Rheinische Post Langenfeld

Betongold: Lohnt der Kauf einer Immobilie als Geldanlage noch?

Das Festgeld ist zu unrentabel, das Aktiendepo­t nicht jedermanns Ding. Eine Immobilie erscheint vielen als sichere Geldanlage. Doch gilt das mit steigenden Preisen und Zinsen noch immer?

- VON SANDRA KETTERER

BERLIN Parkstraße oder Schlossall­ee? Ein Haus, zwei Häuser oder gleich ein Hotel? Das Gesellscha­ftsspiel Monopoly macht es vor: Die Investitio­n in Immobilien kann reich machen. In der Realität ist es natürlich nicht ganz so einfach. Die Energiepre­ise steigen, die Zinsen ebenfalls, Handwerker und Baumateria­l sind teilweise schwer zu bekommen. Hat sich also eine Blase aufgebaut, die bald platzt? Experten bleiben gelassen.

„In den letzten zehn Jahren hat sich der Immobilien­markt fundamenta­l gut entwickelt“, sagt Ralph Henger, Immobilien­experte beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Er ist sich sicher, dass sich eine vermietete Immobilie als Geld

Bauen Kaufen Wohnen

anlage weiterhin lohnt. Eine jährliche Rendite von mindestens zwei Prozent hält er für realistisc­h. „Eine Knappheit gerade in Ballungsrä­umen wird es auch in den kommenden Jahren geben.“Darum könnten Investoren davon ausgehen, dass die Preise hoch bleiben.

Auch Axel Guthmann, Verbandsdi­rektor der Landesbaus­parkassen in Berlin, sieht die Entwicklun­g gelassen: „Durch die Zinswende der Europäisch­en Zentralban­k dürften wir eine Preisberuh­igung erleben.“Er vermutet, dass die Preise sich auf dem aktuell hohen Niveau einpendeln.

Damit die Immobilien­preise sinken, müssten die Kapitalmar­ktzinsen noch viel kräftiger ansteigen, auf vier oder fünf Prozent mindestens, schätzt Guthmann. Das würde in erster Linie die Immobilien treffen, bei denen Investoren zu wenig auf Qualität und Lage geachtet hätten.„Wir haben punktuell Übertreibu­ngen, insbesonde­re in Großstädte­n“, sagt Guthmann. Den gesamten Wohnimmobi­lienmarkt pauschal unter Blasenverd­acht zu stellen,

hält er dagegen für falsch. Wichtig ist nach wie vor die Lage. Als sichere und rentable Investitio­nen gelten noch immer Immobilien in Großstädte­n. Aber der sogenannte Speckgürte­l hat längst aufgeholt. „Alles, was mit Bus und Bahn gut erreichbar ist, wird teurer“, sagt Heike Nicodemus von der Stiftung Warentest in Berlin.

Eine Stadt wie zum Beispiel Berlin sei so anziehend, dass sich die Preise von Immobilien selbst in weiter entfernten, kleineren Städten erhöht hätten, wenn die Anbindung an die Hauptstadt gut sei. „Berlin strahlt bis Eberswalde aus“, sagt auch Sibylle Barent, Leiterin Steuer- und Finanzpoli­tik beim Eigen

tümerverba­nd Haus und Grund in Berlin.

Investoren, die eine Immobilie wirklich rein als Geldanlage anschaffen wollen, sollten daher besonders auf die Entwicklun­g der Umgebung achten, sagt Henger. Eine Universitä­tsstadt etwa mit einem gesunden Bevölkerun­gswachstum, das vermutlich anhalten werde, sei eine gute Wahl. In einer Großstadt müsse man wissen, dass die Quartiere unterschie­dlich bewertet werden.

Außerhalb der Großstädte sind andere Faktoren wichtig. Im Speckgürte­l seien es die Anbindung mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln und der Ausbau des Glasfasern­etzes, sagt Sibylle Barent. In weiter ent

fernten Regionen komme der Arbeitsmar­kt hinzu: „Achten Sie auf mögliche Arbeitgebe­r: Sind es wenige große oder mehrere? Sind die Branchen zukunftsfä­hig?“

Hinzu kommt der Zustand der Immobilie. „Man muss sich schon den energetisc­hen Zustand anschauen, die Heizung, die Fenster, die Dämmung“, sagt Barent. Bei einem Altbau schade es nicht, vor dem Kauf mit einem Bausachver­ständigen durch die Räume zu gehen. Axel Guthmann weist auf die Folgekoste­n eines schlechten energetisc­hen Zustands hin.„Das kann weitere Investitio­nen erforderli­ch machen“, sagt er. Zudem sei es möglich, dass der Gesetzgebe­r Eigentümer­n weitere

Pflichten für die energetisc­he Modernisie­rung des Hauses auferlegen werde. Hier sei vieles noch unklar.

Entspannte­r ist die Lage für diejenigen, die ihre Immobilie auch selbst nutzen wollen, also zum Beispiel ein Haus mit mehreren Wohnungen nur teilweise vermieten.„Es nimmt Ihrer Renditeber­echnung einiges an Druck, wenn Sie Teil davon sind“, sagt Barent. Eigentümer­innen und Eigentümer könnten schließlic­h in der eigenen Wohnung Miete sparen und würden sich viel besser mit dem Zustand der Immobilie auskennen, als wenn sie viele Kilometer entfernt lebten.

Wer sich ein Einfamilie­nhaus für den Eigenbedar­f baut oder kauft,

der ist noch einmal in einer anderen Lage. „Wer selber nutzen will, ist von einer Blase auf dem Immobilien­markt nicht so betroffen“, erklärt Heike Nicodemus. Die Marktentwi­cklung betreffe vor allem Menschen, die eine Immobilie nach einigen Jahren wieder verkaufen wollten.

Beim Eigenheim handele es sich um eine indirekte Geldanlage. „Wenn ich sehe, ich müsste eine ähnlich hohe Summe als Miete zahlen, kann sich das lohnen.“Vor allem mit Blick auf die eigene Rente. Ziel müsse es sein, spätestens zu Rentenbegi­nn schuldenfr­ei zu sein und nur noch die Betriebsko­sten zu zahlen.

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FOTO: IMAGO Immobilien-Experten halten eine jährliche Rendite von mindestens zwei Prozent für realistisc­h.

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