Lampions verschwinden nach einem Tag
Die Mitglieder der Interessengemeinschaft Hauptstraße sind von der einsamen Entscheidung des Trios unter Führung von Bürgermeister Schneider verwundert und teilweise entsetzt. Verständnis äußert niemand.
LANGENFELD Entsetzen am Mittwochmittag auf der unteren Hauptstraße: Die erst am Dienstag aufgehängten Lampions über der Straße nehmen Citymanager Jan Christoph Zimmermann und ein Mitarbeiter wieder von den kürzlich gespannten Seilen über der Straße ab. Auf der Hauptstraße zwischen Berliner Platz und Wilhelmstraße herrscht jetzt wieder lampionfreie Zone.
„Wir nehmen vier Reihen wieder ab“, erzählt Zimmermann schmallippig an der Hauptstraße, als er aus dem Korb des kleinen Hubsteigers steigt, um mit ihm die Straßenseite zu wechseln, damit auch die letzten bunten, weit zu sehenden Lampions über dem unteren Teil der Hauptstraße demontiert werden können. „Es hat Abspracheprobleme gegeben“, begründet Zimmermann die Entfernung der bunten Dekoration. Der Abbaugrund seien die Kunstwerke an den Bäumen. Die großen bunten Lampions würden den Blick von den Kunstwerken ablenken, fährt der Geschäftsführer des Marketingverbundes Langenfeld, Kommit, fort. Überall dort, wo die Kunstwerke an den Bäumen angebracht sind, verzichte Kommit in diesem Jahr auf die bunten Lampions.
Sieben Interessengemeinschaften des Handels, von Vereinen, Vereinskooperationen, der Stadt Langenfeld, Kultur- und Wirtschaftsbetrieben sowie Medienunternehmen tragen den Verein. Vorsitzender ist Bürgermeister Frank Schneider. Im Vorstand sitzt seit „Anbeginn der Kommit“, Hiltrud Markett. Die Einzelhändlerin ist zudem Vorsitzende der Interessengemeinschaft Hauptstraße und Vorsitzende des Kulturausschusses, der über die Baumkunst an der Hauptstraße und anderen öffentlichen Wegen entschieden hat. „Ich bin vom Bürgermeister nicht über den Abbau der Lampions informiert worden“, sagt Markett.„Ich bin menschlich besonders enttäuscht, weil der Bürgermeister mich während der Ratssitzung am Montagabend über den Abbau der Lampions hätte informieren können.“Auch während der Sitzungen des Kulturausschusses habe es keine Informationen gegeben, dass sich Baumkunst und Stadtdekoration ausschließen. „In keiner Kommitsitzung ist davon die Rede gewesen, dass es für unseren Bereich wegen der Baumkunst keine Deko gibt.“Dabei hätten Deko und Kunst sich doch farblich gut ergänzt.„Die Sommerdeko war immer ein freundlicher und fröhlicher Impuls für den Einzelhandel und für die Kunden“, so Markett.
Großes Unverständnis herrscht bei vielen Einzelhändlern und Dienstleistern im betroffenen Bereich der Hauptstraße. „Da weiß doch eine Abteilung wieder nicht, was die andere macht“, kommen
tiert Regina Hanstein, Mitarbeiterin eines Sanitätshauses die Abbauaktion. „Die Lampions sehen doch schön aus.“Sie findet es „doof“, dass sie für die Kunst weichen sollen. „Was ist das für eine Kunst“, fragt sie sich. Filialleiter Amin Bouzran, bedauert den Abbau. „Ich fand die Lampions gut. Sie sehen schön aus.“Die Kunst an den Bäumen sei doch kaum zu sehen. Dass dafür die bunten Lampions weichen müssen, dafür hat er kein Verständnis.
Ilona Kaiser von der Fahrschule sieht die Lampions differenzierter. „Bei Sturm musste auch schon mal die Feuerwehr kommen, um die Seile aus den Bäumen zu holen. Aber
im Gegensatz zu den Kunstwerken finde ich die Lampions schöner. Wenn ich die Kunstwerke sehe, denke ich immer, dass die Gärtner damit kranke Bäume gekennzeichnet haben, die demnächst gefällt werden müssen. Diese roten Ringe sieht man ja häufiger im Wald. Könnte ja auch sein, dass die Bäume krank sind und deswegen zur Beobachtung gekennzeichnet werden.“
Die Geschäftsführerinnen von „Inside“, Christiane Garke und Elke Göltzer, wunderten sich schon, warum an dem Seil vor ihrem Geschäft keine Lampions hängen. „In den vergangenen Jahren haben sich die Kunden immer über die bunte Deko
gefreut“, erzählen sie übereinstimmend. Das die Deko nun wegen der Sichtachsen auf die Kunst wegfällt, können sie nicht verstehen und finden es nicht gut.
„Die Entscheidung, die Dekoration von vier Seilen wieder zu entfernen, haben die zuständigen Stellen entschieden“, erklärt die Leiterin des Referats Stadtmuseum/Stadtarchiv Dr. Hella-Sabrina Lange am Mittwoch auf Nachfrage. Gemeinsam hätten neben ihr auch Bürgermeister Frank Schneider, Vorsitzender der Kommit, und der Geschäftsführer Jan Christoph Zimmermann, entschieden, die dekorativen Lampions von vier Überspannseilen am Mittwoch wieder zu entfernen. „Da ist am Dienstag zu schnell gearbeitet worden, obwohl der Abstimmungsprozess noch nicht abgeschlossen war“, sagt die Referatsleiterin. „In diesem Jahr sollte eigentlich gar keine Dekoration in der Innenstadt angebracht werden.“Grund sei eine Vereinbarung mit den Künstlern, nicht durch andere Dekorationselemente in das Kunstwerk einzugreifen. Der Kulturausschuss sei vorab nicht über die Klausel informiert worden:„Das gehört auch nicht in den Kulturausschuss“, so Lange. Eigentlich sei doch selbstverständlich, dass nicht in ein Kunstwerk eingegriffen werde.