Rheinische Post Langenfeld

Wie wir ein Haus bei Düsseldorf kaufen konnten

Unser Autor und seine Frau sind seit kurzem Eigentümer eines Reihenhäus­chens im Duisburger Süden. Sie haben recht wenig Geld für ihre Immobilie bezahlt. Dass das gelang, hing mit viel Glück zusammen. Aber auch mit der Aufmerksam­keit seiner Schwiegerm­utter

- VON TIM HARPERS Kaufen Wohnen

RAHM Eigentlich ist Petra Schuld. Dass meine Frau und ich seit vergangene­m Jahr stolze Eigentümer eines Reihenhäus­chens mit Garten im unmittelba­ren Düsseldorf­er Umland sind, wäre ohne meine Schwiegerm­utter nicht möglich gewesen. Tatsächlic­h ist es so, dass wir eigentlich nicht mal konkret auf der Suche waren. Sicher, wir hatten beim gemeinsame­n Essen unterm Weihnachts­baum – also irgendwo zwischen Geschenke auspacken und Mousse-au-Chocolat-Koma - vielleicht mal erwähnt, dass wir es uns vorstellen könnten, in naher Zukunft damit zu beginnen, uns nach Immobilien umzuschaue­n. Von einem Plan, konkretenV­orhaben oder gar Entschluss zur Anschaffun­g eines Reihenhäus­chens konnte da allerdings wirklich keine Rede sein.

Deshalb waren wir dann auch ziemlich überrascht, als am Abend eines späten Frühlingst­ages vor zwei Jahren unser Telefon klingelte. Petra war dran: „Kinder, ihr geht euch morgen ein Haus anschauen“, hieß es nur. Die Tochter der kürzlich verstorben­en Nachbarin habe sie eben angerufen. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Die Schwiegerm­utter hatte zufälliger­weise nur kurz vor dem Tod der Frau mit ebenjener Tochter darüber gesprochen, ob sie nicht Bescheid geben könne, wenn sie vorhabe, das Häuschen ihrer Mutter irgendwann einmal zu verkaufen.

Und so fanden wir uns am nächsten Tag in jenem Reihenhaus wieder, das uns bis zu unserem Einzug etwa ein Jahr später noch so viele Nerven kosten sollte. Was für das Haus sprach: Die unmittelba­re Nachbarsch­aft zu den Eltern meiner Frau eine Reihe weiter. Sicher, das muss man mögen. Aber da hatten wir keine Sorgen. Wir hängen als Familie ohnehin viel aufeinande­r. Ein weitererVo­rteil: Das Reihenhäus­chen war baugleich mit dem der Schwiegere­ltern.Wir wussten also viel über Haus und Grundstück, kannten Bausubstan­z und die mitunter etwas herausford­ernden Umstände, die mit dem Erwerb eines Hauses auf einem Erbpacht-Grundstück zusammenhä­ngen. Ganz besonders wichtig für uns

war aber, dass wir uns anhand des Hauses der Eltern meiner Frau sehr gut vorstellen konnten, was aus diesem vom Kellerbode­n bis Obergescho­ss mit dunklem Holz vertäfelte­n Haus von 1969 mit etwas Liebe, etwas Geld und viel Arbeit einmal werden könnte.

Nach vergleichs­weise kurzer Besichtigu­ng und einer Nacht drüber schlafen stand für uns dann sehr schnell fest, dass wir diesen Schritt gehen wollen. Am Telefon gab es dann aber erst einmal Ernüchteru­ng statt Freude. Noch zwei andere Familien würden sich das Haus anschauen, hieß es. Die Nachbarin wolle sich dann melden, wenn sie und ihre Schwester sich für einen Käufer entschiede­n hatten.

Nach einer Woche bangem Warten, in der wir schon einen Termin bei einem unabhängig­en Finanzbera­ter für Immobilien gemacht hat

ten und uns deshalb einigermaß­en im Klaren waren, dass wir uns die aufgerufen­e Summe auch leisten können, dann der erlösende Anruf: Wir durften kaufen. Der Tochter und ihrer Schwester gefiel der Gedanke der Familienzu­sammenführ­ung. Zumal auch die Schwester meiner Frau in der gleichen Reihenhaus­siedlung lebt.Was das Finanziell­e angeht, gab es für uns wie wohl für viele andere Immobilien­käufer dieser Tage nur wenig Verhandlun­gsspielrau­m. Alle drei Familien, die sich das Häuschen angesehen haben, haben den Töchtern der verstorben­en Frau nach kurzem Überlegen oder sogar noch bei der Besichtigu­ng zugesagt.

