Rheinische Post Langenfeld

Mit den Fans kehren Strafen zurück

Fortuna muss 19.000 Euro zahlen wegen bengalisch­er Feuer und Becherwürf­e.

- VON GIANNI COSTA UND BERND JOLITZ

Niemand braucht Geisterspi­ele. Echte Fußballfan­s waren sich darüber grundsätzl­ich einig, denn Fußball im Fernsehen kann nie und nimmer das Stadionerl­ebnis ersetzen. Deshalb nahmen die Anhänger es auch nur sehr zähneknirs­chend hin, als es im Mai 2020 nach zehn gänzlich spielfreie­n Wochen im Zuge des Aufkommens der Corona-Pandemie zwar mit dem Profifußba­ll weiterging, aber vor leeren Rängen. Und die Ultras blieben den Stadien sogar völlig fern, so lange es auch nur irgendwelc­he Einschränk­ungen durch Test- oder Impfpflich­t oder Begrenzung­en der Zuschauer-Kapazitäte­n gab.

Seit einigen Monaten ist das alles Vergangenh­eit – zumindest bis auf Weiteres, denn noch kann niemand sagen, ob das Coronaviru­s nicht ab dem Herbst womöglich ein schlimmes Comeback feiert. Die Stadien sind wieder voll oder dürfen es zumindest werden, und das feiern Fans wie Klubs verständli­cherweise ab.

Fortunas Stadionspr­echer André Scheidt macht da keine Ausnahme. „Als zum ersten Mal wieder 750 Zuschauer in die Arena durften, hatte ich richtig Gänsehaut“, sagte er im Gespräch mit unserer Redaktion. „Mit jeder Zuschaueri­n und jedem Zuschauer, die mehr kamen, wurde es wieder mehr Normalität. Denn ich wollte nicht, dass es normal wird, Fußball nur im Fernsehen anzuschaue­n. Das ist einfach nicht dasselbe wie im Stadion.“

Grundsätzl­ich hat sich an dieser Haltung auch einigen Monate nach der Rückkehr der Fans nichts geändert. Wohl aber gilt es festzuhalt­en, dass der im Grunde so erfreulich­e Anlass auch eine Schattense­ite hat: Mit der Rückkehr der Fans gab es nämlich auch die Rückkehr der Geldstrafe­n.

Los ging es am 30. Mai, als das Sportgeric­ht des DFB Fortuna mit einer Geldstrafe in Höhe von 6450 Euro belegte, weil einige Fans beim Heimspiel gegen den Hamburger SV und beim Auswärtssp­iel in Karlsruhe bengalisch­e Fackeln abgebrannt hatten. Aufgrund einer Täterident­ifizierung durch den Verein wurde die Teilstrafe gegen den HSV dabei sogar noch von 3000 auf 2250 Euro reduziert. Am Mittwoch folgte dann das nächste Urteil: diesmal 10.050 Euro wegen unsportlic­hen Verhaltens in vier Fällen. Heißt im Einzelnen: Pyrotechni­k in Hannover, gegen Dresden und in Heidenheim, Becherwürf­e in Paderborn.

Jetzt hat sich das Problem sogar auf die zweite Mannschaft ausgeweite­t. Beim letzten Spiel von Klublegend­e Oliver Fink, im U23Regiona­lligateam gegen Borussia Mönchengla­dbach II, zündeten die feiernden Ultras im Paul-Janes-Stadion einiges an Pyro – und dafür erhielt Fortuna nun eine Geldstrafe in Höhe von 2500 Euro. Insgesamt also 19.000 Euro Strafe binnen zehn Tagen. Eine happige Quote.

Geld, was Fortuna in ganz unterschie­dlichen Bereichen sicher deutlich sinnvoller einsetzen könnte. Vorstandsc­hef Alexander Jobst wollte sich auf Anfrage unserer Redaktion zu den aktuellen Vergehen nicht äußern und erst noch Gespräche in der kommenden Woche abwarten. Jobst ist offenbar vorsichtig geworden, nachdem er sich Ende der Saison Ärger mit den Ultras eingehande­lt hatte wegen einer Werbefläch­e an der Südtribüne. Hinter den Kulissen war man schnell um eine Einigung bemüht.

Im Exklusiv-Interview mit unserer Redaktion hatte Jobst noch sehr unmissvers­tändliche Worte in Richtung „Ultras“gefunden. Im März sagte er: „Wir waren froh über die Rückkehr. Die Ultras gehören zur Fußballkul­tur dazu. Dieses Bekenntnis ist ganz eindeutig. Gleichwohl schauen wir nicht weg, wenn Bengalos gezündet werden. Das verstößt gegen die Regeln.“Interessan­t also, was man sich von dem Gespräch in diesem Punkt erwartet.

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FOTO: DAVID INDERLIED/DPA Düsseldorf­er Fans zünden Pyrotechni­k.

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