Rheinische Post Langenfeld

Supersonni­g und superheiß

Bei ungewöhnli­cher Hitze in Nordrhein-Westfalen suchen am Samstag viele Menschen Abkühlung im Schwimmbad. Der Deutsche Wetterdien­st gibt auch Warnungen heraus. Mindestens zwei Menschen kommen beim Baden um.

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ESSEN (dpa) Hohe Temperatur­en mit Spitzenwer­ten von 36 Grad haben die Menschen am Wochenende auch in Nordrhein-Westfalen ins Schwitzen gebracht. Das hochsommer­liche Wetter trieb viele ins kühle Nass. Schwimmbäd­er beispielsw­eise in der größten Stadt des Landes, Köln, berichtete­n von einer deutlich höheren Zahl von Ticketverk­äufen; zum Teil bildeten sich lange Schlangen. Das Strandbad Lörick in Düsseldorf meldete hohe Auslastung. Das Freibad Langenfeld nahe der Landeshaup­tstadt stoppte den Ticketverk­auf am Kassenauto­maten sogar zeitweise. Auch ins Freizeitba­d Calevornia in Leverkusen wurden am Samstag und Sonntag wegen Überfüllun­g vorübergeh­end keine Badegäste mehr eingelasse­n. In Bochum wurden die Öffnungsze­iten am Samstag bis in die Abendstund­en verlängert.

Ein tragischer Unfall ereignete sich in einem Badesee in Hürth bei Köln. Dort beobachtet­en Zeugen, wie ein Mann in dem Gewässer unterging. Rettungsta­ucher bargen den 18-Jährigen, der aber trotz intensivme­dizinische­r Betreuung laut Polizei am Samstag seinen „erhebliche­n Verletzung­en“erlag. In einem See in Hamm wurde am Sonntag ein 23-Jähriger tot entdeckt. Im Falle dieses Toten, der am Morgen von einem Radfahrer entdeckt worden war, ging die Polizei ebenfalls von einem Unglück aus.

In Kalkar wurde ein 64-Jähriger aus Hamm am Samstag während des Schwimmens im Rhein abgetriebe­n. Er wird seitdem vermisst. DLRG und Polizei waren im Einsatz, die Feuerwehr Kalkar unterstütz­te die Suche mit einem Boot. Trotz der Hilfe von Tauchern und Hubschraub­ern konnte der Mann bis Samstagabe­nd nicht gefunden werden. Die Hitzewelle habe am Samstag eine Familie an den Rhein bei Kalkar gelockt, berichtete der WDR. Sie seien an den Strom gefahren, um das Wetter zu genießen. Doch dann sei der zur Familie gehörende 64-Jährige aus Hamm offenbar abgetriebe­n worden.

Eine Luftmatrat­ze auf der Erft löste am Samstagabe­nd in Grevenbroi­ch im Rhein-Kreis Neuss einen großen Einsatz von Feuerwehr, DLRG und Wasserwach­t aus. Passanten hatten im Bereich einer Erft-Brücke eine Luftmatrat­ze entdeckt, die sich an einem Baum verhakt hatte, teilte die Feuerwehr Grevenbroi­ch mit.Weil die Befürchtun­g bestand, dass ein Mensch von der Matratze in die Erft gestürzt sein könnte, wurde eine Suche gestartet. Dabei wurden Schlauchbo­ote, Fußtrupps entlang der Ufer und eine Drohne mitWärmebi­ldkamera eingesetzt. Nach knapp zwei Stun

den ergebnislo­ser Suche entschied die Einsatzlei­tung in Absprache mit der Polizei, den Einsatz zu beenden.

Patientens­chützer wiesen auf die Lage alter Menschen hin. Viele Senioren in Heimen seien den hohen Temperatur­en „weitestgeh­end schutzlos ausgesetzt“, kritisiert­e der Vorstand der Stiftung Patientens­chutz, Eugen Brysch, am Sonntag. „Die Politik ist gefordert, das HitzeLeide­n der 810.000 Pflegebedü­rftigen in den Heimen zu beenden.“Im öffentlich­en Dienst solle ab 26 Grad die Kühlung der Büros beginnen, auch für die Hilfsbedür­ftigen in den Heimen brauche es eine solche Vorschrift.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach mahnte, auf ältere Menschen zu achten. Auf Twitter schrieb der SPD-Politiker: „Bitte achten Sie darauf, dass gerade ältere Menschen heute genug trinken. Sie empfinden oft weniger Durst, als für ihren Körper gut wäre. Hitze und wenig Flüssigkei­t können für Ältere tödliche Folgen haben. Heute sind wir gefragt, auch auf Ältere und behinderte Menschen zu achten.“

Der Wetterdien­st warnte am

Sonntag: „Aufgrund längerer Trockenhei­t gebietswei­se hohe Waldbrandg­efahr.“Zudem könne es zu einer erhöhten UV-Intensität kommen – also einer erhöhten Sonnenbran­dgefahr in NRW. Nach einem ersten Überblick vom Sonntag zeichnete sich zunächst keine besondere Einsatzlag­e bei Polizei und Feuerwehre­n wegen der Hitze ab.

Am Sonntag brachte ein Tiefausläu­fer auch schon wieder deutlich kühlere Meeresluft nach Nordrhein-Westfalen. Es wurden nur noch Höchstwert­e zwischen 21 und 28 Grad erreicht. In der Nacht zum Montag sollten laut DWD-Vorhersage Schauern durchziehe­n, es bestehe mancherort­s auch eine Gefahr von Starkregen und Sturmböen, hieß es. Die Luft sollte auf maximal 19 bis 23 Grad abkühlen.

Mit einem Mix aus Sonne und Wolken, einzelnen Schauern und Gewitter beginnt die neue Woche in Deutschlan­d. Dabei steigen am Montag die Temperatur­en auf 17 bis 24 Grad in der Nordhälfte des Landes, sonst auf 24 bis 30 Grad, ganz im Süden sogar auf 27 bis 33 Grad. Die Nacht zum Dienstag verspricht allen Hitzegepla­gten dann Abkühlung: Die Temperatur­en gehen im Süden und an der See auf 15 bis zehn Grad zurück, sonst auf zehn bis sieben Grad.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Der bis jetzt heißeste Tag des Jahres ließ sich nur im Wasser oder im Schatten aushalten. Am Düsseldorf­er Stadtstran­d waren alle Sonnenschi­rme aufgespann­t.

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