Wie wir ein Haus bei Düsseldorf kaufen konnten
Unser Autor und seine Frau sind seit kurzem Eigentümer eines Reihenhäuschens im Duisburger Süden. Sie haben recht wenig Geld für ihre Immobilie bezahlt. Dass das gelang, hing mit viel Glück zusammen. Aber auch mit der Aufmerksamkeit seiner Schwiegermutter
RAHM Eigentlich ist Petra Schuld. Dass meine Frau und ich seit vergangenem Jahr stolze Eigentümer eines Reihenhäuschens mit Garten im unmittelbaren Düsseldorfer Umland sind, wäre ohne meine Schwiegermutter nicht möglich gewesen. Tatsächlich ist es so, dass wir eigentlich nicht mal konkret auf der Suche waren. Sicher, wir hatten beim gemeinsamen Essen unterm Weihnachtsbaum – also irgendwo zwischen Geschenke auspacken und Mousse-au-Chocolat-Koma - vielleicht mal erwähnt, dass wir es uns vorstellen könnten, in naher Zukunft damit zu beginnen, uns nach Immobilien umzuschauen. Von einem Plan, konkretenVorhaben oder gar Entschluss zur Anschaffung eines Reihenhäuschens konnte da allerdings wirklich keine Rede sein.
Deshalb waren wir dann auch ziemlich überrascht, als am Abend eines späten Frühlingstages vor zwei Jahren unser Telefon klingelte. Petra war dran: „Kinder, ihr geht euch morgen ein Haus anschauen“, hieß es nur. Die Tochter der kürzlich verstorbenen Nachbarin habe sie eben angerufen. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Die Schwiegermutter hatte zufälligerweise nur kurz vor dem Tod der Frau mit ebenjener Tochter darüber gesprochen, ob sie nicht Bescheid geben könne, wenn sie vorhabe, das Häuschen ihrer Mutter irgendwann einmal zu verkaufen.
Und so fanden wir uns am nächsten Tag in jenem Reihenhaus wieder, das uns bis zu unserem Einzug etwa ein Jahr später noch so viele Nerven kosten sollte. Was für das Haus sprach: Die unmittelbare Nachbarschaft zu den Eltern meiner Frau eine Reihe weiter. Sicher, das muss man mögen. Aber da hatten wir keine Sorgen. Wir hängen als Familie ohnehin viel aufeinander. Ein weitererVorteil: Das Reihenhäuschen war baugleich mit dem der Schwiegereltern.Wir wussten also viel über Haus und Grundstück, kannten Bausubstanz und die mitunter etwas herausfordernden Umstände, die mit dem Erwerb eines Hauses auf einem Erbpacht-Grundstück zusammenhängen. Ganz besonders wichtig für uns
war aber, dass wir uns anhand des Hauses der Eltern meiner Frau sehr gut vorstellen konnten, was aus diesem vom Kellerboden bis Obergeschoss mit dunklem Holz vertäfelten Haus von 1969 mit etwas Liebe, etwas Geld und viel Arbeit einmal werden könnte.
Nach vergleichsweise kurzer Besichtigung und einer Nacht drüber schlafen stand für uns dann sehr schnell fest, dass wir diesen Schritt gehen wollen. Am Telefon gab es dann aber erst einmal Ernüchterung statt Freude. Noch zwei andere Familien würden sich das Haus anschauen, hieß es. Die Nachbarin wolle sich dann melden, wenn sie und ihre Schwester sich für einen Käufer entschieden hatten.
Nach einer Woche bangem Warten, in der wir schon einen Termin bei einem unabhängigen Finanzberater für Immobilien gemacht hat
ten und uns deshalb einigermaßen im Klaren waren, dass wir uns die aufgerufene Summe auch leisten können, dann der erlösende Anruf: Wir durften kaufen. Der Tochter und ihrer Schwester gefiel der Gedanke der Familienzusammenführung. Zumal auch die Schwester meiner Frau in der gleichen Reihenhaussiedlung lebt.Was das Finanzielle angeht, gab es für uns wie wohl für viele andere Immobilienkäufer dieser Tage nur wenig Verhandlungsspielraum. Alle drei Familien, die sich das Häuschen angesehen haben, haben den Töchtern der verstorbenen Frau nach kurzem Überlegen oder sogar noch bei der Besichtigung zugesagt.
Die aufgerufene Summe lag bei 228.000 Euro für ein etwa 100 Quadratmeter großes Reihenhaus (drei Schlafzimmer, ausgebauter Keller) auf einem Erbbaugrundstück
in Duisburg-Rahm. Laut Finanzierungsberater waren wir dabei rund 80.000 Euro über dem rein rechnerischen Wert der Immobilie. Das Haus ist immerhin aus dem Jahr 1969 und Erbpacht-Grundstück heißt, dass wir zwar das Haus erwerben, das Grundstück aber im Besitz des sogenannten Erbpachtgebers verbleibt. In unserem Fall ist das ein Bauer, der Teile des Bodens besitzt, auf dem Rahm West errichtet wurde. Der Erbpachtgeber bekommt dafür einen jährlichen Erbbauzins, der allerdings sehr fair bemessen ist. Wenn man die aktuellen Grundstückspreise im Duisburger Süden als Maßstab anlegt, müssten wir sehr alt werden, um die Summe als Erbbauzins zu zahlen, die uns der Erwerb des Grundstücks gekostet hätte.
Die 80.000 Euro, die die Summe über dem reinen Bauwert der Immobilie liegt, sind auf die Lage im Duisburger Süden zurückzuführen. Wenn man das selbe Haus heute – also zwei Jahre später – noch einmal würde kaufen wollen, wäre die Differenz wohl noch etwas größer.
Der reine Finanzierungsvorgang lief dann problemlos ab, was auch daran lag, dass wir über vergleichsweise viel Eigenkapital verfügen konnten.Wir haben uns vom Finanzierungsberater letztlich zwei Kredite vermitteln lassen. Einen öffentlich geförderten, dafür aber relativ starren mit einer niedrigeren Summe bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (Laufzeit: zehn Jahre) und einen größeren, sehr flexiblen bei einer Sparkasse in der Region, die uns von allen Bankhäusern die besten Konditionen bieten konnte, mit einer längeren Laufzeit.
Die Zinsen für beide Kreditverträge lagen bei jeweils deutlich unter einem Prozent. Bei der aufgenommenen Summe haben wir neben dem aufgerufenen Preis die zu erwartenden Kaufnebenkosten sowie notwendige Investitionen für Umbauten und Instandsetzungen eingerechnet.
Letztere beliefen sich auf rund 60.000 Euro, wobei wir uns zu diesem Zeitpunkt schon dazu entschieden hatten, ein Gros der nötigen Umbauten in Eigenleistung erledigen zu wollen. Das zusätzlich aufgenommene Geld war vornehmlich für die Erneuerung aller Wasserleitungen im Haus, den Austausch der Heizungsanlage, einen kleineren Ausbau sowie für die Anschaffung von Material vorgesehen.
Bis der Kauf tatsächlich unter Dach und Fach war, gingen dann aber noch mehrere Monate ins Land. Grund dafür waren vor allem Schwierigkeiten mit dem Erbpachtgeber, der sowohl in den Prozess der Finanzierung sowie in den der Hausübertragung beim Notar mit eingebunden werden musste. Es brauchte diverse Unterschriften und bei inzwischen vier beteiligten Parteien (Erbpachtgeber, die beiden Töchter der verstobenen Frau und wir) fällt natürlich auch die Terminfindung für Notartermine schwerer. Davon abgesehen gab es noch einige Spezifika den Kaufvertrag betreffend zu beachten, mit denen vorher so niemand gerechnet hatte.
Im Spätsommer waren wir dann aber schließlich tatsächlich Eigentümer der Immobilie und konnten mit den Umbauarbeiten beginnen, die uns bis in den Frühsommer des folgenden Jahres beschäftigen sollten. Einzug in das neue Haus war im Februar, also noch bevor wir mit dem Umbau gänzlich fertig waren.
Inzwischen haben wir uns in unserem neuen Zuhause sehr gut eingefunden. Und von Monat zu Monat wird uns klarer, wie dankbar wir meiner Schwiegermutter eigentlich sein müssen.
Die Lage auf dem Immobilienmarkt im Düsseldorfer Umland ist angespannt und wird es von Monat zu Monat immer mehr. So richtig bewusst wird einem das, wenn man wie wir zum ersten Mal einen handgeschriebenen Brief im Postkasten findet, geklebt auf eine Packung „Merci“-Schokolade. Darauf der fast schon verzweifelt klingende Appell einer anderen Mutter, die für ihre Tochter und ihren Schwiegersohn „dringend“eine Immobilie sucht.