WHO will Affenpocken einen neuen Namen geben
GENF (dpa) Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will den Affenpocken einen neuen Namen geben. Es gebe seit Langem Bestrebungen, Krankheiten nicht mehr nach Tieren oder Regionen zu benennen, um jeglicher Möglichkeit von Diskriminierung oder Stigmatisierung vorzubeugen, sagte ein WHO-Sprecher am Dienstagabend. Zuvor hatteWHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus angekündigt, dass es in Kürze eine Entscheidung geben soll.
Der Begriff Affenpocken etwa könne auf eine Herkunft aus Afrika hindeuten, so der Sprecher. Bis Mai waren das Virus und die Krankheit, beide sollen umbenannt werden, zwar fast ausschließlich aus Afrika bekannt, aber der Name war ohnehin schon irreführend: Das Virus wurde 1958 in Dänemark zwar erstmals bei Affen in einer Versuchsanstalt nachgewiesen. Allerdings dürfte es nach heutigen Erkenntnissen eher unter kleinen Nagetieren verbreitet sein. Die Affen gelten nur als sogenannter Fehlwirt.
Beim Auftauchen des Coronavirus Ende 2019 hat dieWHO auch schnell gehandelt, um eineVerbreitung von Namen wie „Wuhan-Virus“, benannt nach der chinesischen Stadt, in der es erstmals nachgewiesen wurde, zu verhindern. Am 11. Februar 2020 verkündete die WHO, dass das neuartige Virus Sars-Cov-2 heißt und die Krankheit, die es auslöst, Covid-19.
Wegen des Affenpocken-Ausbruchs hat das WHO-Regionalbüro Europa dringend gemeinsame Anstrengungen und eine gerechte Impfstoffverteilung angemahnt. Europa bleibe das Epizentrum des sich vergrößernden Ausbruchs – mit 25 Ländern, die mehr als 1500 Fälle gemeldet hätten, sagte Hans Henri Kluge,WHO-Regionaldirektor, am Mittwoch. Das seien etwa 85 Prozent der weltweiten Gesamtzahl: „Das Ausmaß dieses Ausbruchs stellt ein echtes Risiko dar; je länger das Virus zirkuliert, desto größer wird seine Reichweite und desto stärker wird die Krankheit in nicht-endemischen Ländern Fuß fassen.“Damit meinte er Länder, in denen das Virus bis Mai dieses Jahres nicht oder nur selten aufgetreten war.