Gag-Parade aus der Steinzeit
Unter der Regie von Erik Haffner spielen deutsche Comedians die Geschichte der Menschheit nach. Trotz Star-Aufgebots kommt der Film nicht in Schwung.
Der Felsbrocken, der von der Höhlendecke herunterstürzt, begräbt alle Hoffnung auf eine friedliche Entwicklung der Menschheit. Gerade ist im Jahr 40.000 v. Chr. eine Gruppe von Neandertalern auf einen Haufen von Homo Sapiens gestoßen. Während erstere durch Verhandlungen und Kooperation die gemeinsamen Lebensräume abstecken wollen, haben die gemeinen Urmenschen kein Bock auf Diskussion. Immerhin einigt man sich darauf, mit einer prähistorischen Version von Schnick-Schnack-Schnuck darüber zu entscheiden, wer in die Höhle einziehen darf. Die Neandertaler gewinnen. Gerade als deren Anführerin ihre Vision von einer strahlenden, vernunftgesteuerten und gleichberechtigten Zukunft formuliert, fällt das Felsgestein auf sie und ihre Sippe herab. Der primitive Homo Sapiens wird die Entwicklung der Menschheit bestimmen.
In „Die Geschichte der Menschheit – leicht gekürzt“reist Regisseur Erik Haffner von der Entwicklung der Einzeller bis ins 20. Jahrhundert über 15 Stationen durch die Historie. Haffner zeichnete als Autor für die Comedy-Shows „Ladykracher“, „Pastewka“,„Switch Reloaded“und „Sketch History“verantwortlich und bleibt auch auf der Kinoleinwand diesem Erzählformat treu. Der allgegenwärtige Christoph Maria Herbst spielt den Conferencier in der Nasa-Zentrale des Jahres 1977, wo man für die Raumsonde Voyager die sogenannte Golden Record bespielt hat. Auf dem Speichermedium werden für außerirdische Interessenten alle wichtigen Informationen über die menschliche Zivilisation kommuniziert, wozu eben auch jener geraffte Abriss über die Menschheitsgeschichte gehört.
Vorhang auf für eine Nummernrevue, in der neben allseits bekannten Comedians wie Rick Kavanian, Bastian Pastewka, Judith Richter und Alexander Schubert auch namhafte Schauspieler wie Ulrich Tukur, Kostja Ullmann und Tom Schilling für ein paar Drehtage vorbeigeschaut haben.
Aber auch wenn die komödiantische Prominenz Schlag auf Schlag auftritt, kommt kein Schwung in der historischen Sketch-Parade auf. Wie die meisten Comedy-Schreiber orientiert sich auch Haffner an der Persiflage von Genrefilmen. Neben Piraten-, Wikinger-, Gangster- und Science-Fiction-Filmen standen hier von„Das Leben des Brian“über „Titanic“bis zu„Das Boot“bewährte Filmklassiker zum satirischen Abschuss frei. Dabei verpufft der überwiegende Teil der Sketche allerdings auf unterem Humorniveau, etwa wenn Michelangelos David-Figur mit einem Riesenpenis auf dem Flohmarkt in Florenz steht. Andere Nummern wie zwei Berliner Bauarbeiter, die die chinesische Mauer errichten sollen, oder ein Christoph Kolumbus, der vor der Küste Portugals im Kreis segelt, ziehen sich wie Kaugummi hin zu äußerst dürftigen Pointen.
Vergeblich bleibt auch der Versuch in der bemühten Rahmenhandlung und dem Schluss-Song „Bye, Bye – die Party ist vorbei“mit zivilisationskritischen Tönen der mageren Comedy-Parade noch eine politische Botschaft einzuhauchen.
Die Geschichte der Menschheit – leicht gekürzt, Deutschland 2022 – Regie: Erik Haffner; mit Christoph Maria Herbst, Rick Kavanian, Matthias Matschke, Judith Richter, Bastian Pastewka; 96 Minuten