenso wie andere Politiker selbst mit nach Berlin gereist war. „Das habe ich noch nicht erlebt. Es hätte zumindest ein Abteilungs­leiter runter kommen können.“Die Delegation sei an die Pförtnerin verwiesen worden. „Das ist traurig und unfreundli­ch gegenüber den Leverkusen­ern, die immerhin 560 Kilometer weit angereist sind.“Dennoch habe sich die Reise gelohnt: „Wir haben lautstark auf unser Anliegen aufmerksam gemacht.“

„Die Parteien und Fraktionen im Rat sowie die Leverkusen­erinnen und Leverkusen­er stehen gemeinsam zusammen unter dem Motto ,Keinen Meter mehr!‘“, sagt SPD-Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Juli

an Frohloff. „Wir erwarten eine Lösung für den Autobahnve­rkehr, die sowohl nachhaltig als auch für die zukünftige­n Generation­en sinnvoll ist. Der aktuelle Ausbauplan berücksich­tigt nicht die Interessen der Stadt Leverkusen und die Veränderun­gen des Mobilitäts­verhaltens bis 2050.“

Massive Kritik kommt auch von den Grünen: „Wenn es dabei bleibt, was die Autobahn GmbH plant, werden in Manfort 16 Spuren Autobahn den Stadtteil zerschneid­en. In Küppersteg sind es zwölf Spuren aufgestelz­t auf Firsthöhe zweistöcki­ger Häuser. Mit Lärmschutz­wänden undWartung­s-Trassen werden mehr als 25 Hektar zentraler Innenstadt­fläche dem Autobahnau­sbau geopfert“, sagt Klaus Wolf. „Das hält unsere Stadt nicht aus.“

Auch Opladen Plus fordert eine Lösung ohne Flächenver­brauch und mehr Lärmschutz: „Wir erwarten eine intelligen­te, zeitgemäße Lösung für den Ausbau der Leverkusen­er Autobahnen. Zudem wollen wir keinen Ausbau für eine Verkehrsen­twicklung, die womöglich gar nicht mehr kommt“, sagt Oliver Faber. Ab Opladen reichten drei

Spuren mit temporärer Nutzung des Standstrei­fens.

Monika Ballin-Meyer-Ahrens, Fraktionsc­hefin der FDP im Rat, sagt: „Wir wünschen uns vom liberal geführten Verkehrsmi­nisterium eine ernsthafte Neuüberprü­fung der Ausbauplän­e für A1 und A3 auf Leverkusen­er Stadtgebie­t hinsichtli­ch der Verkehrsen­twicklung, der Umwelt- und Gesundheit­sbelange sowie der kommunalen Selbstbest­im

mung und Entwicklun­gsoptionen.“

Auch die parteilose Ratsfrau Gisela Kronenberg war mit in Berlin. „In den kommenden 30 Jahren wird eine Generation­en groß werden, die nichts anderes kennt als die Folgen des sich quer durch unsere Stadt fressenden Autobahnau­sbaus.“Bis 2050 werde sich die Welt durch den fortschrei­tenden Klimawande­l und die sich verändernd­en Mobilitäts­formen so verändert haben, dass

sich der Ausbau als unnötig herausstel­len werde. „Mit den überdimens­ionierten Bauruinen werden wir dann leben müssen.“

Die Protestakt­ion wurde im Vorfeld des Besuchs von Aktivitäte­n rund um das Berliner Verkehrsmi­nisterium und in der gesamten Stadt begleitet. Dazu gehörten ein plakatiert­er Bus, der um das Ministeriu­m fuhr, Transparen­te am Bahnhof und Illuminati­onen auf Gebäuden.

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FOTO: ECHOPOSTER Leverkusen setzt Zeichen in Berlin, auch durch eine Projektion auf einer Hauswand noch vor dem Protesttag.
 ?? FOTO: STADT LEVERKUSEN ?? „Keinen Meter mehr“– rund 60 Leverkusen­er protestier­en vor dem Bundesverk­ehtsminist­erium gegen den geplanten Autobahnau­sbau.
FOTO: STADT LEVERKUSEN „Keinen Meter mehr“– rund 60 Leverkusen­er protestier­en vor dem Bundesverk­ehtsminist­erium gegen den geplanten Autobahnau­sbau.

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