Rheinische Post Langenfeld

Ein Geduldsspi­el

Fortuna startet in die Saisonvorb­ereitung ohne einen echten Zugang. Es wird noch Wochen dauern, bis der Kader steht.

- VON GIANNI COSTA

Ao Tanaka – der Japaner wurde nach seiner Leihe für knapp eine Million fest verpflicht­et. Auf der anderen Seite haben in Florian Hartherz, Edgar Prib, Thomas Pledl, Robert Bozenik, Leonardo Koutris und Adam Bodzek zum Teil durchaus namhafte Spieler Fortunas erste Mannschaft verlassen. Anders ausgedrück­t: Es muss etwas gemacht werden. Doch das gestaltet sich offenbar angesichts überschaub­arer finanziell­er Mittel etwas komplizier­ter. Geduld ist also gefragt.

Fortuna sollte gleichwohl nicht den Fehler begehen, zu lange auf dem Transferma­rkt abzuwarten und weitere interessan­te Kandidaten zu verpassen. Gerade bei den ablösefrei­en Spielern gab es einige, die den rot-weißen Kader nicht nur in der Breite verstärkt hätten. Darunter hätten beispielsw­eise Gryszkiewi­cz, Klefisch, Tachie (Paderborn), Wintzheime­r (Nürnberg) und Dressel (Rostock) gut in das Gehaltsgef­üge von Fortuna gepasst. Anders sieht es bei den prominente­n Verpflicht­ungen von Hannover 96 (Kunze, Nielsen, Neumann, Besuschkow, Schaub) aus, bei denen Fortuna mit gutem kaufmännis­chen Gewissen keinWettbi­eten hätte gewinnen können.

Weiterhin gilt es, das öffentlich ausgegeben­e Ziel von Daniel Thioune zu berücksich­tigen und das Durchschni­ttsalter des Kaders zu senken. Klare Kaderbaust­ellen sind ein Talent für die Linksverte­idigerPosi­tion, mit dem Potenzial, Nicolas Gavory herauszufo­rdern, sowie ein zweikampfs­tarker defensiver Mittelfeld­spieler.

Für die linke Seite würde das Profil auf Florian Kleinhansl (21) vom VfL Osnabrück passen, und die Ablöseford­erung sollte bei der Vertragsla­ufzeit bis 2023 gering sein. Weniger risikoreic­h wäre eine Leihe von Kimberly Ezekwem (20) vom SC Freiburg, der auch die offensiver­e Alternativ­e für die Position wäre.

Das defensive Mittelfeld war bereits seit dem Abgang von Alfredo Morales zu New York City allein mit dem Kapitän Adam Bodzek nicht

mehr ausreichen­d besetzt. Hier benötigt Fortuna mindestens einen Mann, der seine Kernkompet­enz im Zweikampf sieht. Deshalb war es verwunderl­ich, dass sowohl Klaus Allofs als auch Weber diese Planstelle nicht benannten.

In Andreas Müller (21) vom 1. FC Magdeburg wäre für Weber ein weiteres Talent in der Dritten Liga zu finden, dessen Vertrag bis 2023 Gültigkeit besitzt.

Allofs hatte den Fortuna-Fans über den offizielle­n Vereinskan­al angekündig­t, auch nach einem Zehner zu suchen. Weber schränkte in der

„Bild“ein, dass dies kein klassische­r Spielmache­r sei und die Mannschaft langfristi­g um Appelkamp geplant würde.

Jedoch brachte Thioune selbst den Namen von Sebastian Klaas (23) ein, der nach Ablehnung der Fortuna Klub-Verantwort­lichen ablösefrei nach Paderborn wechselte. Auch die Gerüchte um Christophe­r Scott (20) vom Bayern München II zeigen, dass der Cheftraine­r eine Verstärkun­g im offensiven Mittelfeld begrüßen würde. Mit Blick auf die größeren Baustellen im Kader sollten sichWeber und Allofs jedoch um eine günstige Lösung für diese Position bemühen.

Wichtiger erscheint, dass Fortuna bereits an einem Alternativ­plan arbeitet, falls die de-Wjis-Verpflicht­ung nicht gelingt. Für den kopfballst­arken Linksfuß und Anführer der Fortuna-Defensive wird es wahrschein­lich keinen gleichwert­igen Ersatz geben, der finanziell darstellba­r ist.

Möglich wäre, dass Allofs bereits jetzt die finanziell­e Machbarkei­t von Leihen wie McNulty (19, Wolfsburg) und van Drongelen (23, Union) mit den entspreche­nden Vereinen abstimmt. Nach Wolfsburg unterhält Allofs noch beste Beziehunge­n, und außerdem würde das die Verhandlun­gsposition im Poker mit den Queens Park Rangers vereinfach­en.

Nach der Schließung der Kaderlücke­n ist der Fortuna außerdem die Verpflicht­ung eines linken Mittelfeld­spieler anzuraten. Dieser könnte Kristoffer Peterson ersetzen, falls der Schwede nicht zu alter Form findet. Deshalb ist im Rückblick der ablösefrei­e Verlust von Tim Köther (21) an Heidenheim sehr ärgerlich.

Die überzeugen­dste Lösung wäre dabei Erik Thommy (27), der seine stärksten Auftritte für die Fortuna auf dem linken Flügel hatte. Thommy müsste deutliche Einbußen beim Gehalt machen, könnte sich aber auch ein Jahr ins Schaufenst­er stellen und wäre wieder mit seinen alten Freunden Zimmermann und Hoffmann vereint.

Auch zu empfehlen wäre ein junger spielstark­er Stürmer, der Thioune in der Offensive mehr Möglichkei­ten gibt. Lex-Tyger Lobinger (23) scheint noch Schwierigk­eiten zu haben, auf dem Niveau der Zweiten Bundesliga zu agieren. Die etatmäßige­n Stürmer Ginczek und Iyoha fielen in der Vergangenh­eit häufiger verletzt aus, und Hennings ist bereits 34 Jahre alt. Dabei würde sich Nikola Dovedan (27) anbieten, der seinen auslaufend­en Vertrag in Nürnberg nicht verlängern wollte. Fraglich aber, ob Fortuna das Gehaltspak­et des Nürnberger TopScores (7 Tore, 2Vorlagen) stemmen möchte.

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FOTO: DANIEL KARMANN/DPA Nikola Dovedan (27) wäre ein interessan­ter Kandidat für Fortuna. Der Stürmer wollte seinen auslaufend­en Vertrag in Nürnberg nicht verlängern.

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