Rheinische Post Langenfeld

Höcke reizt seine Macht aus

- VON HAGEN STRAUSS

Die AfD bleibt der„gärige Haufen“, von dem der Ehrenvorsi­tzende Alexander Gauland immer gesprochen hat. Es wird gestritten, getobt, gezofft. Auf offener Bühne. Auch im sächsische­n Riesa auf dem Parteitag ist das am Wochenende so gewesen, bis hin zur ultimative­n Eskalation – dem vorzeitige­n Ende wegen des handfesten Streits um die Europa-Resolution des Thüringer Landes- und Fraktionsv­orsitzende­n Björn Höcke. Er hat der Partei mal wieder seinen Stempel aufgedrück­t, bis zur Schmerzgre­nze seine Macht ausgereizt. Mehr oder minder unverhohle­n schiebt der Rechtausle­ger die Partei immer weiter in seine Richtung. Irgendwann könnte dann doch das eintreten, worüber viele lange schon spekuliere­n – die Spaltung.

Dabei hatte die Partei auf den ersten Blick mit ihrer neuen Doppelspit­ze eine konsequent­e Lösung gefunden. Tino Chrupalla und Alice Weidel führen bereits die Bundestags­fraktion, jetzt also auch die AfD als Ganzes. Doch kaum war sie im Amt, werden der neuen Doppelspit­ze schon die ersten Niederlage­n zugefügt. Es zeigt sich, dass auch den beiden Neuen nicht gelingen dürfte, was zuvor schon niemandem gelungen ist, nämlich die Parteiführ­ung zu befrieden, die unterschie­dlichen Strömungen von rechts bis ganz rechts und noch weiter rechts zusammenzu­führen, die AfD vielleicht sogar wählbarer zu machen. Der Traum ist in Riesa bereits zerplatzt.

Höcke selbst hat nicht nach der Macht gegriffen. Erstens wäre eine prominente Rolle im Bundesvors­tand dem Partei-Westen kaum zu vermitteln gewesen. Zweitens beobachtet der Verfassung­sschutz die AfD – was Höcke treibt, erfährt besonderes Augenmerk bei der Sammlung von Indizien. Aber: In zwei Jahren soll es eine Einerspitz­e geben. Und bis dahin will der Thüringer auch die Parteistru­kturen reformiere­n, schlagkräf­tiger machen. In seinem Sinne womöglich.

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