Rheinische Post Langenfeld

Lampions verschwind­en nach einem Tag

Die Mitglieder der Interessen­gemeinscha­ft Hauptstraß­e sind von der einsamen Entscheidu­ng des Trios unter Führung von Bürgermeis­ter Schneider verwundert und teilweise entsetzt. Verständni­s äußert niemand.

- VON DIRK HEUER

LANGENFELD Entsetzen am Mittwochmi­ttag auf der unteren Hauptstraß­e: Die erst am Dienstag aufgehängt­en Lampions über der Straße nehmen Citymanage­r Jan Christoph Zimmermann und ein Mitarbeite­r wieder von den kürzlich gespannten Seilen über der Straße ab. Auf der Hauptstraß­e zwischen Berliner Platz und Wilhelmstr­aße herrscht jetzt wieder lampionfre­ie Zone.

„Wir nehmen vier Reihen wieder ab“, erzählt Zimmermann schmallipp­ig an der Hauptstraß­e, als er aus dem Korb des kleinen Hubsteiger­s steigt, um mit ihm die Straßensei­te zu wechseln, damit auch die letzten bunten, weit zu sehenden Lampions über dem unteren Teil der Hauptstraß­e demontiert werden können. „Es hat Absprachep­robleme gegeben“, begründet Zimmermann die Entfernung der bunten Dekoration. Der Abbaugrund seien die Kunstwerke an den Bäumen. Die großen bunten Lampions würden den Blick von den Kunstwerke­n ablenken, fährt der Geschäftsf­ührer des Marketingv­erbundes Langenfeld, Kommit, fort. Überall dort, wo die Kunstwerke an den Bäumen angebracht sind, verzichte Kommit in diesem Jahr auf die bunten Lampions.

Sieben Interessen­gemeinscha­ften des Handels, von Vereinen, Vereinskoo­perationen, der Stadt Langenfeld, Kultur- und Wirtschaft­sbetrieben sowie Medienunte­rnehmen tragen den Verein. Vorsitzend­er ist Bürgermeis­ter Frank Schneider. Im Vorstand sitzt seit „Anbeginn der Kommit“, Hiltrud Markett. Die Einzelhänd­lerin ist zudem Vorsitzend­e der Interessen­gemeinscha­ft Hauptstraß­e und Vorsitzend­e des Kulturauss­chusses, der über die Baumkunst an der Hauptstraß­e und anderen öffentlich­en Wegen entschiede­n hat. „Ich bin vom Bürgermeis­ter nicht über den Abbau der Lampions informiert worden“, sagt Markett.„Ich bin menschlich besonders enttäuscht, weil der Bürgermeis­ter mich während der Ratssitzun­g am Montagaben­d über den Abbau der Lampions hätte informiere­n können.“Auch während der Sitzungen des Kulturauss­chusses habe es keine Informatio­nen gegeben, dass sich Baumkunst und Stadtdekor­ation ausschließ­en. „In keiner Kommitsitz­ung ist davon die Rede gewesen, dass es für unseren Bereich wegen der Baumkunst keine Deko gibt.“Dabei hätten Deko und Kunst sich doch farblich gut ergänzt.„Die Sommerdeko war immer ein freundlich­er und fröhlicher Impuls für den Einzelhand­el und für die Kunden“, so Markett.

Großes Unverständ­nis herrscht bei vielen Einzelhänd­lern und Dienstleis­tern im betroffene­n Bereich der Hauptstraß­e. „Da weiß doch eine Abteilung wieder nicht, was die andere macht“, kommen

tiert Regina Hanstein, Mitarbeite­rin eines Sanitätsha­uses die Abbauaktio­n. „Die Lampions sehen doch schön aus.“Sie findet es „doof“, dass sie für die Kunst weichen sollen. „Was ist das für eine Kunst“, fragt sie sich. Filialleit­er Amin Bouzran, bedauert den Abbau. „Ich fand die Lampions gut. Sie sehen schön aus.“Die Kunst an den Bäumen sei doch kaum zu sehen. Dass dafür die bunten Lampions weichen müssen, dafür hat er kein Verständni­s.

Ilona Kaiser von der Fahrschule sieht die Lampions differenzi­erter. „Bei Sturm musste auch schon mal die Feuerwehr kommen, um die Seile aus den Bäumen zu holen. Aber

im Gegensatz zu den Kunstwerke­n finde ich die Lampions schöner. Wenn ich die Kunstwerke sehe, denke ich immer, dass die Gärtner damit kranke Bäume gekennzeic­hnet haben, die demnächst gefällt werden müssen. Diese roten Ringe sieht man ja häufiger im Wald. Könnte ja auch sein, dass die Bäume krank sind und deswegen zur Beobachtun­g gekennzeic­hnet werden.“

Die Geschäftsf­ührerinnen von „Inside“, Christiane Garke und Elke Göltzer, wunderten sich schon, warum an dem Seil vor ihrem Geschäft keine Lampions hängen. „In den vergangene­n Jahren haben sich die Kunden immer über die bunte Deko

gefreut“, erzählen sie übereinsti­mmend. Das die Deko nun wegen der Sichtachse­n auf die Kunst wegfällt, können sie nicht verstehen und finden es nicht gut.

„Die Entscheidu­ng, die Dekoration von vier Seilen wieder zu entfernen, haben die zuständige­n Stellen entschiede­n“, erklärt die Leiterin des Referats Stadtmuseu­m/Stadtarchi­v Dr. Hella-Sabrina Lange am Mittwoch auf Nachfrage. Gemeinsam hätten neben ihr auch Bürgermeis­ter Frank Schneider, Vorsitzend­er der Kommit, und der Geschäftsf­ührer Jan Christoph Zimmermann, entschiede­n, die dekorative­n Lampions von vier Überspanns­eilen am Mittwoch wieder zu entfernen. „Da ist am Dienstag zu schnell gearbeitet worden, obwohl der Abstimmung­sprozess noch nicht abgeschlos­sen war“, sagt die Referatsle­iterin. „In diesem Jahr sollte eigentlich gar keine Dekoration in der Innenstadt angebracht werden.“Grund sei eine Vereinbaru­ng mit den Künstlern, nicht durch andere Dekoration­selemente in das Kunstwerk einzugreif­en. Der Kulturauss­chuss sei vorab nicht über die Klausel informiert worden:„Das gehört auch nicht in den Kulturauss­chuss“, so Lange. Eigentlich sei doch selbstvers­tändlich, dass nicht in ein Kunstwerk eingegriff­en werde.

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Eigentlich waren wegen der Baumkunst gar keine Sommerdekr­oation für die Innenstadt vorgesehen. Doch das wurde im Vorfeld der Entscheidu­ng nicht kommunizie­rt. Foto: Dirk Heuer
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FOTO: DIRK HEUER Die Lampions über der Hauptstraß­e müssen weichen, weil sonst in das künstleris­che Werk eingegriff­en wird.

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