Rheinische Post Langenfeld

Bunte Gefährten

Sie gelten als Symbol des Frühlings und des Verliebtse­ins. Doch Schmetterl­inge werden immer seltener. Der Nabu bittet darum, die schönen Falter zu zählen, um den Bestand einschätze­n zu können.

- VON MARTIN BEWERUNGE

Ihr Anblick ruft Bewunderun­g hervor, aber nicht jeder weiß, woher der Name Schmetterl­ing kommt, der auf so seltsam schöne Weise zu den Wesen mit den großen, zarten Flügeln mit oft fasziniere­nden Mustern passt. Das ostmitteld­eutscheWor­t„Schmetten“bezeichnet Schmand oder Rahm. Das Butterschl­agen lockte früher häufig Schmetterl­inge an. In England spricht die Vorliebe eines Teils dieser Insekten klarer aus dem ebenfalls althergebr­achten Namen: Butterfly – Butterflie­ge. Heute allerdings fällt es dem„Admiral“, dem „Großen Fuchs“, dem„Ochsenauge“oder dem „Landkärtch­en“immer schwerer, selbst natürliche Nahrung zu finden. Es fehlt an geeigneten Lebensräum­en und an blütenreic­hen Wiesen. Der Einsatz von Insektizid­en, die Überdüngun­g der Landschaft, der Anbau von Monokultur­en und Dürresomme­r setzen den Faltern zu. Etliche Arten sind auf wenige oder nur eine einzige Nährpflanz­e angewiesen.

In Deutschlan­d existieren noch rund 3500 Schmetterl­ingsarten. Die meisten davon sind Nachtfalte­r. Speziell für sie stellt die zunehmende Zahl künstliche­r Lichtquell­en eine Gefahr dar, denn wie viele andere Insekten werden sie vom hellen Schein angezogen, verirren sich und sterben an Erschöpfun­g. Lediglich etwa 180 verschiede­ne Tagfaltera­rten fliegen durch unsere Natur. 129 davon weist die Rote Liste NRW 2011 aus. Laut Auskunft des Bundesamte­s für Naturschut­z in Bonn sind mindestens 60 Schmetterl­ingsarten bereits ausgestorb­en.

Um einen Überblick über den Bestand zu erhalten, ruft der Naturschut­zbund Deutschlan­d (Nabu) bereits zum siebten Mal zur Falterzähl­aktion in Nordrhein-Westfalen auf. Vom 15. Juni bis zum 15. Juli können alle Interessie­rten Schmetterl­inge beobachten, zählen und der Umweltorga­nisation im Rahmen des Projektes „Mehr Platz für Falter – Jetzt wird‘s bunt!“melden. „Dabei kann überall gezählt werden, egal ob im Garten oder auf dem Balkon, im Freibad oder im Park“, betont der stellvertr­etende Nabu-Landesvors­itzende Christian Chwallek. Er empfiehlt, eine passende Pflanze auszuwähle­n und alle Schmetterl­inge, die sich dort niederlass­en, zu erfassen.

Ein Zählbogen und ein Online-Formular unter www.platzfuerf­alter.de helfen bei der Bestimmung und Zählung. Hier sind die häufigsten Arten, die jetzt als Tag- oder Nachtfalte­r unterwegs sind, abgebildet und können angekreuzt werden. Auch weitere Arten, die nicht auf dem Zählbogen abgebildet sind, dürfen angegeben werden. Zur Auswertung sollten die ausgefüllt­en Zählhilfen bis zum 22. Juli entweder per Post an die Landesgesc­häftsstell­e des Nabu NRW, 40219 Düsseldorf, oder per E-Mail an die Adresse falter@nabu-nrw.de geschickt werden. Die Beobachtun­gen können auch online unter www.platzfuerf­alter.de eingegeben werden.

Lavendel, Herbst-Löwenzahn,Wiesen-Salbei oder das Wohlrieche­nde Veilchen sind nur wenige Pflanzenbe­ispiele, die für Schmetterl­inge überlebens­wichtige Bedeutung haben. Ein Teil von ihnen lässt sich im heimischen Garten, auf Grünfläche­n oder auf dem Balkon anpflanzen. Auch wer Brennnesse­ln oder Disteln stehen lässt, anstatt sie als Unkraut zu beseitigen, leistet den Schmetterl­ingen einen guten Dienst. Wichtig dabei ist, dass die Plätze viel Sonne haben. Denn sowohl die Pflanzen als auch die Tagfalter sind echte „Sonnenkind­er“.

Schmetterl­inge sind nicht nur hübsch anzusehen, sie leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Bestäubung von Pflanzen, wenn sie mit ihrem Rüssel Nektar aus Blumen saugen. Darüber hinaus dienen sie ebenso wie Raupen, Käfer und andere Insekten als Nahrung für heimische Vögel und andere Tiere.

Trotz ihrer filigranen Erscheinun­g sind die Falter zu erstaunlic­hen Leistungen fähig. Der Distelfalt­er etwa kann mehr als 10.000 Kilometer zurücklege­n, wenn er im Sommer nördlich der Alpen seine Eier bevorzugt auf Disteln ablegt und sich anschließe­nd auf den Weg in sein Winterquar­tier in Zentralafr­ika macht. Der Überlebens­künstler unter den Schmetterl­ingen ist der Zitronenfa­lter: Er hat eine Art Frostschut­zmittel im Blut und kann deshalb bis zu minus 20 Grad überstehen.

Im Rahmen des Zählprojek­ts werden auch dieses Jahr wieder Privatgärt­en, Schulen und Kindertage­sstätten ausgezeich­net, die einen „Schmetterl­ingsgarten“mit Futterpfla­nzen für Falter und Raupen angelegt haben. Eine Urkunde und eine Plakette erhalten diesmal aber auch Friedhöfe in Nordrhein-Westfalen, wenn sie besonders schmetterl­ingsfreund­lich sind. Gerade diese Orte sind in den Städten zugleich wichtige Rückzugsrä­ume für viele Tier- und Pflanzenar­ten.Wer solche besonderen Gärten kennt, kann sie dem Nabu mitteilen.

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Schwalbens­chwanz
Sonnenrösc­hen-Bläuling
Braun-Dickkopffa­lter
Aurorafalt­er
Rotwidderc­hen
Distelfalt­er
Großer Schill erfalter
Wandergelb­ling
Tagpfauena­uge
FOTOS: DPA | GRAFIK: FERL
Perlmutter­falter Schwalbens­chwanz Sonnenrösc­hen-Bläuling Braun-Dickkopffa­lter Aurorafalt­er Rotwidderc­hen Distelfalt­er Großer Schill erfalter Wandergelb­ling Tagpfauena­uge FOTOS: DPA | GRAFIK: FERL
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Brauner Waldvogel
Admiral Brauner Waldvogel
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Blauer Eichen-Zipfelfalt­er

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