Ausspannen im ehemaligen Schweinestall
Landwirtin Bärbel Scholtheis hat auf dem Weyershof in Vlunybusch eine Oase der Ruhe für Urlauber eingerichtet.
NEUKIRCHEN-VLUYN Die Gäste von Bärbel Scholtheis kommen aus Frechen, Mülheim, Kiel, aber auch aus Shanghai, Sizilien und den USA waren schon welche da. Und alle nehmen sie diese Erinnerung mit nach Hause: Wie herrlich ist es am Niederrhein! Die Einträge im Gästebuch der Neukirchen-Vluynerin sprechen Bände. Beispiel: „Es war eine perfekte kleine Auszeit an einem wunderschönen Ort für uns. Perfekt, um total zu entspannen und die Seele baumeln zu lassen, in schöner, warmer Gemütlichkeit.“
Das Lob gilt der Gastgeberin und der Ferienwohnung im ehemaligen Schweinestall des Weyershofs. 1887 erwarbenVorfahren von Bärbel Scholtheis das Anwesen in Vluynbusch, bewirtschafteten die Äcker, hielten Schweine und Kühe. Rund ein Jahrhundert später wuchs Bärbel Scholtheis auf dem Hof auf und lernte die Landwirtschaft lieben. „Ich brenne dafür“, sagt sie. Sie besuchte die Landwirtschaftsschule,
pachtete 1992 den Weyershof von ihren Eltern, übernahm ihn 2003. Ein paar Jahre später der Einschnitt: Bärbel Scholtheis war Mutter geworden, die Familie ging vor. „Und ich hatte keinen Bauer, sondern einen Maschinenbauer geheiratet.“
Heute arbeitet sie als Angestellte auf anderen landwirtschaftlichen Betrieben. Aus dem ausgedienten
Schweinestall und benachbarten Räumen auf dem Weyershof hat sie aber eine mit vier Sternen prämierte Ferienwohnung gemacht.Wo früher die Säue grunzten, ist nun rechter Hand eine Küche, linker Hand ein Wohn-Essbereich mit Kamin, vor Kopf ein kleines WC. Eine Etage darüber – früher lagerte dort Getreide – befinden sich sind zwei Schlafzimmer und ein Bad. Modern und Alt geschmackvoll kombiniert, ein
ladend und wohnlich. Wie gesagt: schöne, warme Gemütlichkeit.
Dafür sorgt nicht nur die Einrichtung, dafür sorgen auch bauliche Details, die an den Stall erinnern. Eine alte Fensteröffnung im Eingangsbereich etwa. Oder auch die originalen Deckenbalken, die so abgestrahlt wurden, dass sie wie neu wirken. Nur im Küchenbereich wurden die alten Träger entfernt – aber nicht etwa entsorgt. Aus dem Holz sind neue Dinge entstanden: eine Garderobe, der Unterbau für den Esstisch sowie das Doppelbett, das in einem der Schlafzimmer steht.
„Weggeschmissen wird bei mir so schnell nichts“, sagt Bärbel Scholtheis, die auf Nachhaltigkeit Wert legt. So hat sie auch einen Teil ihrer eigenen früheren Schrankwand zu einer Vitrine für die Ferienwohnung umgestaltet. Oder auch Nachttischchen aus einem Baumstamm gesägt. „Ich bin Grobmotorikerin“, sagt sie und lacht. Beim Entkernen des alten Stalls habe sie ordentlich angepackt. „Die alte Decke hab ich komplett selbst rausgeholt.“
Könnten die Schweine heute aus ihrem einstigen Stall schauen, sie sähen auf der einen Seite eine niederrheinische Postkarten-Schönheit mit Wäldern und Feldern und ein paarWindrädern. Zur anderen Seite ist jetzt eine Glasfront mit Blick auf den Garten. Ach was, Garten – ein Schmuckstück liegt da, samt kleinem Schwimmteich, Hängematte und, seitlich am Haus, einer Sauna. „Früher standen hier Silos aus Beton“, sagt Bärbel Scholtheis. Kaum zu glauben. Manche der Gäste auf demWeyershof sind beruflich in der Gegend. Die meisten kommen aber, weil sie Erholung suchen. Ruhe genießen, radfahren, wandern. Der Seiltgenshof mit Hühnern, Milchvieh und einem Verkaufshäuschen ist nicht weit. „Ich möchte den Leuten auch die Landwirtschaft näherbringen“, betont Bärbel Scholtheis. Und Verständnis für die Sorgen und Nöte wecken, mit denen es Landwirte heute zu tun haben. „Wenn wir alle ein bisschen Rücksicht aufeinander nehmen würden, wären wir etwas weiter in der Welt.“Stimmt.
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