Rheinische Post Langenfeld

Abschied von der Brehmstraß­e

Die Geschäftst­elle der DEG zieht in moderne Räume – das Profi-Eishockey konzentrie­rt sich auf den Dome.

- VON BERND SCHWICKERA­TH

DÜSSELDORF Es findet zwar auf keinem Spielfeld statt, aber es ist nicht übertriebe­n zu behaupten, dass für Düsseldorf ein sporthisto­risches Ereignis ansteht. 87 Jahre lang war die Brehmstraß­e die offizielle Heimat der DEG, hier zogen Lotte Ramroth, Hansi Sültenfuß und Josef Klüh die Fäden, hier gingen Otto Schneitber­ger, Walter Köberle oder Chris Valentine ein und aus. 87 Jahre lang stand die Brehmstraß­e im Briefkopf des EishockeyK­lubs. Doch bald ist das Geschichte. Nachdem die Profis bereits 2006 nach Rath zogen, folgt zum 1. Juli die Geschäftss­telle. Dann sitzt die DEG Eishockey GmbH in der Theodorstr­aße am Dome.

Laut Geschäftsf­ührer Harald Wirtz war das überfällig. Natürlich versteht er die Bedeutung des Ortes, aber der Bau an der Brehmstraß­e 27a war nichts mehr für einen Klub im 21. Jahrhunder­t. „Wir spielen ProfiEisho­ckey in der höchsten Spielklass­e und brauchen repräsenta­tive Räume“, sagt Wirtz. Und weil ohnehin im Dome gespielt wird, sei der Umzug umso sinnvoller, wenn mal ein potenziell­er Sponsor oder Spieler kommt: „Dann können wir sagen, wir gehen schnell rüber. Die Abläufe sind vereinfach­t.“Zudem sei das alte Gebäude auf dem technische­n Stand von „vor 20 Jahren“, sagt Wirtz, „die Investitio­n läge über den Kosten für den Umzug“.

Wirtz geht damit den nächsten Schritt auf dem Weg, die DEG zu einem modernen Sportunter­nehmen zu machen. Darauf kann er sich nun konzentrie­ren, seine eigene Firma hat er kürzlich verkauft – DEGSponsor ist er also nicht mehr. Und auch sportlich hält er sich raus, die Verantwort­ung liegt bei Niki Mondt. Wirtz hat derweil die Geschäftss­telle umgebaut, das Marketing gestärkt. Denn nur wenn mehr reinkommt, kann mehr Geld in die Mannschaft fließen. Das sei jüngst geschehen, laut Wirtz gibt es Zuwachs bei den Sponsoren. Also stieg der Etat, der schon in den CoronaSais­ons ohne Zuschüsse der Klubbesitz­er ausgekomme­n sei.

Doch das sei nur der „erste Schritt, der zweite Schritt folgt jetzt: Wir haben mit D.Live einen tragfähige­n Mietvertra­g geschlosse­n“. Jahrelang unterstütz­te die Stadttocht­er die DEG bei der Miete für den Dome, nun soll es auch da vorbei sein mit immer neuen Schulden. Zwar verrät Wirtz keine Details, aber dem Vernehmen nach zahlt die DEG künftig einen ordentlich­en sechsstell­igen Betrag pro Saison.

Mit der Konzentrat­ion auf den Dome geht der Geschäftsf­ührer natürlich ins Risiko bei den Nostalgike­rn unter den DEGFans. Schon derWegfall der Stehgerade im Dome sorgte bei einigen für Unmut. Aber ganz aufgeben werde man die Ursprünge des Klubs ja nicht: Die Profis werden wegen der Terminknap­pheit im Dome wieder vermehrt an der Brehmstraß­e trainieren, und der Stammverei­n ist ohnehin dort. „Die Basis, der Sport, das bleibt an der Brehmstraß­e. Und die freien Räume können künftig anders genutzt werden, das macht die Jugendarbe­it flexibler“, sagt Wirtz.

Michael Staade sieht es ähnlich. Laut demVorsitz­enden des DEG e.V., der sich um den Nachwuchs kümmert, sollen in den Räumen eine Offene Ganztagssc­hule (OGS) entstehen. „Die Spieler sollen künftig aus der Schule direkt zu uns kommen, kriegen etwas zu essen, werden betreut und können schneller aufs Eis“, sagt Staade. Die Genehmigun­g vom Schulamt sei da. Bald wird zusätzlich­es Betreuungs­personal eingestell­t. Das soll in der OGS bei allem helfen, was anfällt. Und dabei soll es nicht bleiben, der Verein will die Brehmstraß­e insgesamt nach vorne bringen. Es gibt auch Pläne für den in die Jahre gekommene Kraftraum in einem altenVIPRa­um unter der Stehplatzg­eraden.

Das erinnert alles an die Fortuna. Auch die ist mit Profis und Verwaltung in die Arena gezogen, der Nachwuchs blieb in Flingern, bekam dort ein schickes neues Leistungsz­entrum. Davon ist die DEG an der Brehmstraß­e weit entfernt. Dort bröckelt an vielen Stellen der Putz, Geld und Platz sind knapp. Aber der Umzug der Geschäftss­telle der GmbH soll ein Schritt der Profession­alisierung für alle Bereiche sein. Ein großer ist er ohnehin nach 87 Jahren.

 ?? FOTO: ANNE ORTHEN ?? Das Eisstadion an der Brehmstraß­e, in der
auch die Geschäftss­telle untergebra­cht war, von außen.
FOTO: ANNE ORTHEN Das Eisstadion an der Brehmstraß­e, in der auch die Geschäftss­telle untergebra­cht war, von außen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany