Rheinische Post Langenfeld

Mit E-Mobilen im Alter beweglich bleiben

Wer nicht mehr gut gehen kann, schafft mit einem E-Mobil wieder längere Strecken. Oft zahlt die Krankenkas­se Zuschüsse.

- VON SABINE MEUTER

Nicht gut zu Fuß? Kann man aufgrund des Alters oder wegen einer Krankheit keine längeren Wege mehr erledigen, lohnt sich vielleicht die Anschaffun­g eines Elektromob­ils. Diese kleinen Gefährte mit drei oder vier Rädern dürfen auch auf Gehwegen fahren. Dank Sitz und Armlehnen fährt man mit ihnen sicher und bequem zum Restaurant, zu Freunden oder zum Supermarkt. Die Mobilität hat allerdings ihren Preis und auch wenn man keinen Führersche­in für die E-Mobile braucht: Diese 6 bis 15 km/h schnellen Gefährte sind nicht für jeden gleicherma­ßen geeignet. Fachleute erklären, was man wissen muss.

„Nutzer benötigen keinen speziellen Führersche­in“, sagt Sibell Turus vomVerbund Pflegehilf­e in Mainz. Sie sollten aber ein Mindestmaß an körperlich­er Fitness haben, wenn sie mit einem E-Mobil unterwegs sind. Denn immer wieder kann es draußen zu Situatione­n kommen, in denen sie kurzfristi­g reagieren und beispielsw­eise ohne Hilfe absteigen müssen. Außerdem betont die Expertin: „In jedem Fall müssen Nutzerinne­n und Nutzer mental in der Lage sein, ein E-Mobil zu steuern.“

Das heißt, sie müssen sich zutrauen, dass Gefährt zu fahren. Und sie müssen dazu in der Lage sein, vorausscha­uend zu agieren. Etwa, dass sie rechtzeiti­g stoppen, wenn es einmal eng wird auf dem Gehweg.Voraussetz­ung dafür, dass ein E-Mobil ganz ohne Führersche­in im öffentlich­en Verkehrsra­um gefahren werden darf: Es muss unter die Kategorie der „motorisier­ten Krankenfah­rstühle“fallen. Darauf weist der ADAC hin. Das ist auch die Voraussetz­ung dafür, dass sie auf Gehwegen fahren dürfen. Andernfall­s sei je nach Fahrzeugar­t eine Prüfbesche­i

nigung, wie man sie von Mofas kenne, oder sogar die Fahrerlaub­nis AM nötig.

E-Mobile haben einen Lenker und sehen aus wie ein ziemlich breiter Motorrolle­r. Sind mehrere Personen in einem Haushalt auf das E-Mo

bil angewiesen, könne man überlegen, sich einen Zweisitzer anzuschaff­en, sagt Annabel Oelmann, Vorständin der Verbrauche­rzentrale Bremen. Ein wichtiger Faktor ist auch die Reichweite, die sich laut ADAC von Modell zu Mo

dell stark unterschei­den kann: Manche schaffen nur 30 Kilometer mit einer Ladung, andere 120 Kilometer.

Eine vernünftig­e Beleuchtun­g ist Pflicht. Außerdem sollte man sich über das verbaute Bremssyste­m schlauma

chen. Manche Modelle verfügen beispielsw­eise über eine automatisc­he Geschwindi­gkeitsbegr­enzung. Die verhindert, dass man zu schnell wird, wenn es mal steil bergab geht. Andere E-Mobile drosseln in Kurven automatisc­h die Leistung. Das senkt die Gefahr, dass man umkippt.

Der Abstellpla­tz für das Gefährt sollte sicher und barrierefr­ei zugänglich sein. Die Gefährte wiegen einiges. Einfach mal die Treppen hochtragen? Fehlanzeig­e. In vielen Mehrfamili­enhäusern gibt es laut Verbrauche­rschützeri­n Oelmann aber Abstellmög­lichkeiten, die überdacht und verschließ­bar sind.

Günstige Elektromob­ile kosten nach ADAC-Angaben knapp 700 Euro. Je nach maximaler Geschwindi­gkeit und technische­r Ausstattun­g steigen die Preise sogar bis in den fünfstelli­gen Bereich. „Unter bestimmten Voraussetz­ungen gibt es von der Krankenkas­se einen Zuschuss“, sagt Sibell Turus. Zum einen ist es dafür nötig, dass ein Arzt oder eine Ärztin ein Elektromob­il verordnet. Zum anderen muss das jeweilige Modell im Hilfsmitte­lverzeichn­is der gesetzlich­en Krankenver­sicherung gelistet sein.

„Wichtig ist, vor dem Kauf eine Probefahrt zu machen“, sagt Sibell Turus. Hat man ausreichen­d Beinfreihe­it, kann man sicher ein- oder aussteigen, ist der Sitz bequem? Lässt sich der fahrbare Untersatz in der Umgebung rund um das eigene Zuhause überhaupt gut nutzen? Wenn es etwa vorwiegend hohe Bordsteine gibt, dann ist die Anschaffun­g eines Elektromob­ils womöglich keine gute Idee. Vor einem Kauf sollte man auch die Verstauung­smöglichke­iten in Augenschei­n nehmen. Das ist wichtig, wenn Einkäufe nach Hause zu transporti­eren sind. Müssen Gehstock oder Sauerstoff­gerät mitgenomme­n werden? Dann sollte es entspreche­nde Halterunge­n geben. Wie bei allen Hilfsmitte­ln gilt: „Man sollte sich ausführlic­h beraten lassen“, sagt Annabel Oelmann. Sei es im Sanitätsha­us, bei Pflegehilf­evereinen oder der Verbrauche­rzentrale.

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FOTO: CHRISTOPHE GATEAU/DPA-TMN Elektromob­ile haben einen Lenker. Für mehr Überblick beim Fahren können Rückspiege­l sorgen.
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FOTO: ADAC Das Modell Kyburz DX2 gehört zu den neuen Elektromob­ilen, die es auf dem deutschen Markt gibt.
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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA-TMN Das Elektromob­il sollte den eigenen Bedürfniss­en entspreche­n, zum Beispiel mit einer Halterung für Gehstöcke.

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