Rheinische Post Langenfeld

EQ nimmt in Chicago seinen zweiten Anlauf

Der Wide Receiver mit Hitdorfer Wurzeln will bei den Chicago Bears in der NFL durchstart­en – in seinem fünften Jahr als Football-Profi.

- VON TOBIAS KRELL

LEVERKUSEN Nach vier Jahren in Green Bay sucht Equanimeou­s St. Brown nun seine Chance in Chicago. Mit dem Wechsel von den Packers zu den Bears will der Wide Receiver (Passempfän­ger) mit Leverkusen­er Wurzeln seine Karriere im fünften Jahr in der Football-Profi-Liga NFL wieder in Schwung bringen.Wer ihn etwas kennt, wird wissen, wie sehr „EQ“die vergangene Spielzeit anspornt. In der wurde er auch aufgrund von Verletzung­sproblemen nach der Vorbereitu­ng zunächst aus dem aktiven Kader gestrichen, kämpfte sich aber über das PracticeSq­uad zurück. Offensiv kamen zwar gerade einmal neun gefangene Pässe und drei Läufe für überschaub­are 112Yards zusammen. Aber der älteste der St. Brown-Brüder gehörte zu den wenigen Lichtblick­en in den viel gescholten­en Special Teams der Packers.

Dass er in Green Bay beim Umbruch in der Receiver-Riege keinen neuen Vertrag erhielt, sorgte ebenso für zusätzlich­e Motivation wie der Erfolg des jüngsten Bruders AmonRa. Der hinterließ in seinem RookieJahr mächtig Eindruck und stellte Equanimeou­s damit in den Schatten. Der gönnt dem jüngsten Spross der Familie zwar das viele Lob nach einer Premierens­aison mit 90 gefangenen Pässen – der fünfzehntb­este Wert der Liga – sowie sieben Läufen für insgesamt 973 Yards Raumgewinn und dazu noch 40 erzielten Punkte (sechs Touchdowns, zwei Two-Point-Conversion­s). Aber die Nummer eins unter den Brüdern wäre er zweifellos gerne wieder.

Doch dazu braucht es etwas, das er in Green Bay nur selten erhielt: Gelegenhei­ten, sein Können zu zeigen. Bei den Fans sorgte seine Verpflicht­ung eher für Gleichgült­igkeit. So richtig hat ihn kaum jemand auf der Rechnung. Manch einer meldet gar Zweifel an, ob es St. Brown überhaupt in den aktiven 53er-Kader für die neue Saison schaffen wird.

Als gesetzt gelten nach Einschätzu­ng der Anhänger Platzhirsc­h Darnell Mooney (81 Pässe für 1.055 Yards, vier Touchdowns in der vergangene­n Spielzeit), Zugang und Superbowls­ieger 2019 Byron Pringle (Kansas City Chiefs) sowie der

Drittrunde­n-Draft-Pick Velus Jones Jr. von der University of Tennessee, der 2018 und 2019 Teamkolleg­e von Amon-Ra St. Brown war, damals noch bei den USC Trojans.

Wenn es nach einigen Experten geht, könnte die Bears-Community allerdings eine große Überraschu­ng erleben. Die „Chicago Sport News“hält es beispielsw­eise für einen Fehler, St. Brown nur als Verpflicht­ung für mehr Kadertiefe zu halten. Schließlic­h war der neue Offensive

Coordinato­r der Bears, Luke Getsy, Passing Game Coordinato­r in Green Bay und kennt„EQ“bestens. Dass er sich trotz einer überschaub­aren Statistik für dessen Verpflicht­ung stark gemacht hat, führt die Journalist­en zur Frage, ob dem Deutsch-Amerikaner eine ausgeprägt­ere Rolle zugedacht ist, als auf den ersten Blick ersichtlic­h.

Zumal Getsy keinen Hehl daraus macht, dass er große Stücke auf den 25-Jährigen hält. „Ich finde, EQ hatte letztes Jahr ein enormes Jahr – gerade im Bezug darauf, wie er in dessen Verlauf gewachsen und gereift ist. Ich war wirklich begeistert, dass wir ihn uns schnappen konnten. Denn ich denke, dass sein bester Football noch vor ihm liegt. Ich bin wirklich gespannt“, sagte er. St. Brown bringe einen großen Körper mit, könne laufen, sei hart und zäh. „Er bringt alles mit, was wir in diesem System predigen. Er verkörpert diese Erwartunge­n geradezu“,

schwärmt der Offensive Coordinato­r. Auch Chicagos früherer Scouting Director Greg Gabriel glaubt, dass St. Brown mehr anzubieten hat, als seine Zahlen bei den Packers vermuten lassen. Videos der vergangene­n Saison zeigten eindeutig, wie signifikan­t sich„EQ“beim Laufen der Passrouten seit seiner ersten Spielzeit in der NFL verbessert hat.

Er wäre nicht der erste Receiver, der nach verhaltene­m Start seinen Durchbruch feiert. Ein prominente­s Beispiel für einen „Spätblüher“ist Julian Edelmann. In den ersten vier Jahren für die New England Patriots war er kaum ein Faktor in der Offensive des Starensens­embles, um sich dann mit mehr als 1.000 Receiving Yards im fünften Jahr zu etablieren.

Auf Ähnliches hofft der älteste der St. Brown Brüder. Getsy wird ihm ausreichen­d Gelegenhei­t geben, das eigene Können zu zeigen. Und eine solche Chance ist neben Talent, Fleiß und Ehrgeiz eine weitere wichtige Zutat für Erfolgsges­chichten in der NFL.

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CHIV) FOTO: DPA (AR- Equanimeou­s „EQ“St. Brown – hier noch im Trikot der Green Bay Packers – läuft mit dem Ball unter dem Arm über das Feld.

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