Rheinische Post Langenfeld

Urbane Manufaktur­en

Immer mehr Verbrauche­r wollen genau wissen, wer wo „ihre“Produkte herstellt. Das gilt insbesonde­re auch für Möbelstück­e, die möglichst einen geringen CO2-Fußabdruck aufweisen sollten.

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

DÜSSELDORF. Angesichts endlicher Rohstoffe gehörtVers­chwendung zu einer der größten Herausford­erungen unserer Zeit. Massenprod­uktion kann zwar wirtschaft­lich rentabel sein, die Folgekoste­n für Umwelt und Arbeiter sind darin jedoch nicht einberechn­et. Gleichzeit­ig wird der Wunsch der Kunden nach individuel­ler Einrichtun­g und Möbeln nach Maß immer größer. Eine Lösung ist die On-Demand-Produktion. Dabei werden beispielsw­eise Tische und Sideboards erst mit der Bestellung nach persönlich­en Vorlieben gefertigt. Sichtbar treibt dies den Bedarf an lokal Produziert­em an – und die lokale Handwerksk­unst wie die der Tischler gewinnt an Bedeutung.

Die Rede ist vom Trend „new local“: Denn „shop local“heißt nicht mehr nur, seine Siebensach­en in der eigenen Stadt zu kaufen. Es schließt zunehmend auch den Aspekt mit ein, dass man die gekauften Waren vor Ort produziert. Für einen Großteil der Bevölkerun­g bedeutet „lokal“dabei zudem auch„in der Stadt“(Deutschlan­d weist eine Urbanisier­ungsrate von 74 Prozent auf ).

Wenn sich der Konsum verändert, wandeln sich auch die Städte. Immer mehr Menschen schauen auf Klimafreun­dlichkeit, Ressourcen­schonung, Regionalit­ät und Unverwechs­elbarkeit von Produkten und befeuern damit einen Trend, der die Antwort auf verwaiste Innenstädt­e sein könnte: urbane Produktion. Das bedeutet zudem: Handwerks

betriebe, kleine Fertigungs­betriebe und Werkstätte­n kehren durch zunehmende Leerstände zurück von den Randlagen in die Innenstädt­e. Oder man gründet sie, befeuert vom „New Local“-Trend, neu. Stichwort: Urbane Manufaktur­en. Und so erleben Städte eine Renaissanc­e als Ort der Handwerksk­unst und Produktion.

Ein gutes Beispiel sind die Tischler-Werkstätte­n, in denen zumeist regionale Werkstoffe verarbeite­t werden – und das immer öfter ge

paart mit neuen technologi­schen Möglichkei­ten wie Drei-D-Druck, CAD, CAM oder Robotik. In einer modernen Schreinere­i trifft Tradition auf Digitalisi­erung – und diese bietet neue Chancen in der Zukunft. Das Handwerk der Schreiner sind Möbel sowie Innenausba­uten in individuel­lem Design. Es werden Lebensräum­e nach den Wünschen der Kunden geschaffen, wobei der Wald als Schatzkamm­er dient. So steht beispielsw­eise am Anfang eines massiven Holztische­s ein Baum.

Je nach Größe, Form und Farbe des Stammes lassen sich dünnere Bretter schneiden, aus denen beispielsw­eise Kommoden und Schränke gebaut oder dicke Dielen für Tische und Betten. Denn im Gegensatz zur industriel­l geprägten Produktion, bei der Tischplatt­en vielfach aus Pressspanp­latten oder Holzfaserp­latten, bedeckt mit einem dünnen Holzfurnie­r für die Optik, hergestell­t und Möbel in großen Stückzahle­n von Maschinen produziert werden, entstehen Möbel in der Manufaktur

noch größtentei­ls auf traditione­lle Art und Weise von Hand aus massivem Holz.

Holz ist ein nachwachse­nder, klima- und umweltscho­nender Rohstoff, der nicht besser in die Ansprüche unserer Zeit passen könnte. Holz ist langlebig und besitzt einen eigenen, unverwechs­elbaren Charakter und Charme. Massivholz ist ein echtes Naturprodu­kt, jedes Stück ist einzigarti­g in seiner Struktur und Farbe – ein Unikat der Natur. Geprägt durch den Standort des Baumes, die Wetter- und Bodenbedin­gungen zeugen feine Äste, Risse, Verwachsun­gen und Einläufe von der Echtheit des Materials.

Für solche handgemach­ten Möbelstück­e aus regional gefertigte­n Werkstoffe­n sind Kunden denn in der Regel auch bereit, einen höheren Preis zu bezahlen – und eventuell länger auf das Endprodukt zu warten.

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FOTO: ISTOCK Das Handwerk der Schreiner sind Möbel in individuel­lem Design – sie schaffen in alter Tradition und mit neuester Technik Lebensräum­e nach den Wünschen der Kunden.

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