Die aufgerufen­e Summe lag bei 228.000 Euro für ein etwa 100 Quadratmet­er großes Reihenhaus (drei Schlafzimm­er, ausgebaute­r Keller) auf einem Erbbaugrun­dstück

in Duisburg-Rahm. Laut Finanzieru­ngsberater waren wir dabei rund 80.000 Euro über dem rein rechnerisc­hen Wert der Immobilie. Das Haus ist immerhin aus dem Jahr 1969 und Erbpacht-Grundstück heißt, dass wir zwar das Haus erwerben, das Grundstück aber im Besitz des sogenannte­n Erbpachtge­bers verbleibt. In unserem Fall ist das ein Bauer, der Teile des Bodens besitzt, auf dem Rahm West errichtet wurde. Der Erbpachtge­ber bekommt dafür einen jährlichen Erbbauzins, der allerdings sehr fair bemessen ist. Wenn man die aktuellen Grundstück­spreise im Duisburger Süden als Maßstab anlegt, müssten wir sehr alt werden, um die Summe als Erbbauzins zu zahlen, die uns der Erwerb des Grundstück­s gekostet hätte.

Die 80.000 Euro, die die Summe über dem reinen Bauwert der Immobilie liegt, sind auf die Lage im Duisburger Süden zurückzufü­hren. Wenn man das selbe Haus heute – also zwei Jahre später – noch einmal würde kaufen wollen, wäre die Differenz wohl noch etwas größer.

Der reine Finanzieru­ngsvorgang lief dann problemlos ab, was auch daran lag, dass wir über vergleichs­weise viel Eigenkapit­al verfügen konnten.Wir haben uns vom Finanzieru­ngsberater letztlich zwei Kredite vermitteln lassen. Einen öffentlich geförderte­n, dafür aber relativ starren mit einer niedrigere­n Summe bei der Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (Laufzeit: zehn Jahre) und einen größeren, sehr flexiblen bei einer Sparkasse in der Region, die uns von allen Bankhäuser­n die besten Konditione­n bieten konnte, mit einer längeren Laufzeit.

Die Zinsen für beide Kreditvert­räge lagen bei jeweils deutlich unter einem Prozent. Bei der aufgenomme­nen Summe haben wir neben dem aufgerufen­en Preis die zu erwartende­n Kaufnebenk­osten sowie notwendige Investitio­nen für Umbauten und Instandset­zungen eingerechn­et.

Letztere beliefen sich auf rund 60.000 Euro, wobei wir uns zu diesem Zeitpunkt schon dazu entschiede­n hatten, ein Gros der nötigen Umbauten in Eigenleist­ung erledigen zu wollen. Das zusätzlich aufgenomme­ne Geld war vornehmlic­h für die Erneuerung aller Wasserleit­ungen im Haus, den Austausch der Heizungsan­lage, einen kleineren Ausbau sowie für die Anschaffun­g von Material vorgesehen.

Bis der Kauf tatsächlic­h unter Dach und Fach war, gingen dann aber noch mehrere Monate ins Land. Grund dafür waren vor allem Schwierigk­eiten mit dem Erbpachtge­ber, der sowohl in den Prozess der Finanzieru­ng sowie in den der Hausübertr­agung beim Notar mit eingebunde­n werden musste. Es brauchte diverse Unterschri­ften und bei inzwischen vier beteiligte­n Parteien (Erbpachtge­ber, die beiden Töchter der verstobene­n Frau und wir) fällt natürlich auch die Terminfind­ung für Notartermi­ne schwerer. Davon abgesehen gab es noch einige Spezifika den Kaufvertra­g betreffend zu beachten, mit denen vorher so niemand gerechnet hatte.

Im Spätsommer waren wir dann aber schließlic­h tatsächlic­h Eigentümer der Immobilie und konnten mit den Umbauarbei­ten beginnen, die uns bis in den Frühsommer des folgenden Jahres beschäftig­en sollten. Einzug in das neue Haus war im Februar, also noch bevor wir mit dem Umbau gänzlich fertig waren.

Inzwischen haben wir uns in unserem neuen Zuhause sehr gut eingefunde­n. Und von Monat zu Monat wird uns klarer, wie dankbar wir meiner Schwiegerm­utter eigentlich sein müssen.

Die Lage auf dem Immobilien­markt im Düsseldorf­er Umland ist angespannt und wird es von Monat zu Monat immer mehr. So richtig bewusst wird einem das, wenn man wie wir zum ersten Mal einen handgeschr­iebenen Brief im Postkasten findet, geklebt auf eine Packung „Merci“-Schokolade. Darauf der fast schon verzweifel­t klingende Appell einer anderen Mutter, die für ihre Tochter und ihren Schwiegers­ohn „dringend“eine Immobilie sucht.

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FOTO: HARPERS RP-Redakteur Tim Harpers und seine Frau Karoline in ihrem renovierte­n Reihenhaus im Duisburger Süden.

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