Bunte Gefährten
Sie gelten als Symbol des Frühlings und des Verliebtseins. Doch Schmetterlinge werden immer seltener. Der Nabu bittet darum, die schönen Falter zu zählen, um den Bestand einschätzen zu können.
Ihr Anblick ruft Bewunderung hervor, aber nicht jeder weiß, woher der Name Schmetterling kommt, der auf so seltsam schöne Weise zu den Wesen mit den großen, zarten Flügeln mit oft faszinierenden Mustern passt. Das ostmitteldeutscheWort„Schmetten“bezeichnet Schmand oder Rahm. Das Butterschlagen lockte früher häufig Schmetterlinge an. In England spricht die Vorliebe eines Teils dieser Insekten klarer aus dem ebenfalls althergebrachten Namen: Butterfly – Butterfliege. Heute allerdings fällt es dem„Admiral“, dem „Großen Fuchs“, dem„Ochsenauge“oder dem „Landkärtchen“immer schwerer, selbst natürliche Nahrung zu finden. Es fehlt an geeigneten Lebensräumen und an blütenreichen Wiesen. Der Einsatz von Insektiziden, die Überdüngung der Landschaft, der Anbau von Monokulturen und Dürresommer setzen den Faltern zu. Etliche Arten sind auf wenige oder nur eine einzige Nährpflanze angewiesen.
In Deutschland existieren noch rund 3500 Schmetterlingsarten. Die meisten davon sind Nachtfalter. Speziell für sie stellt die zunehmende Zahl künstlicher Lichtquellen eine Gefahr dar, denn wie viele andere Insekten werden sie vom hellen Schein angezogen, verirren sich und sterben an Erschöpfung. Lediglich etwa 180 verschiedene Tagfalterarten fliegen durch unsere Natur. 129 davon weist die Rote Liste NRW 2011 aus. Laut Auskunft des Bundesamtes für Naturschutz in Bonn sind mindestens 60 Schmetterlingsarten bereits ausgestorben.
Um einen Überblick über den Bestand zu erhalten, ruft der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) bereits zum siebten Mal zur Falterzählaktion in Nordrhein-Westfalen auf. Vom 15. Juni bis zum 15. Juli können alle Interessierten Schmetterlinge beobachten, zählen und der Umweltorganisation im Rahmen des Projektes „Mehr Platz für Falter – Jetzt wird‘s bunt!“melden. „Dabei kann überall gezählt werden, egal ob im Garten oder auf dem Balkon, im Freibad oder im Park“, betont der stellvertretende Nabu-Landesvorsitzende Christian Chwallek. Er empfiehlt, eine passende Pflanze auszuwählen und alle Schmetterlinge, die sich dort niederlassen, zu erfassen.
Ein Zählbogen und ein Online-Formular unter www.platzfuerfalter.de helfen bei der Bestimmung und Zählung. Hier sind die häufigsten Arten, die jetzt als Tag- oder Nachtfalter unterwegs sind, abgebildet und können angekreuzt werden. Auch weitere Arten, die nicht auf dem Zählbogen abgebildet sind, dürfen angegeben werden. Zur Auswertung sollten die ausgefüllten Zählhilfen bis zum 22. Juli entweder per Post an die Landesgeschäftsstelle des Nabu NRW, 40219 Düsseldorf, oder per E-Mail an die Adresse falter@nabu-nrw.de geschickt werden. Die Beobachtungen können auch online unter www.platzfuerfalter.de eingegeben werden.
Lavendel, Herbst-Löwenzahn,Wiesen-Salbei oder das Wohlriechende Veilchen sind nur wenige Pflanzenbeispiele, die für Schmetterlinge überlebenswichtige Bedeutung haben. Ein Teil von ihnen lässt sich im heimischen Garten, auf Grünflächen oder auf dem Balkon anpflanzen. Auch wer Brennnesseln oder Disteln stehen lässt, anstatt sie als Unkraut zu beseitigen, leistet den Schmetterlingen einen guten Dienst. Wichtig dabei ist, dass die Plätze viel Sonne haben. Denn sowohl die Pflanzen als auch die Tagfalter sind echte „Sonnenkinder“.
Schmetterlinge sind nicht nur hübsch anzusehen, sie leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Bestäubung von Pflanzen, wenn sie mit ihrem Rüssel Nektar aus Blumen saugen. Darüber hinaus dienen sie ebenso wie Raupen, Käfer und andere Insekten als Nahrung für heimische Vögel und andere Tiere.
Trotz ihrer filigranen Erscheinung sind die Falter zu erstaunlichen Leistungen fähig. Der Distelfalter etwa kann mehr als 10.000 Kilometer zurücklegen, wenn er im Sommer nördlich der Alpen seine Eier bevorzugt auf Disteln ablegt und sich anschließend auf den Weg in sein Winterquartier in Zentralafrika macht. Der Überlebenskünstler unter den Schmetterlingen ist der Zitronenfalter: Er hat eine Art Frostschutzmittel im Blut und kann deshalb bis zu minus 20 Grad überstehen.
Im Rahmen des Zählprojekts werden auch dieses Jahr wieder Privatgärten, Schulen und Kindertagesstätten ausgezeichnet, die einen „Schmetterlingsgarten“mit Futterpflanzen für Falter und Raupen angelegt haben. Eine Urkunde und eine Plakette erhalten diesmal aber auch Friedhöfe in Nordrhein-Westfalen, wenn sie besonders schmetterlingsfreundlich sind. Gerade diese Orte sind in den Städten zugleich wichtige Rückzugsräume für viele Tier- und Pflanzenarten.Wer solche besonderen Gärten kennt, kann sie dem Nabu mitteilen.